Hello, ahlan wa sahlan, willkommen in Ägypten, dem einstigen Reich der Pharaonen.
Ägypten ist ein spannendes Reiseland. Wenn du dich für alte Kulturen interessierst, kannst du unglaublich viel entdecken: die Pyramiden der Pharaonen, das Tal der Könige und riesige alte Tempel. Du unternimmst lieber etwas? Dann kannst du eine Unterwasser-Safari im Roten Meer machen oder mit einer Felukke auf dem Nil entlang schippern. Dabei erfährst du viel über das heutige Ägypten und wie die Kinder dort leben!
Lage und Landschaften
Ägypten liegt zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer. Es bildet fast ein Quadrat mit seinen langen Küsten im Norden und Osten. Die Grenzen zu Libyen und Sudan sind so gerade, als hätte man sie mit einem Lineal gezogen. Auch die Sinai Halbinsel gehört zu Ägypten. Sie ist eine Landbrücke, die Ägypten mit Asien verbindet. Der Suezkanal verläuft zwischen dem Sinai und dem restlichen Ägypten. Er verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer.
Zum Vergleich: Ägypten ist fast dreimal so groß wie Deutschland.
Die Küsten
Ägypten besitzt eine Küste am Mittelmeer mit einer Länge von rund 2 450 km. Zudem grenzt es an den Golf von Suez und Akaba. Im Südosten grenzt Ägypten an das Rote Meer.
Die ägyptische Mittelmeerküste wird auch Türkisküste genannt. Sie wird geprägt von dem riesigen Nildelta. Es verbindet das historische Zentrum von Alexandria mit malerischen Küstenstädten wie Rosetta und Marsa Matruh. Meist säumen flache Dünen die Küstengebiete am Mittelmeer.
Die Küste des Roten Meeres erstreckt sich über 800 Kilometer von der Halbinsel Sinai bis zur sudanesischen Grenze. Sie ist Teil der Red Sea Riviera. Die Küsten am Roten Meer sind schroff, häufig reichen die Gebirgszüge nahe an das Meer heran. Aufgrund der hohen Wassertemperatur gibt es hier zahlreiche Korallenriffe, in denen eine vielfältige Unterwasserwelt aus Pflanzen und Fischen gedeiht. Das Rote Meer ist eine bedeutende Urlaubsregion in Ägypten. Sie lockt zum Baden und zählt zu den besten Tauchgründen der Welt. Auf dem Foto oben siehst du Sharm el Sheikh, ein beliebtes Urlaubsziel am Roten Meer.
Die Wüsten
Fast ganz Ägypten - über 95 Prozent! - besteht aus Wüste. Der Nil fliesst mitten durch die Wüste und teilt sie in eine westliche Hälfte, die Libysche Wüste, und eine östliche Hälfte, die Arabische Wüste. Beide Wüsten sind Teil der Sahara, der größten Wüste der Welt.
Die Libysche Wüste
Die Libysche Wüste ist flach mit Schotterplateaus. Zwischen den beiden Oasen Farafra und Bahariyya erstreckt sich die Weiße Wüste. Sie wird so genannt, denn sie besteht hauptsächlich aus hellem Kalkstein. In der Libyschen Wüste liegt die Qattara-Senke, wie du auf der Karte oben sehen kannst. Die Senke ist 18.000 Quadratkilometer groß und befindet sich 133 Meter unterhalb dem Meeresspiegel. Sie besteht in der Hauptsache aus einer Salzpfanne mit wenigen Oasen und einem Sumpfgebiet. Die einzige ständig bewohnte Siedlung ist die Qara-Oase mit etwa 300 Bewohnern. Sie erhalten immer wieder Besuch von Beduinen, die mit ihren Herden durch die Senke ziehen. Die einzigen permanenten Pflanzen sind Akazien.
Geparden haben die Senke zu ihrem Jagdgebiet erwählt, denn hier leben verschiedene Antilopenarten. Die Oasen waren schon um 8000 v. Christus bewohnt. In pharaonischer Zeit dienten sie als militärische Vorposten gegen libysche Stämme. Die Weiße Wüste ist bekannt wegen ihrer außergewöhnlichen Kalksteinformationen, manche erinnern an Pilze, Bäume, Sphingen oder Menschenköpfe. Woher stammen diese Skulpturen aus Kalkstein? Sie sind am Ende der Kreidezeit entstanden und bestehen aus Plankton, das im Lauf von Jahrtausenden versteinerte. Sicher weißt du, dass Plankton nur im Meer vorkommt. Tatsächlich war dieser Teil der Wüste vor 80 Millionen Jahren noch vom Mittelmeer bedeckt. Kaum einer kann sich vorstellen, dass hier einmal Wale gelebt haben. Aber genau so war es! Mehr über Wale in der Wüste
Heute ist die Weiße Wüste ein Nationalpark und wird geschützt von Parkrangern. Man muss sogar Eintritt bezahlen, wenn man diese urzeitliche Landschaft erkunden will. Man findet darin Muscheln, Schnecken, Korallen, Tierknochen und versteinerte Zweige. Kaum vorstellbar, dass hier auch Tiere leben. Doch drei Quellen versorgen Wüstenfüchse, Gazellen und Wüstenspringmäuse mit Wasser. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen Felsformationen wie das Doppeltor, eine 2000 Jahre alte Akazie, und der Kristallberg.
Die Arabische Wüste
Die Arabische Wüste ist eine Gebirgswüste, die aus sanften Hügeln, Mittelgebirge und Hochgebirgsketten besteht. Die Berge steigen aus engen Trockentälern bis zu einer Höhe von 2 300 Metern auf. Die Täler sind angefüllt mit Schutt und feinstem Sand. Die Berge sind nicht bewachsen, doch sie sind sehr farbenreich. Woher das kommt? Von den Farben des verschiedenen Gesteins. Das Hochgebirge ist rötlich vom Granit, das Mittelgebirge erstrahlt in dunklerem oder hellerem Grün der Basalte und Diabase. Die Wüste ist fast menschenleer, hier wachsen kaum Bäume. Nur hin und wieder sieht man eine Akazie, Dornensträucher oder eine Palme.
Der Nil
Der Nil ist der längste Fluss der Welt und fließt 1 500 km durch Ägypten. Er fliesst vom Süden nach Norden durch die Wüste und bildet die Lebensader des Landes. Er trägt fruchtbares Schwemmland in die Wüste, dient den Ägyptern als Verkehrsweg und liefert Wasser.
Seit der Antike sorgt der Nil für die Ernährung von Millionen von Menschen. Die Felder am Nil gehören zu den ertragreichsten Flächen der Welt. Baumwolle, Mais, Weizen, Zuckerrohr, Reis, Obst und Gemüse werden dort angebaut. Bei Assuan ist 1970 der Assuan-Hochdamm angelegt worden, um aus Wasserkraft Energie zu gewinnen. Dadurch entstand der Nassersee, einer der größten künstlichen Seen der Erde. Der Damm ermöglicht es, das jährliche Nilhochwasser zu kontrollieren. So kann die landwirtschaftliche Produktion erhöht werden. Außerdem werden abgelegene Dörfer mit Strom versorgt. Der Staudamm hat einen gewaltigen Nachteil: Er hält große Mengen des fruchtbaren Nilschlamms zurück. Die Folge: Die Bauern müssen Kunstdünger einsetzen. Dadurch verschlechtert sich die Wasserqualität, was zur Belastung der Umwelt führt und Gesundheitsprobleme verursacht.
Das Nildelta
Nördlich von Kairo teilt sich der Nil in zwei Arme, die sich immer weiter verzweigen. Dadurch entstand ein sehr fruchtbares Delta, das mit über 24 000 qkm etwa so gross ist wie Baden Württemberg. Im Nildelta wird sehr viel Landwirtschaft betrieben. Hier haben sich auch zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt. Trotzdem ist noch Platz für Nilpferde, die hier seit Jahrtausenden heimisch sind. Weil immer mehr Wasser für die Bewässerung entnommen wird, ist der Pegel des Nils in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken. Außer dem Nil gibt es keine weiteren Flüsse. Wenn Regen fällt, sammelt er sich in Niederungen und bildet Salzseen.
Mehr über den Nil
Die Sinaihalbinsel
Der Sinai ist eine Halbinsel im Nordosten von Ägypten. Auf der Karte links kannst du sehen, dass sie Afrika und Asien verbindet. Im Norden grenzt die Sinaihalbinsel ans Mittelmeer. Im Süden grenzt Sinai an das rote Meer. Die Sinaihalbinsel besteht zum größten Teil aus Wüste. Flüsse gibt es auf dem Sinai nicht. Regen fällt nur selten. Wenn es im Winter zu einem Regenguss kommt, sammelt sich das Wasser in den Schluchten und Wadis. Wadis sind trockene Flussbetten, die nur nach starken Regenfällen Wasser führen. An manchen Stellen tritt Grundwasser zwischen den Felsen hervor. An diesen Quellen entstanden Oasen, in denen Dattelpalmen und Obstbäume wachsen.
Mehr über die Sinaihalbinsel
Das Klima in Ägypten
Das Klima in Ägypten ist subtropisch warm und trocken. Ägypten liegt innerhalb des nordafrikanischen Trockengürtels, deshalb herrscht in den meisten Teilen Ägyptens ein Wüstenklima. Lediglich an den Küsten am Mittelmeer ist das Klima mediterran. Im Winter regnet es gelegentlich. An der Küste des Roten Meeres herrscht ein subtropisches Wüstenklima. Die Meeresbrise bringt jedoch einen frischen Wind, der für ein angenehm heiß-warmes Klima sorgt. Hier regnet es fast nie. Im Sommer ist es richtig heiß, dann herrschen in der Hauptstadt Kairo 34 Grad Celsius, im Touristenzentrum am Roten Meer, Hurghada, 36 Grad und in Assuan im Südosten Ägyptens 41 Grad Celsius. Von März bis Juni weht ein aus heißer Sand- und Staubwind, der Chamsin, durch das Land. Richtig kalt wird es in den Bergen auf der Sinai-Halbinsel. Im Winter schneit es hier oft. Die Bewohner machen das beste daraus und sammeln das Schmelzwasser für den trockenen Sommer.
Die Tierwelt in Ägypten
Sicher kennst du Bilder von Kamelen, auf denen Touristen zu den Pyramiden reisen. Kamele gab es in Ägypten früher nicht. Sie wurden erst von arabischen Händlern nach Ägypten gebracht. Heute sind sie dort unverzichtbare Nutztiere.
Doch welche Wildtiere sind in dem Wüstenstaat heimisch? In Ägypten leben alle Arten von Wüstentieren wie Schakale, Hyänen, Wildkatzen und Wüstenfüche. Kleintiere wie Hasen, Springmäuse, Echsen und Skorpione haben sich an das Leben im heißen Wüstensand angepaßt.
In den Sandmeeren der Libyschen Wüste können nur Sandvipern, Skorpione, nachtaktive kleine Echsen und Käfer überleben. Der prominenteste Käfer ist der Skarabäus. Die ägyptische Landschildkröte links im Bild ist mit ihrer Tarnfarbe eigentlich sicher vor Freßfeinden unterwegs. Trotzdem ist die schön gezeichnete Schildkröte selten geworden.
In den Felsmassiven der Arabischen Wüste in Ostägypten und im Sinai ist die Tiervielfalt größer. An den Wasserstellen versammeln sich kleine Gazellen. Kleinviehnomaden ziehen mit ihren Schafen, Ziegen und Eseln von Wasserstelle zu Wasserstelle und lassen die Tiere an den Trockengräsern und Dornsträuchern fressen. Gefährlich für Mensch und Tier sind die Kobras und Hornvipern, die unter Steine und Felsen auf ihre Opfer lauern. Sieh genau hin, dann erkennst du auch die vielzähligen Kleintiere wie Sandechsen, Dornschwänze, rechts im Bild, handtellergroße Walzenspinnen, Skarabäen, Skorpione, Hornvipern und Kobras. Im Sinaigebirge erklimmen Steinböcke die Felsen. Klippschiefer tummeln sich in der Nähe von Akazienbäumen und Tamarisken. Wüstenfüchse jagen nach Wüstenspringmäusen und Wüstenhasen. Zahlreiche Käferarten krabbeln über die felsigen Böden. Gefährlich für Mensch und Tier sind die Kobras und Hornvipern, die unter Steine und Felsen auf ihre Opfer lauern.
Sowohl das Niltal als auch das Delta sind die Heimat vieler Vogelarten wie Kuhreiher, Graufischer, Kraniche, Wildgänse und Wiedehopfe am Nilufer. Während der Wintermonate gesellen sich europäische Zugvögel hinzu.Im Ackerland und in den Felsen nisten der Stentorrohsänger, die Rauchschwalbe, der Erznektarvogel, der Graubülbül. Raub- und Aasvögeln wie Geier, Habichte und Milane kreisen am Himmel auf der Suche nach Beute. Nilkrokodile, die im Altertum überall im Nil zu finden waren, gibt es heute fast nur noch am Nassersee. Rechts im Bild siehst du einen ägyptischen Falken. Mehr über Tiere in der Sahara
Willst du mehr über die Tiere im alten Ägypten wissen? Sieh dich bei den ägyptischen Göttern um.
Kairo, die Hauptstadt Ägyptens
Kairo ist die Hauptstadt Ägyptens und mit knapp 20 Millionen Einwohnern die größte Stadt von Afrika. Sie liegt etwa 20 km von dem alten Theben entfernt, der einstigen Hauptstadt des Pharaonenreiches. Kairo entstammt dem Arabischen und bedeutet „die Starke“. Kairo liegt im Tal des Nils, kurz bevor sich der Fluss in zwei Arme aufteilt, wie du auf der Karte oben sehen kannst. Kairo befindet sich östlich des Nils.
Kairo ist im Süden von Wüste umgeben, im Norden wird die Stadt vom Nildelta begrenzt. Der Nil fliesst durch die Stadt hindurch und bildet einige Inseln. Die größte Insel ist die zentral gelegene al-Gesira, auf der sich das Opernhaus und der 187 Meter hohe Fernsehturm befinden. Der Turm erinnert in seiner Bauweise an eine Lotusblume. Er besitzt eine Aussichtsplattform, von der aus man einen phantastischen Ausblick auf die Stadt hat. Mehrere Brücken verbinden die Insel al-Gesira mit den gegenüberliegenden Flussufern. Die Insel kannst du auf dem Foto oben sehen. Wolkenkratzer, Bankentürme und prächtige Hotelanlagen prägen das moderne Kairo. Im Westen ragen die Pyramiden von Gizeh in den Himmel. Sie sind so nah, dass man von Kairo aus mit der U-Bahn in 15 Minuten dorthin gelangt. Dass die Pyramiden westlich des Nils gebaut wurden, hatte einen Grund. Die alten Ägypter glaubten, dass ihre Seelen nach dem Tod in den Westen ziehen, wo die Sonne untergeht.
Die Stadt ist das wichtigste Geschäftszentrum des Nahen Ostens. Hier befinden sich der Regierungssitz sowie die Geschäftszentren zahlreicher Konzerne und Wirtschaftsorganisationen. Der größte Wirtschaftsbereich der Stadt ist der öffentliche Sektor,dazu gehören Regierung und das Militär. Etwa ein Drittel aller ägyptischen Industriebetriebe sind im Raum von Kairo angesiedelt. Die Stadt ist das bedeutendste Verlagszentrum im Nahen Osten. Der Fremdenverkehr ist von großer Bedeutung für die Stadt. Er ist tatsächlich die größte Deviseneinnahmequelle, denn Kairo bietet eine Unmenge an historischen Sehenswürdigkeiten. So kommt es, dass zu den Hauptverkehrszeiten Kairo in Staus und Abgasen versinkt. Augen auf und durch heißt es. Zebrastreifen? Ampeln? In Kairo sehr selten. Wer die Straße überqueren will, braucht Mut und Übung. Nicht umsonst gibt es hier die meisten Verkehrstoten unter Fußgängern und Radfahrern. Kairo hat mehrere Flughäfen zu bieten, den Kairo Flughafen International und den Flughafen Kairo-Almaza.
Ein Reise-Tipp: Besuche „Dr. Ragab's Pharaonic Village“, es ist ein pharaonisches „Disneyland. Mit 150.000 Quadratmeter ist der Park ein riesiges Gelände, auf dem du genaue Nachbildungen alter ägyptischer Bauten besichtigen kannst. Junge Ägypter zeigen in alten Trachten, wie das Leben und Arbeiten in der Zeit des Alten Ägyptens war. Sie sind mit alten Werkzeugen und Ackergerät ausgestattet, so dass man auch sehen kann, wie die alten Ägypter Ackerbau betrieben und wie sie gebaut haben. Ein Höhepunkt ist die Nachbildung des Grabes von Tutanchamun.
Alexandria
Die zweite große Stadt Ägyptens ist Alexandria, benannt nach ihrem Gründer Alexander dem Großen. Sie liegt am Mittelmeer, an der Mündung des Nils und besitzt den größten Hafen des Landes. Alexandria ist kleiner als Kairo und hat auch weniger Einwohner. Doch sie beherbergt bedeutende Bauten des Altertums.
Einst befand sich in Alexandria die größte Bibliothek der Antike. Sie enthielt Literatur wie auch alle bedeutenden wissenschaftlichen Schriften des Altertums. Leider ist dieses Wissen durch einen Brand völlig zerstört worden. Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der großen und einst einflussreichen Stadt zieht viele Besucher an. Hier kannst du die antiken Römischen Katakomben besuchen.
Sehenswürdigkeiten in Ägypten
In keinem anderen afrikanischen Land gibt es so viel über Geschichte zu entdecken wie in Ägypten. Du kannst eine Zeitreise durch das alte Pharaonenreich machen und prachtvolle Tempel und Gräber besuchen. Die Pyramiden von Gizeh sind das letzte noch existierende Weltwunder der Antike. Sie zeugen von der Genialität der alten Ägypter, denn sie haben die Pyramiden geschaffen, noch bevor sie das Rad kannten! Spannend ist eine Reise auf dem Nil. Du kannst dabei die berühmten Tempelanlagen von Luxor besuchen, das Tal der Könige und den Totentempel der Pharaonin Hatschepsut. Nicht zu vergessen das Grab des berühmten Tutanchamun! Das Ägyptische Museum bietet in einer eigenen Kinderabteilung einen Streifzug durch die sagenhafte Welt der Pharaonen, mit vielen Infos über das Leben der Ägypter, den Totenkult und die faszinierende Götterwelt.
Mehr über die Sehenswürdigkeiten von Ägypten im afrika-junior Reiseführer
Wirtschaft und Bodenschätze
Landwirtschaft
Bestimmt hast du schon Tomaten und Bohnen aus Ägypten gegessen, und vielleicht ist das T-Shirt, das du gerade trägst, aus ägyptischer Baumwolle. Denn wir beziehen einge ganze Menge landwirtschaftliche Produkte aus dem Wüstenland in Nordafrika. Tatsächlich besteht fast ganz Ägypten aus Wüste. Nur 2,5 Prozent des Landes können als Ackerland genutzt werden. Doch durch den Nil ist eine intensive Landwirtschaft möglich. Mehr als dreißig Prozent der Ägypter leben davon. Sie bauen Baumwolle an, das eines der wichtigsten Exportgüter ist. Daneben werden Zuckerrohr, Mais, Reis, Weizen, Hirse Kartoffeln, Gerste und Zwiebeln angebaut. Auch Wassermelonen, Zitrusfrüchte, Mango, Datteln, Feigen und Wein wachsen. Als Nutztiere dienen Büffel, Rinder, Ziegen, Esel, Hühner und Schafe.
Schon gewusst? Früher sorgte der fruchtbare Schlamm des Nils für die Düngung des Bodens. Mit dem Bau des Assuan-Staudamms wurden leider die Überschwemmungen des Flusses eingedämmt. Seitdem müssen die Bauern mehr Düngemittel einsetzen, die den Nil belasten.
Bodenschätze und Industrie
Ägypten ist der viertgrößte Ölproduzent von Afrika. Daneben sind Gold, Uran, Phosphate, Eisenerz und Erdgas wichtige Exportgüter. Ein Drittel der Menschen arbeitet in der Landwirtschaft und in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte. Ägyptens Baumwoll- und Textilindustrie sind nach dem Staat der größte Arbeitgeber. Viele arbeiten auch in Zucker-, Zement- und Kunstdüngerfabriken. Erstaunlich viele Ägypter sind im Tourismus beschäftigt. Sie sind im Hotelgewerbe tätig, als Fremdenführer oder sie arbeiten in kleinen Werkstätten, in denen sie Souvenirs, Schmuck und Spielzeug für Touristen fertigen. Ägypten ist ein reiches Land. Trotzdem lebt ein Viertel der Ägypter unter der Armutsgrenze. Das Durchschnittseinkommen beträgt im Monat umgerechnet etwa 260 EURO. Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt, dass eine Familie etwa 100 EURO nur für Lebensmittel ausgeben muss.
Kinderarbeit und Straßenkinder
Vielen Kindern in Ägypten geht es gut, sie leben in gesicherten Verhältnissen und können die Schule besuchen. Doch arme Familien kommen ohne den Zusatzverdienst ihrer Kinder nicht über die Runden. Etwa zwei Millionen Kinder arbeiten, statt die Schule zu besuchen. Sie erledigen Jobs auf den Märkten, arbeiten als Schuhputzer, Boten, schuften in Webereien, helfen bei der Ernte oder sammeln und sortieren Müll. Ebenso viele sind als Hausangestellte tätig oder arbeiten in der Fischerei und Landwirtschaft. Die meisten tragen so zum Familieneinkommen bei. Waisenkinder bringen sich mit Hilfsjobs über die Runden. Sie schlagen sich alleine durch. Wie viele Kinder auf den Straßen von Kairo und Alexandria leben, weiß niemand so genau. Hilfsorganisationen wie SOS Kinderdorf schätzen, dass es eine Million sein könnte. Meist sind sie vor Gewalt und Missbrauch geflüchtet, doch auf der Straße erwartet sie oft noch schlimmeres Unrecht. Sie betteln und stehlen, um satt zu werden. Immer wieder werden sie von der Polizei eingesammelt und zu ihren Eltern zurück gebracht. Doch bald machen sie sich wieder davon und suchen Schutz in der Gemeinschaft der anderen Straßenkinder. Sie schlafen in abgestellten Zügen, auf Parkbänken oder in Pappkartons auf dem Gehsteig. Zwar kümmern sich einige westliche Hilfsorganisationen oder kirchliche Organisationen um die Kinder. Doch es sind so viele, dass sich die ägyptische Gesellschaft und ihre Regierung darum kümmern müssen, um diesen verwaisten Kindern ein zu Hause zu geben.
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Völker und Sprachen
Die Mehrzahl der Ägypter lebt im Niltal, an den Küsten und in den Großstädten des Landes, in Kairo und Alexandria. Ägypten ist ein junges Land. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist jünger als 14 Jahre. Die Bevölkerung wächst rasch, jedes Jahr werden etwa 1,2 Millionen Kinder geboren. Dadurch entsteht ein gewaltiger Druck auf die Wirtschaft wie auch auf das dicht bevölkerte Siedlungsland. Fühlen sich die Bewohner des Landes als Nachfahren der alten Ägypter? Immer wieder haben sich Historiker gefragt, was mit den alten Ägyptern geschehen ist. Sind sie im Lauf der Jahrtausende verschwunden, sind sie aufgegangen in der Vermischung mit anderen Völkern? Und gibt es noch direkte Nachfahren der alten Ägypter? Tatsächlich haben Wissenschaftler mit genetischen Studien herausgefunden, dass das Ägyptische Volk nahezu unverändert geblieben ist. Und das, obwohl viele fremde Völker wie Griechen, Römer, Berber und Araber in Ägypten eingedrungen sind! Die nächsten verwandten Völker sind die Berber, die hauptsächlich westlich von Ägypten leben und Araber, die östlich von Ägypten siedeln.Trotzdem behaupten zwei Völker im Land, dass nur sie die wahren Nachfahren der alten Ägypter sind. Dazu zählen die koptischen Christen, die eine Minderheit in dem islamischen Land sind.
Mehr über die Kopten Auch die Bedscha behaupten, dass sie von den alten Ägyptern abstammen.
Mehr über die Bedscha
Sprachen
Gibt es noch eine ägyptische Sprache? In abgewandelter Form ja. Und zwar in der Sprache der Kopten. Sie stellt die jüngste Entwicklungsstufe des Ägyptischen dar. Heute weiß man, dass das Ägyptische sogar die Sprache ist, die von allen Sprachen über den längsten Zeitraum hinweg schriftlich belegt ist, nämlich über sagenhafte 5 000 Jahre hinweg. Ein Stein spielt eine besondere Rolle für das Ägyptische, der Stein von Rosette. Dieser Stein wurde 1799 gefunden und enthält ein Dekret eines ptolemäischen Königs in fünf verschiedenen Sprachen. Durch einen Vergleich der Sprachen konnte man viele altägyptische Texte übersetzen und verstehen. Auf der Abbildung rechts siehst du den Stein, eingefügt in eine Stele, wie sie damals ausgesehen haben könnte. Heute ist arabisch die Amtssprache in Ägypten, damit drücken die Ägypter aus, dass sie sich der arabischen Welt zugehörig fühlen. Im Alltag wird eine Art ägyptisches Arabisch gesprochen, eine Mischform aus beiden Sprachen. Jedoch sprechen viele Ägypter auch französisch und englisch. Diese europäischen Sprachen sind ein Erbe der Kolonialzeit.
Ägypten ist ein islamisches Land
Der Islam ist seit 642 nach Christus die vorherrschende Religion in Ägypten. Wie überall in Nordafrika ist es der sunnitische Islam, der sich durchgesetzt hat. Auch in der heutigen Flagge von Ägypten kann man die Verbundenheit mit dem Islam erkennen. Ganz oben links siehst du die Flagge Ägyptens. Sie zeigt drei waagerechte Streifen in Rot, Weiß und Schwarz mit dem goldenen Adler Saladins. Rot erinnert an die Kämpfe der Revolution und das dabei vergossene Blut, Weiß steht für eine strahlende Zukunft und Schwarz für die dunkle Vergangenheit. Der Adler ist das Symbol des Sultans Saladin und eine Idolfigur der Arabischen Einheit. Der Islam hat das gesellschaftliche Leben und die Kultur in Ägypten stark verändert. Vor allem die gesellschaftliche Stellung der Frau hat unter dem Islam gelitten. Das Leben von Männern und Frauen ist strikt getrennt. Der Platz der Frauen ist in der Familie. Auf dem Land sind Frauen oft verschleiert. In den Städten tragen die jungen Ägypterinnen meist ein Kopftuch. Öffentliche Verkehrsmittel werden von Frauen und Männern getrennt genutzt. In den Cafes sieht man fast nur Männer. Das ändert sich langsam, denn immer mehr Frauen ergreifen einen Beruf und sind unabhängig.
Schulen und Bildung
In Ägypten besteht eine allgemeine Schulpflicht und der Unterricht ist kostenlos. Doch für Bücher und Schuluniform müssen die Eltern tief in die Tasche greifen. Fast alle Kinder besuchen die Grundschule, bis auf Kinder aus armen Familien. Hier sind es nur zwei Drittel, die eine Schule besuchen. Meist sind es die Mädchen, die zu Hause bleiben. Sie helfen bei der Feldarbeit und werden schon früh darauf vorbereitet, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Meist sind die Klassen überfüllt. Die Kinder erreichen das Klassenziel oft nur durch Nachhilfestunden. Lehrer an öffentlichen ägyptischen Schulen verdienen sehr wenig. Um die Halbjahres- und Jahresprüfungen zu bestehen, nehmen viele Schüler Nachhilfestunden. Nur so können die Lehrer ihren Verdienst aufbessern. Auch diese Mehrkosten müssen von den Familien getragen werden, dabei kommen dann meist die Mädchen zu kurz. Auf dem Lehrplan stehen dieselben Fächer, die du auch hast wie Rechnen und Mathe, Sprachen, Geographie, Musik, Sport und Geschichte. Das gute am ägyptischen Schulsystem: Am Ende des Schuljahres werden keine Noten verteilt wie in Deutschland, sondern die Lernleistungen werden in Prozenten angegeben. 90 bis 100 % gelten als exzellente Leistungen. Die Schulen werden ziemlich autoritär geführt, Prügelstrafe wird oft angewendet. Schülervertretungen werden erst aufgebaut. Seit mehr als fünfzig Jahren besteht Schulpflicht, trotzdem kann ein Viertel der Ägypter nicht lesen und schreiben. Wie in anderen nordafrikanischen Ländern gibt es auch in Ägypten islamische Koranschulen.
Mehr über Schulen in Afrika
Schon gewusst? Eine Besonderheit in Ägypten ist die Kairoer Al-Azhar-Universität. Sie besteht bereits seit 983 n. Christus und ist ein Zentrum islamischer Gelehrsamkeit.
Was spielen Kinder in Ägypten?
Viele ägyptische Kinder müssen nach der Schule arbeiten. Zum Spielen bleibt da nicht viel Zeit. Die Jungs spielen am liebsten Fußball. Einige Spiele lieben alle Kinder, zum Beispiel den "Schlangentanz". Ein Kind steht in einem Kreis. Die anderen Kinder knien außerhalb des Kreises und versuchen, die Füße des Schlangentänzers zu fassen zu kriegen. Wer einen Fuss packt, darf als nächster in den Kreis und tanzen.
Mehr über afrikanische Kinderspiele
Geschichte
Machen wir eine Zeitreise ins Ägypten vor mehr als 5.000 Jahren: Entlang des Nils lebten etwa eine Million Menschen, Fischer, Bauern und Jäger. Sie kamen aus der Sahara, die damals noch aus Savannen bestand und immer mehr austrocknete. Das Niltal bot einen neuen Lebensraum. Die jährlichen Überschwemmungen verwandelten das Land entlang der Flussufer in eine fruchtbare Oase. So konnten sie einmal im Jahr üppige Ernten erzielen.
Der Nil bildete die Grundlage für viele kleine Reiche. Die Fürsten führten zahlreiche Kriege um die Vorherrschaft über das Niltal und seine fruchtbaren Felder. Bis ein Herrscher auftrat, der ein geeintes Ägypten anstrebte: Es war König Narmer. Er vereinte die kleinen Reiche und herrschte über ein riesiges Gebiet. Damit begann die eindrucksvollste Hochkultur des Altertums, das Pharaonenreich. Das Reich der ägyptischen Könige währte 3000 Jahre. Mehr über das Reich der Pharaonen
Was nach der Pharaonenzeit geschah
Nach der Pharaonenzeit erlebte Ägypten viele Fremdherrschaften, angefangen mit den Römern, die Ägypten kolonisierten und später den Arabern, die das Land besetzten. Auch die Osmanen beherrschten einige Jahrhunderte das Land am Nil. Nach vielen Fremdherrschaften erlangte Ägypten im Jahr 1936 seine Unabhängigkeit. Die ägyptische Flagge erzählt mehr über die jüngere Geschichte von Ägypten. Die Flagge geht auf die arabische Befreiungsflagge zurück, die 1952 eingeführt wurde. Damals wurde die Monarchie in Ägypten abgeschafft. Die Farben bedeuten folgendes: Rot symbolisiert die Revolution in Ägypten. Weiß steht für seine strahlende Zukunft. Schwarz erinnert an die dunklen Tage der Vergangenheit vor der Revolution. Der goldene Adler im Zentrum des weißen Streifens steht für Saladin, den ersten Sultan Ägyptens im 12. Jahrhundert. Mehr über die Zeit nach dem Pharaonenreich
Ägypten heute
Derzeit ist Ägypten eine Präsidialrepublik, in der die Rechte für die Bevölkerung eingeschränkt sind. Der Präsident ist Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Damit besitzt er große Macht. Zugleich ist Ägypten ein islamischer Staat. Der Islam wurde 1980 sogar zur Staatsreligion erklärt. Seitdem gibt es immer wieder Streit zwischen islamischen Religionsführern und militärischen Führern. Die Ägypter demonstrierten 2011 gegen die Regierung. Diese Zeit nannte man "Arabischer Frühling". Millionen von Ägyptern gingen auf die Straße, um das autoritäre Regime abzusetzen. Freie Wahlen wurden abgehalten. Doch die nachfolgenden Regierungen haben die Mißstände nicht beseitigt. Das Land befindet sich in einem wirtschaftlichen Niedergang, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Der Mann auf dem Foto links, auf dem Löwenkopf, hält eine ägyptische Flagge hoch als Zeichen dafür, dass das Land seinen Bewohnern gehört. Und die Bewohner wollen ein demokratisches Ägypten. Der Großteil der Bevölkerung leidet unter den derzeitigen Zuständen. Es gibt keine Pressefreiheit. Die Gleichberechtigung der Frauen ist eingeschränkt, und die Menschenrechte werden wenig geachtet.
Wie steht es um die Kinderrechte in Ägypten?
Kinderrechte sind Menschenrechte. Aber die Kinderrechte gelten leider nicht viel in dem Land. Ägypten hat zwar die UN Charta für Kinderrechte unterzeichnet und die Rechte von Kindern sollen geachtet werden. Aber gilt das für alle Kinder in Ägypten? Etwa ein Fünftel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Und Kinder aus armen Familien genießen oft nicht die Rechte, die ihnen zustehen. Dazu zählen das Recht auf Gesundheit oder das Recht auf Bildung. Zwar besuchen über 90 Prozent aller Kinder die Grundschule, doch Mädchen sind immer noch benachteiligt. Sehr verbessert hat sich die Praxis der Genitalbeschneidung. In früheren Jahren wurden fast alle Mädchen beschnitten, heute sind es "nur" noch zwanzig Prozent. Das ist immer noch zu viel, aber es werden immer weniger. Das liegt auch daran, dass es in Ägypten ein Gesetz gibt, das Genitalverstümmelung verbietet. Schlimm ist, dass in einigen ägyptischen Familien und Schulen Gewalt als Erziehungsmittel akzeptiert ist. Manche Kinder werden sogar von ihren Eltern oder Lehrern zu Tode geprügelt. In den armen Gegenden und auf dem Land ist es besonders schlimm. Hier ist es für die Älteren wichtig, dass Kinder gehorsam sind. Manche Lehrer denken auch, dass Kinder unter Druck und mit Gewalt besser lernen.
Berühmte Persönlichkeit: die Pharaonin Hatschepsut, die erste Frau auf dem Thron Ägyptens
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