Karibu, willkommen in Tansania! Jedes Jahr findet hier das größte Naturschauspiel unseres Planeten statt: Zu Beginn der Regenzeit ziehen riesige Tierherden durch die Savanne auf der Suche nach frischem Gras und Wasser.
Lage und Landschaften
Tansania liegt im Hochland von Ostafrika, nahe am Äquator. Wie sein nördlicher Nachbar Kenia besitzt Tansania einen langen Küstenstreifen am Indischen Ozean. Vor der Küste liegen mehrere Inseln, die größte ist die Gewürzinsel Sansibar. Wie du auf der Karte oben sehen kannst, ist Tansania von Uganda, Malawi, Sambia, Mosambik, Ruanda und Burundi umgeben. Von Lavageröllwüsten bis hin zum ewigen Eis auf dem Kilimandscharo hat Tansania alle Arten von Landschaften zu bieten. Doch zum großen Teil wird Tansania von weiten Savannen geprägt. Sie reichen von endlosen Graslandschaften bis hin zu Baumsavannen. In den Baumsavannen wachsen Akazien und Affenbrotbäume.
Die Küste am Indischen Ozean
Das Festland von Tansania besteht aus Hochebenen und dem bis zu 64 Kilometer breiten Küstenstreifen, der sich über eine Länge von 1.425 km am Pazifik erstreckt. Die tropischen Küstengebiete sind teilweise von dichten Mangrovensümpfen gesäumt.
Die langen Strände des tansanischen Festlandes werden im Vergleich zum berühmten Sansibar Inselreich selten besucht. Von der Küstenmetropole Dar es Salaam bis hinauf in die wichtige Hafen- und Industriestadt Tanga finden sich Kleinode wie die ehemalige deutsche Kolonialhauptstadt Bagamoyo und das arabisch geprägte Pangani. Die ganze Küste Ostafrikas ist geprägt von der Geschichte des Sklavenhandels. In jeder größeren Stadt finden sich Zeugnisse dieses bitteren Kapitels. Zum Beispiel in Bagamoyo. Die Stadt wurde im 18. und 19. Jahrhundert von arabischen Sultanen regiert, die dort ihren zentralen Handelshafen für Sklaven und Elfenbein hatten. Während der Kolonialzeit war der Ort Hauptsitz der deutschen Verwaltung. Heute ist Bagamoyo ein verschlafenes Fischerdorf. Einige Gebäude, die stark verfallen sind, erinnern an seine wohlhabende Vergangenheit. Wie überall in der Küste des Indischen Ozeans ist der Tidenhub so stark, dass man bei Ebbe fast zwei Kilometer weit zum Riff laufen kann. Die Fischer auf dem Foto oben bereiten sich auf den Fang vor.
Die Hochebenen im Norden und Westen
Tansania wird von großen Hochebenen bestimmt, die vor 35-40 Millionen Jahren entstanden sind. Die bedeutendste ist das Zentralplateau, das sich auf 1.200 Metern Höhe im Norden und Westen des Landes erstreckt. Die Savannen im Norden werden von Feucht- und Trockensavannen bestimmt, hier wachsen Schirmakazien und Baobab-Bäume, die typisch sind für die Landschaft Afrikas.
Die Serengeti
Im Nordwesten von Tansania liegt die Serengeti, einer der berühmtesten Naturräume der Erde. Sie ist Schauplatz der jährlichen Wanderung von über 2 Millionen Tieren. Der Name Serengeti kommt aus der Sprache der Massai, „Siringitu“ und bedeutet „Endlose Ebene“. Eine Besonderheit ist der Ngorongoro Krater am Rand der Serengeti, einem der größten Naturschutzgebiete Afrikas. Der Einsturzkrater entstand vor drei Millionen Jahren nach der Explosion eines 5 800 m hohen Vulkans. Man fand dort einige der ältesten Spuren der Menschen. Das Ngorongoro-Serengeti-Ökosystem gilt als ein „Stück Garten Eden in Afrika“, denn sie ist eine der schönsten und tierreichsten Landschaften der Erde. Sie erstreckt sich vom Norden Tansanias bis in die Masai Mara in Südkenia über eine Fläche von 30 000 km². Im Ngorongoro Krater am Rand der Serengeti fand man einige der ältesten Spuren der Menschen. Die Hälfte davon ist als Nationalpark geschützt.
Massai Steppe wird das Gebiet östlich des Victoriasees genannt, denn hier liegt das Hauptwandergebiet der Massai. Sie erstreckt sich vom Fuß des Kilimandscharo bis zu den Nguru Mountains.
Die Bergregionen im Norden und im Zentrum des Landes
Der Kilimandscharo ist das höchste Bergmassiv von Afrika. Heute wandern Elefantenherden friedlich durch die Ebenen rings um den Kilimandscharo. Das war nicht immer so.
Vor Millionen von Jahren erschütterten gewaltige Vulkanausbrüche den Kontinent. Es war die Geburtsstunde des Kilimandscharo. Im Osten und in der Mitte Afrikas bildeten sich zwei tiefe Risse, der Ostafrikanische Grabenbruch und der Zentralafrikanische Graben. Der ostafrikanische Graben verläuft mitten durch das Land, der Zentralafrikanische Graben verläuft im Westen Tansanias.
Mehr über den Ngorongoro Krater
Zu beiden Seiten des ostafrikanischen Grabens erhoben sich gewaltige Vulkane, der 4566 m hohe Mount Meru und der fast 5.895 Meter hohe Kilimandscharo. „Kilimanjaro“ wird das gesamte Bergmassiv genannt, dessen höchster Gipfel ist der Mount Kibo.
Schon gewusst? Der Schnee auf dem Mount Kibo ist seit 1912 um 80 Prozent zurückgegangen.
Der Süden
Trockenwälder bilden eine Übergangszone zwischen den Savannen und den Bergregenwäldern im Westen. Je näher man zur Küste kommt, umso mehr bestimmen Palmen die Landschaft. Das südliche Hochland mit einer Höhe von etwa 900 bis 1.200 Meter erstreckt sich zwischen dem Rufiji River und dem Ruvuma Fluss. Teil des Hochlandes sind die Poroto Berge und die Livingstone Berge.
Die Gewässer
Tansania ist das wasserreichste Land des Kontinents. Zahlreiche Flüsse durchfliessen das Land und drei der größten Seen des Kontinents befinden sich in Tansania: der Viktoriasee im Norden, der Tanganjikasee im Westen und der Malawisee im Süden. Die Grenzziehung in Tansania stammt noch aus kolonialen Zeiten. Dabei haben sich die Kolonialherren an den Seen und dem Verlauf der Flüsse orientiert.
Der Victoriasee
Der Victoriasee verbindet drei Länder: Tansania, Kenia und Uganda. An seinen Ufern leben dreißig Millionen Menschen. Der Victoriasee ist Afrikas größter See. Er ist so groß, dass man von vielen Stellen aus das andere Ufer nicht sehen kann. Kein Wunder, denn mit einer Fläche von 68 000 qkm ist er fast so groß wie Bayern. Im See tummeln sich etwa 550 verschiedene Fischarten. Doch der Artenreichtum ist bedroht, seit der Nilbarsch vor vielen Jahrzehnten hier eingesetzt wurde. Da er sich sehr schnell vermehrt, erhoffte man sich reichere Fischerträge. Doch der gefräßige Nilbarsch vertilgte Mengen von kleineren Fischen, wodurch viele Arten fast verschwunden sind. Jede Verminderung von Artenvielfalt bedeutet eine Verarmung unserer Erde. Nun ist etwas Paradoxes geschehen: Seit so viel Nilbarsch gefangen und exportiert wird, weil er in Europa und den USA gern gegessen wird, sinkt der Nilbarschbestand und die anderen Fische können sich wieder vermehren.
Der Malawisee liegt an der Grenze zu Malawi, dem westlichen Nachbarn Tansanias. Beide Länder streiten sich darum, wo genau die Grenze im See liegt. Der See wird auch Njassassee genannt. Er ist ein meromiktisches Gewässer. Das bedeutet, dass sich verschiedene Wasserschichten nicht vermischen.
Der Kagera River, der auch Schwarzer Nil genannt wird, bildet die Grenze zu Ruanda. Der Ruvumbu und Malagerisi befinden sich an der Grenze zu Burundi. Der Kalamo River bildet die Grenze zu Sambia, der Songwe bildet die Grenze zu Malawi. Der Ruvuma River trennt Sambia und Tansania von Mosambik. Ein weiterer wichtiger Fluss ist der Mara River im Norden der Serengeti, der alljährlich im Oktober/November zum Schauplatz eines spektakulären Naturschauspiels wird, wenn die Gnus ihn auf ihrer Migration zweimal überqueren müssen.
Der Rufiji Fluss verläuft quer durch Tansania. Er entsteht durch den Zusammenfluss des Kilombero und des Luwegu und mündet in den Indischen Ozean. Sein großes Delta liegt etwa 200 km südlich von Daressalam. Das Delta beherbergt einen der größten Mangrovenwälder der Welt. Von der Quelle im Südwesten Tansanias, im Gebiet der Wamaschonde, bis zu der Mündung in den Mafia-Kanal hat er eine Länge von ungefähr 600 Kilometer. Größter Nebenfluss des Rufiji ist der Ruaha. Der Rufiji fließt durch das Wildreservat Selous, das größte kontrollierte Wildschutzgebiet Afrikas. Durch Tansania fliesst der weiße Nil, einer der beiden Quellflüsse des Nils, bevor er sich in Sudan mit dem Blauen Nil zum längsten Strom der Erde vereint.
Sansibar – die Gewürzinsel
Zu Tansania gehören einige Inseln. Die bekannteste Inselgruppe ist das Archipel Sansibar, das vor der Küste im Indischen Ozean liegt. Sansibar ist ein halbautonomer Teilstaat von Tansania.
Das Inselreich ist bekannt für seine Vielfalt an Gewürzen, die nur hier gedeihen. Auf den Feldern werden Gewürznelken angebaut, Kokospalmen, Vanille- und andere Gewürzbäume. Eine landschaftliche Besonderheit bilden die fünf Meter hohen Mangrovenbäume. Sansibar hat aber auch eine dunkle Vergangenheit als Sklaveninsel.
Zum Vergleich: Tansania ist zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland, aber weit weniger dicht besiedelt.