Das Tal der Wale

Der Wüstenwind enthüllte im vorigen Jahrhundert ein Geheimnis aus den Urzeiten der Erde. Ein Teil Ägyptens war vor 30 bis 40 Millionen Jahren ein Meer.

Panorama vom Wadi al Hitan (c) Volker Scherl

 

 

 

 

Stell dir vor, die siehst nicht Sand und Felsen wie auf diesem Foto sondern blaues Meer mit Mangrovenwäldern an den Küsten. Am Himmel ziehen riesige Vögel ihre Kreise, du hörst ihre Rufe, mit denen sie die Walwanderungen begleiten. Im Meer schwimmen Wale, Haie und Schildkröten. An den Meeresfelsen wachsen Muschelkolonien und Korallenbänke. Plötzlich schwappt eine riesige Welle an Land, eine Wasserfontäne zischt nach oben, dann erhebt sich ein riesiger Wal aus dem Meer. Er ist sagenhafte 18 Meter lang. Behäbig watschelt er auf seinen kurzen Hinterbeinen an Land. Alles pure Fantasie?

Urzeitliche Wale erzählen über die Evolution

Ganz und gar nicht! Vor rund 40 Millionen Jahren befand sich in der libyschen Wüste, im Norden von Ägypten, ein riesiger Ozean. Durch Verschiebungen der Erdkruste wurde das Gelände angehoben, das Meer wich zurück. In den Jahrmillionen danach bildete sich eine Wüste. Heute kann man in dem acht Quadratkilometer großen Gelände die versteinerten Skelette von primitiven Walen, Haizähne, Muscheln und Korallen sehen.

Tal der Wale in der Lybischen Wüste (c) Viktor Krojenko

Basilosaurus (c) Pavel Riha

Basilosaurus (c) Tom Horton

Mehr als 250 Walskelette wurden bisher entdeckt. Links und in der Mitte sieht die die Skelette von einem  Basilosaurus. Die ersten Knochen des urzeitlichen Wals  hielt man für die Überreste eines Reptils. Der englische Anatom Richard Owen erkannte jedoch, dass es sich um ein Säugetier handelte. Und zwar um ein ganz besonderes Säugetier. Der urtümliche Wal besaß die Reste von Hinterbeinen, aber sein stromlinienförmiger Körper war schon an das Wasserleben angepasst. Er besaß eine Fluke wie die heutigen Wale. Aber zum Luftholen musste er ständig den Kopf aus dem Wasser strecken. Der Basilosaurus - oben in der Mitte zu sehen - war das größte Säugetier seiner Zeit und erreichte eine Länge von etwa 18 m. Er ernährte sich von Fischen und kleineren Meeressäugern.

Eine Urlandschaft wird zum Naturerbe erklärt

Winderosion im Tal der Walte (c) Tom HortonWinderosion hat das ‚Tal der Wale‘ – arabisch Wadi al-Hitan – zu einer phantastischen Landschaft geformt. Das Tal liegt im Westen vom Nil. Es gehört heute zu einem großen Naturschutzgebiet. Es wurde für Autos gesperrt, da zu viele wertvolle fossile Funde überfahren und zerstört wurden. Das Wadi al-Hitan gehört seit 2005 zum UNESCO Weltnaturerbe.