Der Nil

Karte des Nils

Der Nil ist mit 6671 km der längste Strom der Welt. Sein Einzugsgebiet beträgt 2,87 Millionen km². Er entspringt in den Bergen von Ruanda und Burundi, durchfließt dann Tansania, Uganda, den Südsudan und den Sudan, bevor er in Ägypten in das Mittelmeer mündet. Der Nil wird hauptsächlich von zwei großen Quellflüssen gebildet, dem Blauen Nil und dem Weißen Nil. Altertumsforscher glauben, dass das Reich der Pharaonen nur durch den Nil entstehen konnte. Der fruchtbare Schlamm, den der Nil jedes Jahr nach seinen Überschwemmungen hinterließ, schuf den Reichtum der Pharaonen. Die Ägypter wussten nicht, wo die Quelle des Flusses lag. Denn sie war so versteckt, dass sie erst zwei Jahrtausende nach dem Untergang des Pharaonenreiches gefunden wurde. Komm also mit auf eine Reise entlang dem Nil und entdecke die alten Reiche und modernen Städte an seinen Ufern.

Die Quellen des Nils

Der Weiße Nil bildet den linken Quellfluss des Nils. Die Quelle des Weißen Nils befindet sich in Burundi, in den Hängen des rund 2.700 Meter hohen Berges Luvironza. In Burundi wird er nach diesem Berg genannt. Als Luvironza verbindet er sich mit Zuflüssen aus Ruanda und durchfließt den Victoriasee. Auf dem Foto links siehst du den Blauen Nil im äthiopischen Hochland. Der Weiße Nil erhält seine Wassermassen durch die Regenfälle im Tropengürtel.

 

Der Blaue Nil im äthiopischen Hochland (c) Jialiang Gao CC BY SA 2.5

Der Blaue Nil bildet den rechten Quellfluss des Nils. Er entspringt im Hochland des nordwestlichen Äthiopien und durchfließt den Tanasee. Der Blaue Nil führt den Monsunregen, der im Sommer in Äthiopien niedergeht. Er bildet die 50 m hohen Wasserfälle Tisissat, die zweithöchsten Wasserfälle Afrikas. Mit einer Breite von über 400 Metern während der Regenzeit ist er der zweitgrößte Wasserfall Afrikas. Bei Khartum vereinigt er sich mit dem Weißen Nil zum eigentlichen Nil.

Der große Sudd

Im Süd-Sudan verliert sich der Weiße Nil in einem riesigen Sumpf. Zur Regenzeit ist der Sudd größer als Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammen. Der Sudd gilt als die fruchtbarste Zone des Landes. Im Gebiet wachsen Papyrus, Schilfgräser und viele andere Sumpfpflanzen. Durch dieses Meer aus Wasserpflanzen gab es jahrhundertelang kein Durchkommen – deshalb blieben die Nilquellen so lange ein Geheimnis. Für Elefanten ist es ein Paradies - hierhin kann ihnen kein Wilderer folgen. Das Sumpfgebiet des Sudd erstreckt sich über fast 400 Kilometer nach Norden. Hier verdunsten 51 Prozent des Nilwassers.

 

Blauer und Weißer Nil vereinigen sich zum Nil

Kairo mit Blick auf den Nil (c) RaduadandeiDie beiden Flüsse vereinigen sich bei Karthum, der Hauptstadt Sudans, zum Nil. Der Weiße Nil hat schon mehr als die Hälfte seiner Strecke Richtung Mittelmeer hinter sich, wenn er in Karthum auf den Blauen Nil trifft. Mit durchschnittlich 51,5 km3 pro Jahr bringt er die größere Wassermenge mit sowie einen hohen Gehalt an dunklem Schlamm. Er lässt den Fluss zu einem Strom anschwellen.  Am Zusammenfluss von Weißem und Blauem Nil bei Khartum befindet sich die Tuti-Insel. Diese Insel ist seit dem Ende des 15. Jahrhunderts besiedelt und damit länger als die erst im 18. Jahrhundert gegründeten Städte Khartum und Omdurman. Mit den vereinten Wassermassen macht sich der Nil auf zu seiner Reise Richtung Sahara.

Die Niloase

NIllandschaft in Oberägypten (c) sentido CC BY SA 3.0

Ab Karthum fließt der Nil durch ausgedehnte Wüstenlandschaften. Die Wüste westlich des Nils ist die Libysche Wüste. Die Wüste östlich des Flusses wird Arabische Wüste genannt. Der Nil strömt nach einer S-Kurve weiter Richtung Norden. Zwischen Sudan und Ägypten bildet er eine breite Niederung. Diese Flussoase ist je nach der Regenmenge in den Quellgebieten zwischen 5 und 20 Kilometer breit. Kaum zu glauben, aber in dieser Niederung wird der Großteil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse von Ägypten angebaut. Wie du auf dem Foto rechts sehen kannst, sind die meisten Menschen auf dem Nil mit einer Feluke unterwegs, einem Holzboot mit einem Segel.

Der Atbara, der Schwarze Nil

Der Atbara ist der letzte Zufluss zum Nil. Er wird auch Schwarzer Nil genannt. Er ist 1.120 km lang und kommt wie der Blaue Nil aus dem äthiopischen Hochland. Bei der gleichnamigen Stadt Atbara mündet er in den Nil. Auch er trägt zu den großen Wassermassen des Nils bei. In seinem mittleren Abschnitt wird der Nil durch viele Felsen gestört, so dass der Fluss Stromschnellen und Wasserfälle bildet. Man nennt diese Stellen Katarakte. Die alten Ägypter kannten noch sechs Katarakte. Das 1. und 2. Katarakt  liegen bei Assuan. Sie sind aktuell vom Nassersee überflutet. Am 3. Katarakt legten die Pharaonen der 18. Dynastie die Grenze zwischen Ägypten und Nubien fest. Der 6. Katarakt liegt in der Nähe von Omdurman im Sudan. Hier gehen runde Felsen allmählich in die Wüste über und der Strom beruhigt seinen Lauf.

Das Nildelta

Kurz nach Kairo fächert sich der Strom zum Nildelta auf. Von seinen zwei Hauptarmen zweigen viele Nebenarme ab, die das etwa 24 000 Quadratkilometer große Delta bilden und ins Mittelmeer münden. Auf dem Foto links siehst du, wie sich das moderne Kairo an den rechten und linken Ufern des Nils entwickelt hat.

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Staudämme und Kanäle haben den Nil verändert

Assuan Staudamm in Ägypten (c) Hajor CC BY SA 3.0Vor 2 Jahrhunderten begann man den natürlichen Verlauf des Nils zu verändern. An drei Katarakten wurden Staudämme errichtet. Bei Assuan, an der Grenze zwischen Sudan und Ägypten, wurde der größte Staudamm gebaut. Hier hat sich ein See von 500 Kilometer Länge gebildet.  Der ägyptische Teil des Sees wird Nassersee genannt, nach dem früheren ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser. Der im Sudan liegende See heißt Nubia-See. Nach dem Assuan Staudamm ist der Nil zu einem riesigen Bewässerungskanal gestaltet worden. Dadurch sind zwar mehrere Ernten pro Jahr möglich. Aber die jährlichen Überschwemmungen finden nicht mehr statt. Der fruchtbare Schlamm, der einst ein Segen für die ägyptischen Bauern war, bleibt aus. So kommt es zu einer zunehmenden Versalzung des Bodens. Auf dem Weg des Nils von Karthum bis Kairo wird so viel Wasser entnommen, dass nur noch 5 Prozent des Nilwassers an der Mündung ankommen. Links im Bild siehst du den Assuan Staudamm. Die altägyptischen Tempel an dieser Stelle mußten in jahrelanger Arbeit abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

Der Nil ist ein schwindendes Tierparadies  

NilKrokodil am Murchison Falls Park (c) Sarah McCans CCBY 2.0Der Nil war in früheren Zeiten Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Auf alten Grabzeichnungen sieht man Menschen bei der Krokodiljagd oder man sieht Löwen und Leoparden, die Antilopen und Gazellenherden auflauern. Doch diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Mit viel Glück sieht man einen Schakal die Ufer entlang streifen, im Nil vielleicht ein Nilkrokodil im Wasser treiben oder ein paar Nilpferde am Ufer dösen. Doch auch sie sind hier selten geworden. Beeindruckend ist dagegen die Vogelwelt. Man kann Kuhreiher bei ihrer Jagd im Flachwasser beobachten. Man sieht Wiedehopfe oder Schwalben sowie Falken und andere Greifvögel über dem Ackerland kreisen. Im Nil leben viele verschiedene Fischarten wie Nilbarsche, Hechte und Katzenwelse. An den Ufern und im Schilf finden Frösche, Lurche, Schildkröten und Schlangen Deckung. Sie ziehen Flamingos, Störche, Gänse und Enten an, die Jagd auf das Kleingetier machen.

Schon gewußt? Die alten Ägypter verehrten den Krokodilgott Sobek als Gott des Wassers. Lebende Krokodile waren bei ihren Riten zu Ehren von Sobek anwesend. Dafür züchteten sie jedoch die kleineren Krokodile aus Westafrika und nicht die großen und gefährlicheren Nilkrokodile.

Die Ufer des Nils sind ein riesiges Freilichtmuseum

Abu Simbel am Nasser See (c) Idzkiewicz CC BY SA 2.0Zwischen den Städten Luxor und Assuan befinden sich die berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Ägypten. Zu sehen sind alte ägyptische Tempel und andere archäologische Bauwerke von Rang. Am östlichen Nil-Ufer liegt Luxor. Hier kann man das Tal der Könige mit dem Grab von Tutanchamun besichtigen. Im Herzen von Luxor befindet sich der Luxor-Tempel, eines der am besten erhaltenen Denkmäler aus dem Pharaonenreich. Auch die Karnaktempel kann man besuchen, sie gelten als die größte Tempelanlage in Ägypten. In Kairo bietet sich dem Besucher ein einzigartiger Anblick. Keine Viertelstunde Fahrtzeit von der Hauptstadt entfernt ragen die Pyramiden von Gizeh in den Himmel. In der Innenstadt kann man die prunkvolle Muhammad-Ali-Moschee besichtigen, die auch Alabastermoschee genannt wird. Die Stadt Assuan markiert das südliche Ende von Ägypten. In antiker Zeit galt die Stadt als Tor zu "Schwarzafrika". Hier wurden Gold, Elfenbein und Sklaven aus Nubien, dem heutigen Sudan gehandelt. Nahe Assuan kann man die Elephantine Insel bestaunen, die Ramses-Statue oder den imposanten Felsentempel Abu Simbel am Nassersee.

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