Kairo - das Zentrum der arabischen Welt
Kairo war einst ein Karawanenlager in der Nähe von Memphis, der Hauptstadt des Alten Ägyptischen Reiches. Hier hatten arabisch-islamische Truppen ein Heereslager aufgeschlagen. Der ehemalige sizilianische Sklave Dschauhar, ein erfolgreicher Feldherr, legte an diesem Ort im Jahr 969 den Grundstein für eine Residenzstadt. Dschauhar war zum Islam übergetreten und wollte mit der Stadt ein Siegeszeichen der neuen Religion setzen. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich Kairo zum Zentrum der arabischen Welt. Memphis als Zentrum des Alten Ägypten verlor seine Bedeutung.
Das moderne Kairo
Kairo ist die Hauptstadt Ägyptens und mit knapp 20 Millionen Einwohnern die größte Stadt von Afrika. Sie liegt etwa 20 km von dem alten Theben entfernt, der einstigen Hauptstadt des Pharaonenreiches. Kairo entstammt dem Arabischen und bedeutet „die Starke“. Kairo liegt im Niltal, kurz bevor sich der Fluss in zwei Arme aufteilt, wie du auf der Karte oben sehen kannst. Die Stadt erstreckt sich zwischen den Pyramiden am westlichen Stadtrand und der Mohammed-Ali Moschee auf der Zitadelle am östlichen Stadtrand.
Das Zentrum von Kairo befindet sich östlich des Nils. Wolkenkratzer, Bankentürme und prächtige Hotelanlagen prägen das moderne Kairo. Im Zentrum der Stadt befindet sich der Sitz der ägyptischen Regierung, des Parlaments und aller religiösen Behörden. Die Stadt ist das wichtigste Geschäftszentrum des Nahen Ostens. Hier befinden sich der Regierungssitz sowie die Geschäftszentren zahlreicher Konzerne und Wirtschaftsorganisationen. Der größte Wirtschaftsbereich der Stadt ist der öffentliche Sektor, dazu gehören Regierung und das Militär. Etwa ein Drittel aller ägyptischen Industriebetriebe sind im Raum von Kairo angesiedelt. Die Stadt ist das bedeutendste Verlagszentrum im Nahen Osten.
Kairo ist im Süden von Wüste umgeben, im Norden wird die Stadt vom Nildelta begrenzt. Der Nil fliesst durch die Stadt hindurch und bildet einige Inseln. Die größte Insel ist die zentral gelegene al-Gesira, auf der sich das Opernhaus und der 187 Meter hohe Fernsehturm befinden. Der Turm erinnert in seiner Bauweise an eine Lotusblume. Er besitzt eine Aussichtsplattform, von der aus man einen phantastischen Ausblick auf die Stadt hat. Mehrere Brücken verbinden die Insel al-Gesira mit den gegenüberliegenden Flussufern. Die Insel kannst du auf dem Foto oben sehen. Im Westen ragen die Pyramiden von Gizeh in den Himmel. Sie sind so nah, dass man von Kairo aus mit der U-Bahn in 15 Minuten dorthin gelangt. Dass die Pyramiden westlich des Nils gebaut wurden, hatte einen Grund. Die alten Ägypter glaubten, dass ihre Seelen nach dem Tod in den Westen ziehen, wo die Sonne untergeht.
Die Innenstadt besteht aus einem traditionellen und einem modernen Teil
Kairo ist eine Megastadt voller Leben und Geschichten. Von ihrem quirligen Millionenchaos bleibt niemand unberührt. Am Morgen erschallen die Rufe der Muezzins von den hoch aufragenden Minaretten. Bald drauf erwacht das geschäftige Kairo. Zu den Hauptverkehrszeiten steht die Stadt kurz vor dem Infarkt. Abends sind die Straßencafes bevölkert von Studenten, Händlern oder Touristen aus aller Welt. "Paris entlang des Nils" wird das Stadtzentrum Kairos genannt. Nach westlichem Vorbild wurde die Innenstadt im 19. Jahrhundert modernisiert. Bis heute bestimmt der westliche Lebensstil das Zentrum.
Der Tahrir Platz
Das Herz der jungen Stadt schlägt am Tahrir Platz, der vor zwei Jahrhunderten angelegt wurde. Der Tahrir Platz und die Straßenzüge darum herum wurden nach Pariser Vorbild konstruiert. Selbst die U-Bahn ist ähnlich wie die Pariser Metro gebaut. Der Tahrir Platz ist riesig, und nur im Morgengrauen liegt er so ruhig da wie auf dem Foto links. Hier führen die Verkehrsströme der modernen Stadt zusammen. Rund um den Platz finden sich große Universitäten und Hochschulen, Theater, Museen wie auch einige Baudenkmäler. Moderne Gebäude stehen neben Wohnpalästen aus dem vorigen Jahrhundert. Hier kannst du das große Ägyptische Museum besuchen, eine Schatzkammer voller Altertümer auf der Zeit der Pharaonen. Auf diesem Platz versammelten sich vor zwei Jahren die jungen Ägypter, die gegen das alte, autoritäre Regime protestierten. Der "Arabische Frühling" hat die Regierung von Ägypten verändert.
Das alte Kairo
Im Süden des Großraums Kairo liegt Alt-Kairo. "Kairo ist die Metropole des Universums," schrieb ein arabischer Historiker vor 600 Jahren. Tatsächlich gibt es in keiner anderen afrikanischen Stadt so viele Kirchen, Museen, historische Stätten und Moscheen.
In Alt-Kairo befindet sich etwas Außergewöhnliches, es ist die "Stadt der Toten". Zwischen Grabmälern stehen Häuser, die bewohnt sind. Etwa eine halbe Million Menschen leben dort ganz selbstverständlich inmitten jahrhunderte alter Gräber und finden das normal. Hier schlafen und essen sie, hängen ihre Wäsche auf und feiern ihre Feste. Die meisten haben hier ihre Angehörigen begraben und werden sich dereinst auch hier bestatten lassen. Hier befindet sich Qasr esch-Schama, die "Festung der Kerzen". Die Christen Ägyptens, die sich Kopten nennen, zogen sich in diese Festung zurück, als die Araber Ägypten eroberten. In diesem christlichen Bezirk befinden sich mehrere prächtige Kirchen. In dem Ortsteil soll sich eine der bekanntesten Geschichten der Bibel zugetragen haben. Nach der Überlieferung haben sich hier Josef und Maria mit dem Jesuskind auf ihrer Flucht nach Ägypten in einer kleinen Höhle versteckt.
Kairo und der größte Basar Afrikas
Zu Alt-Kairo gehören die bunten Märkte und Basare. Der Khan el-Khalili ist ein bunter, turbulenter Basar in der Altstadt von Kairo. Er gilt als der größte Markt Afrikas. Der Markt wurde im 14. Jahrhundert auf dem Gelände eines ehemaligen Friedhofs gegründet. Der Name geht auf seinen Bauherrn zurück, den Emir Dscharkas al-Chalili. Der Markt entführt in die Welt von TausendundeinerNacht. Er ist ein riesiges Labyrinth, in dem man sich leicht verirren kann. Er besteht aus einer Vielzahl von engen Gassen, Durchgängen, Treppen und Plätzen, ein Laden reiht sich an den anderen. Auf dem Basar erhält man wirklich alles: Stoffe, Lampen, Gewürze, Teppiche, Kleider, Schmuck und vieles mehr. Fliegende Händler bieten Getränke, Gebäck, Eis und Obst. An jeder Ecke steht ein Wasserverkäufer. Überall gibt es einladende Kaffeehäuser. Die Kaffeehäuser sehen etwas anders aus als bei uns, überall dampft und zischt es, viele Männer rauchen die ägyptische Wasserpfeife.
Die Sehenswürdigkeiten von Kairo
Ein Großteil der Sehenswürdigkeiten von Kairo befinden sich im alten Stadtteil. Die Zitadelle von Kairo ist eines der bedeutendsten Bauwerke von Kairo. Sie befindet sich auf einer Anhöhe östlich vom Nil. Die Zitadelle wurde 1176 von dem Ayyubidenkönig Salah al-Din erbaut, um Kairo gegen die Angriffe der Kreuzritter zu verteidigen. Später war sie Residenz der Sultane der Mamelukenzeit und noch später der Sitz osmanischer Paschas. Als der Palast der Zitadelle durch eine Explosion zerstört wurde, baute Muhammad Ali statt dessen eine Moschee, die Mohammed Ali Moschee, die auch Alabastermoschee genannt wird, denn die Innenwände sind mit Alabaster verkleidet.
Das arabische Kairo umfasst das Gebiet rund um die Al Azhar-Moschee und andere arabische Gotteshäuser. Die Al Azhar-Moschee findest du unten rechts im Bild. Ihre hohen Minarette sind nicht zu übersehen. Die Mohammed Ali Moschee - links unten im Bild - ist die prächtigste Moschee der Stadt. Sie ist Teil der Zitadelle. Die älteste Moschee ist die Amr Ibn al As Moschee in der Bildmitte.
Die Altstadt von Kairo mit ihren alten kirchlichen Bauwerken ist so bedeutend, dass sie zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Das große Ägyptische Museum ist eine Schatztruhe voller Altertümer, darunter königliche Mumien und vergoldete Artefakte des Pharaos Tutanchamun. Im nahe gelegenen Gizeh sind die berühmten Pyramiden und die Große Sphinx zu besichtigen, die aus dem 26. Jahrhundert v. Chr. stammt.
Der Verkehr
Kairo ist auch der bedeutendste Verkehrsknotenpunkt Ägyptens. Der Fremdenverkehr ist von großer Bedeutung für die Stadt. Er ist tatsächlich die größte Deviseneinnahmequelle, denn Kairo bietet eine Unmenge an historischen Sehenswürdigkeiten. So kommt es, dass zu den Hauptverkehrszeiten Kairo in Staus und Abgasen versinkt. Augen auf und durch heißt es. Zebrastreifen? Ampeln? In Kairo sehr selten. Wer die Straße überqueren will, braucht Mut und Übung. Nicht umsonst gibt es hier die meisten Verkehrstoten unter Fußgängern und Radfahrern. Kairo hat mehrere Flughäfen zu bieten, den Kairo Flughafen International und den Flughafen Kairo-Almaza.
Ein Reise-Tipp: Besuche „Dr. Ragab's Pharaonic Village“, es ist ein pharaonisches „Disneyland. Mit 150.000 Quadratmeter ist der Park ein riesiges Gelände, auf dem du genaue Nachbildungen alter ägyptischer Bauten besichtigen kannst. Junge Ägypter zeigen in alten Trachten, wie das Leben und Arbeiten in der Zeit des Alten Ägyptens war. Sie sind mit alten Werkzeugen und Ackergerät ausgestattet, so dass man auch sehen kann, wie die alten Ägypter Ackerbau betrieben und wie sie gebaut haben. Ein Höhepunkt ist die Nachbildung des Grabes von Tutanchamun.
Die Zabbaleen - die Müllsammler von Kairo
Die Zabbaleen oder auch „Müllmenschen“, wie sie genannt werden, gibt es seit etwa achtzig Jahren. Sie siedeln an den Rändern der Stadt. Die größte Siedlung befindet sich in Mokattam, die auch "Müllsiedlung" genannt wird. Wie du dir vorstellen kannst, entstehen in einer Stadt mit 20 Millionen Einwohnern Berge von Müll. Ärmere Bewohner begannen, die immer größer werdenden Anteile aus technischem und Plastikmüll zu sammeln und wieder zu verwerten. Sie arbeiten ganz ähnlich wie unsere Müllmänner.
Etwa 70 Tausend Müllsammler leben seit mehreren Generationen vom Müllsammeln und Trennen. Sie ziehen mit Eselskarren oder alten Lastern von Haus zu Haus. Sie sind wahre Sammelkünstler, denn sie schaffen es, etwa 80 Prozent von dem gesammelten Müll wieder zu verwerten. Sie sind damit weit effektiver als unsere Müllmänner. Die bringen es nur auf etwa 25 Prozent von wieder verwertbarem Abfall.
Kairo - eine Stadt für Kinder?
Kairo ist eine Megastadt wie Mumbai (Indien), Mexiko Stadt oder Manila (Philippinen) mit einigen reichen und sehr vielen armen Bezirken. Kinder stellen die Mehrzahl der Bewohner Kairos dar. In den reichen und wohlhabenden Bezirken gibt es gepflegte Wohnhäuser, Spielplätze und Kindergärten. Die Schulen sind oft sehr gut ausgestattet. In Kairo wurde sogar ein Museum für Kinder gebaut, wo sie kreativ sein können und mit vielerlei Spielzeug experimentieren könnnen.
Obwohl in Kairo sehr viele Kinder wohnen, ist die Stadt nicht für Kinder gemacht. Nach neuesten Schätzungen leben etwa 800 000 Kinder auf der Straße. Vielleicht sind sie von zu Hause ausgerissen, vielleicht haben sich die Eltern getrennt und niemand kümmert sich mehr um sie. Es gibt sehr wenige Heime für elternlose Kinder. Deshalb müssen diese Kinder ihr Leben mit niedrigen, zum Teil auch mit schrecklichen Arbeiten bestreiten. Sie werden von älteren Kindern und Erwachsenen ausgebeutet. Sie schlafen in den Straßen, hausen in verlassenen Häusern oder am Rand von Abwasserkanälen. Es ist die düstere Kehrseite der meistbesuchten Stadt der Welt.
Alexandria
Die zweitgrößte Stadt in Ägypten ist Alexandria. Sie ist reich an Sehenswürdigkeiten. Deshalb sieh dir auch Alexandria an.