Olá, willkommen in São Tomé und Principe, dem Inselstaat vor der westafrikanischen Küste!
Die Flagge von São Tomé und Príncipe erzählt schon einiges über den wunderschönen Inselstaat im Atlantik. Die zwei Sterne symbolisieren die Hauptinseln der Republik: São Tomé und Principe. Grün steht für die Natur, rot für das Blut, das im Kampf um die Unabhängigkeit vergossen wurde. Gelb symbolisiert Kakao, den die Bewohner anbauen.
Lage und Landschaften
Die Vulkaninseln São Tomé und Principe sowie einige kleineren, unbewohnte Felseilande liegen im Golf von Guinea, 200 km von der Küste von Gabun entfernt. Vulkane formten die Inseln in den Urzeiten der Erde. Sie sind dadurch zerklüftet und größtenteils von Wald bedeckt. Sie ragen am Äquator aus dem Ozean.
Die beiden Hauptinseln liegen 144 km voneinander entfernt. Aufgrund der Äquatorlage herrscht ein tropisches Klima. Das ganze Jahr über scheint die Sonne, und während der Regenzeit erblühen die Savannen. Dichte Wälder bedecken beide Inseln zur Hälfte. Eine riesige Fläche der Inseln wurde unter Schutz gestellt, denn hier befinden sich noch ursprüngliche Wälder und Mangrovensümpfe.
Die Inseln wurden am Tag des Heiligen Thomas, im Jahr 1471 von portugiesischen Seefahrern entdeckt. Die Portugiesen nannten sie deshalb “Sao Tomé”. Der höchste Vulkan auf São Tomé ist der Pico de São Tomé ist 2024 Meter hoch und hat ein stattliches Gebirge um sich geschart. Das Gebirgsmassiv ist überwuchert von unberührtem Regenwald. Der Pico de Príncipe ist die höchste Erhebung der Insel Príncipe mit einer Höhe von 927 m. Die Küsten bestehen aus Sandstränden und weitläufigen Ebenen, wo Kakao-und Kaffee-Plantagen angelegt sind. Die malerischen Sandstrände ziehen viele Touristen an.
Nur im Nordosten von São Tomé befindet sich trockene Savanne. Die übrige Insel ist von üppigem Regenwald bedeckt. Der Regenwald ist nirgendwo sonst in Afrika ursprünglicher als auf den beiden Inseln. Hier gedeihen verschiedene Arten von Afrogelbhölzern, Kometenorchideen, Riesenbegonien und Baumfarne. Der Pico Cão Grande ist ein nadelförmiger Vulkanhärtling, der 663 Meter hoch über den Regenwald hinaus ragt. Er ist durch das aushärtende Magma eines aktiven Vulkans entstanden. 10 Prozent der Fläche wird für die Landwirtschaft verwendet.
Obo ist der einzige Nationalpark des Inselstaates. Er erstreckt sich von den Mangrovenwäldern bis zur Savanne sowie vom Tiefland bis in die Bergwälder. Hier wachsen mehr als 700 verschiedene Pflanzenarten, davon sind 100 endemisch. Das bedeutet, sie wachsen nur hier.
Zum Vergleich: Größenmäßig ist São Tomé und Príncipe mit den Galapagosinseln vergleichbar.
Schon gewusst? Die Wälder der Inseln sind so einzigartig, dass Wissenschaftler sie zu den wichtigsten Wäldern in ganz Afrika zählen. Im dem atlantischen Regenwald gibt es eine riesige Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
Die einzigartige Tierwelt
São Tomé und Principe ist ein Paradies mit seiner Vielfalt an Bäumen, Blumen und Blüten. Die Inselgruppe ist nie Teil des afrikanischen Kontinentes gewesen; da wundert es nicht, dass hier viele Tierarten leben, die es nur hier gibt. Schlangen winden sich lautlos an den Ästen entlang, Flughunde versammeln sich in ihrem Nachtrevier. Manche Arten leben hier, obwohl sie das gar nicht könnten. So kann niemand erklären, wie die acht Froscharten mit ihrem aktiven Stoffwechsel und ihrer Intoleranz für Salzwasser hier gelandet sind.
Die große Vielfalt an Pflanzen hat eine Vogelwelt angelockt, die ein Naturwunder darstellt: Auf 1.000 qkm leben 157 verschiedene Vogelarten, darunter über 28 endemische Arten. Endemisch bedeutet, dass diese Vögel nur auf dieser Insel vorkommen. Wie außergewöhnlich das ist, kannst du daran ermessen, dass normalerweise auf Inseln ähnlicher Größe nur ein bis zwei endemische Vogelarten vorkommen. Rechts im Bild siehst du einen grauen Papagei. Diese Papageienart ist besonders intelligent, sie genießt menschliche Gemeinschaft und lernt schnell Worte und ganze Sätze nachzuahmen.
Der Golf von Guinea, in dem die Inseln liegen, ist auch reich an Meerestieren, vom Buckelwal bis zum Flugfisch. In der Tiefe leben Blaue Marline, manchmal jenseits der 750 Kilo, und Segelfische mit ihren prächtigen blauen „Segeln“ auf dem Rücken.
Vier verschiedene Meeresschildkrötenarten haben die Inseln zu ihrer Kinderstube erkoren: Lederschildkröte, grüne Meeresschildkröte, Karettschildkröte sowie Oliv-Bastardschildkröte.
Die Hauptstadt São Tomé
São Tomé ist eine zauberhafte Stadt aus Kolonialzeiten. Mit etwa 60 000 Bewohnern ist sie eine Kleinstadt. Auf Besucher wirkt die Stadt wie ein portugiesischer Ferienort. Die Häuser sind kaum mehr als zwei Stockwerke hoch. Sie sind mit Rundfenstern und verzierten Balkonen ausgestattet. Die Mauern sind in pastellfarbenen Tönen bemalt, wie der Präsidentenpalast links im Bild. An diesen Bauten kann man noch heute den Einfluss der alten Kolonialmacht erkennen. São Tomé ist Mittelpunkt des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Insellebens. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Fischerkirche und die große Festungsanlage. Im Nationalmuseum findest du viele Infos über das Leben der Sklaven, die auf den Zuckerrohr-, Kaffee- und Kakaoplantagen geschuftet haben.
Völker und Sprachen
Die Bewohner sind Nachkommen von Portugiesen, Sklaven aus Westafrika und Einheimischen. Sie bilden eine eigene Volksgruppe, die Kreolen. Sie nennen sich auf Portugiesisch „Söhne der Erde“ und haben eine eigene Kultur entwickelt. Musik und Tanz spielen auch heute noch bei den kreolischen Kindern und ihren Familien eine große Rolle. Portugiesisch ist Amtssprache und wird an den Schulen unterrichtet. Die meisten Bewohner sprechen “Forro”, eine Mischung aus Portugiesisch und Bantusprachen. Die Inselbewohner leben vom Fischfang und vom Tourismus.
Schule und Bildung
Ab dem 8. Lebensjahr sollen alle Kinder vier Jahre die Schule besuchen. Doch die Bevölkerung ist in den letzten Jahren rasch gewachsen und es gibt zu wenige Schulen. Deshalb besuchen nicht alle Kinder die Schule. Viele müssen auch auf den Feldern mithelfen. Laut UNICEF ist Kinderarbeit ein weit verbreitetes Übel, schon kleine Kinder arbeiten auf dem Bau oder auf den Märkten. Nur dreiviertel aller Kinder lernt lesen und schreiben. Aufgrund des Mangels an Schulen und Lehrern gibt es oft “Schichtbetrieb”. Je nach Alter besuchen die Kinder in Morgen-, Mittags- und Abendschichten den Unterricht. Mehr über Schulen in Afrika
Feste und Feierlichkeiten
Das größte Fest auf der Insel wird am 12. Juli gefeiert, dem Tag der Unabhängigkeit. Aus diesem Anlass wird das Tchiloli Spiel aufgeführt, ein Theaterstück, das ausgewählte Männer der Insel aufführen. Die Hauptrollen werden von Generation zu Generation vererbt. Die Spieler tragen afrikanische Masken und europäische Frauenkleider aus dem 16. Jahrhundert. Sie sehen wirklich sehr exotisch aus, und ihre Show ist einzigartig. Mit Texten und Liedern aus der Zeit der Renaissance erinnern sie an die Besiedelung der Insel und verbinden so das Erbe aus Europa und Afrika. Aus der ganzen Welt reisen Schaulustige an, um dieses außergewöhnliche Spektakel zu erleben.
Mehr Sehenswürdigkeiten findest du im afrika-junior Reiseführer
Wirtschaft und Bodenschätze
Kakao, Ölpalmen, Kokosnüsse, Kaffee und Bananen werden angebaut. Zunehmend an Bedeutung gewinnen der Ölsektor und der Tourismus. Internationale Geber investieren vermehrt in die Infrastruktur.
Die Geschichte von São Tomé und Principe
Über Jahrhunderte waren die Inseln einer der Hauptumschlagplätze des transatlantischen Sklavenhandels. Im sechzehnten Jahrhundert wurden Sklaven auf die Inseln gebracht, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten mussten. Später wurde auch Kaffee und Kakao angebaut, so daß die Inseln am Anfang des 20. Jahrhunderts zu den größten Kakaoproduzenten der Welt aufstiegen. Erst im 19. Jahrhundert wurde Sklaverei abgeschafft. Die einstigen Sklaven wurden als freie Arbeiter angestellt, aber es ging ihnen anfangs nicht viel besser als zur Zeit der Leibeigenschaft. Sie wurden schlecht bezahlt und mußten für ihre Gleichberechtigung kämpfen. Mit dem Niedergang des portugiesischen Weltreiches wurde Sao Tomé und Principe 1975 unabhängig. Zunächst herrschte mehr als ein Jahrzehnt eine kommunistische Regierung. 1992 entschied sich die Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit für ein demokratisches System mit mehreren Parteien, ähnlich unserer Demokratie in Europa.
São Tomé und Principe heute
Noch ist der Inselstaat ein Paradies für seine Bewohner. Die Kreolen sind stolz auf ihre traumhafte, unberührte Landschaft. Sie genießen die Freiheiten ihres abgeschiedenen Inseldaseins. Für die Kinder ist die Insel ein riesiger Spielplatz zum Austoben und Entdecken. Zwar gilt die Bevölkerung als arm, doch die meisten können vom Fischfang und der Landwirtschaft leben. Dennoch ist São Tomé und Principe seit vielen Jahren von Entwicklungshilfe abhängig. Viele Lebensmittel und Brennstoffe müssen eingeführt werden. Die Güter werden mit dem Export von Kakao bezahlt. Die relative Armut im Land könnte sich bald ändern. Vor der Küste von São Tomé wurde Erdöl entdeckt. Die Nachricht hat dazu geführt, dass immer mehr Touristen ausbleiben. Noch lässt die Erdölförderung auf sich warten. Das ist die einerseits gut. Denn die Umweltschäden werden gigantisch sein, wie Greenpeace befürchtet. Sie vermuten, dass die küstennahe Ölförderung das Naturparadies zerstört. Doch viele Inselbewohner hoffen, durch das Öl irgendwann unabhängig zu werden von fremder Hilfe. Sie werden hoffentlich einen Mittelweg finden und ihre Naturschönheiten bewahren.