Akwaaba, willkommen in Ghana, der ehemaligen Goldküste!

Lage und Landschaften
Ghana ist ein Land mit vielfältigen Landschaften. Es wird geographisch in Küstenebene, Regenwald und Savanne unterteilt.
Die Küstengebiete im Süden von Ghana
Im Süden erstreckt sich die Küstenlinie am Atlantik. Die Sandstrände Ghanas sind von Palmen gesäumt und sehr malerisch mit ihren vielen Buchten. Die Küste zwischen den Städten Sekondi-Tokoradi und Accra wird noch heute Goldküste genannt, wie zu Kolonialzeiten. An dieser Küste wurde hauptsächlich der Goldhandel zwischen afrikanischen Völkern und Europa abgewickelt. Die Küsten sind gesäumt von zahlreichen Lagunen und von Mangrovenwäldern. Mangroven sind die Heimat Hunderter Tierarten und unzähliger Vogelarten. Außerdem bieten sie einen natürlicher Halt für die Küste.

Im Westen prägt die die regenreiche Akan-Tiefebene die Küstenregion. Im Norden erstreckt sich das Aschanti-Hochland. Der höchste Punkt des Aschanti-Hochlandes ist mit 788 Metern der Mount Akawa in der Mampong-Erhebung. Aus dem Aschanti-Hochland kommen zahlreiche Flüsse, die südlich Richtung Atlantik fliessen.
Der Norden und der mittlere Teil des Landes sind von der Feuchtsavanne gekennzeichnet, die in Baum- und Grassavanne unterteilt wird. Wie ein Großteil der Savannen in Westafrika sind diese weit weniger tierreich als die Savannen in Ostafrika. Dazu ist Ghana zu dicht von Menschen besiedelt. Östlich des Hochlandes schließt sich das Volta-Becken an. Es stellt mit 87.000 km² den größten Naturraum Ghanas dar.
Im Nordosten, an der Grenze zu Togo, befindet sich die Bergkette der Akwapim-Hügel mit dem 880 m hohen Afadjato.
Ghanas Regenwald verschwindet
Ghana war früher von Regenwäldern bedeckt, die sehr artenreich waren. Leider sind in den letzten sechs Jahrzehnten riesige Waldflächen verschwunden. Durch das Abholzen von Edelhölzern und Waldrodung schrumpfte der Regenwald um die Hälfte auf etwa 40.000 km². Trotz der bedenklichen Entwicklung geht der Raubbau weiter. Warum? Weltweit steigt die Nachfrage nach Kakao und Palmöl.
Durch die industrielle Plantagenwirtschaft werden Wälder gebrandrodet, um neue Flächen für Plantagen zu gewinnen. Im Staatswappen ist ein Kakaobaum abgebildet, als Symbol für den Reichtum an Wäldern und landwirtschaftlichen Produkten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Auf dem Foto links siehst du den Regenwald vom Kakum-Nationalpark. Hier kann man auf dem Canopy Walkway durch die Baumgipfel wandern.
Die Gewässer

Der Volta See

Rund 35 Kilometer von Kumasi entfernt liegt der Lake Bosumtwi. Der See entstand durch einen Meteoriteneinschlag und liegt in einem Krater. Der See hat einen Durchmesser von acht Kilometern und eine Tiefe von ca. 80 Metern. Er besitzt keinen Abfluss. Der Krater misst 10,5 Kilometer im Durchmesser. Sein Alter wurde mit 1,07 Millionen Jahren bestimmt. Er ist damit ein sehr junger Einschlagskrater, gemessen an der Erdgeschichte. Es ist der größte natürliche See im Land und damit auch Ausflugsziel vieler Großstädter, die ein wenig Ruhe und Natur suchen. Doch auch kulturell hat der See eine große Bedeutung für die hier lebenden Menschen, den Aschanti. Das Aschanti Königreich stellt die größte ethnische Gruppe innerhalb Ghanas dar. Einer Sage zufolge treffen sich hier am See die Seelen der gerade Verstorbenen mit der Fruchtbarkeits-Göttin Asase Ya, um von der Erde Abschied zu nehmen.
Tierwelt in Ghana
Im Regenwald von Ghana leben verschiedene Affenarten, Meerkatzen, Krokodile, Zwergflusspferde, Zebra-Ducker und Stachelschweine. Bunte Vögel nisten in den Baumwipfeln, unzählige Amphibien und Insekten fliegen durch das Blätterwerk. Ein ganz besonderer Baumbewohner lebt in den Wäldern Ghanas, das Dornschwanzhörnchen oder das fliegende Eichörnchen. Die Nager segeln von Baum zu Baum und können dabei fast 100 Meter weit fliegen. Sie heißen Dornschwanzhörnchen, denn sie besitzen dornenartige Schuppen an der Schwanzunterseite. Segeln können sie, denn sie besitzen eine Gleithaut.
Sie sind nachtaktiv und schlafen tagsüber in Baumhöhlen. Sie ernähren sich von Rinde, Früchten, Blüten, Blättern, Nüssen. Auch Insekten verputzen sie gerne. Sie haben eine Kopfrumpflänge zwischen 22 und 43 cm sowie einen 15 bis 45 cm langen Schwanz. Sie sind also recht groß. Da sie auch ziemlich aggressiv sind, verteidigen sie sich gut gegen ihre Fressfeinde, wie Raubvögel und Raubkatzen. Die Art wird auch von Menschen gejagt und als „Bushmeat“ gehandelt. Leider wird auch ihr Lebensraum durch die forstwirtschaftliche Nutzung der Wälder und Waldrodungen bedroht.
Die Mangrovenwälder an der Küste sind die Heimat verschiedenartiger Tiere, denn zwischen dem Wurzelwerk der Bäume finden sie einen besonders nährstoffreichen Lebensraum. Krustentiere wie etwa die Mangroven-Krabbe legen hier ihre Eier, Muscheln klammern sich an die Wurzeln, Fische durchschwimmen im Slalom die Säulen der Wälder und Vögel nisten auf dünnen, schwingenden Ästen. Bei Flut sind die Vögel so vor den schweren Raubtieren an Land sicher. Allerdings kommen mit dem Wasser andere Räuber in Reichweite. Die Salzwasserkrokodile leben mit Vorliebe in den feuchten, schattigen Sumpfwäldern.
Die Savannen Ghanas sind von Baobab- und Karitébäumen und kürzeren Gräsern bewachsen. Die Bäume können viel Wasser speichern und sind für die Tierwelt als Schattenspender und Feuchtigkeitsspeicher sehr wichtig. In den Savannen leben Löwen, Leoparden, Hyänen, Antilopen und Elefanten. Doch diesen großen Wildtiere sind selten geworden. Stachelschweine, Primaten, Elefanten, Erdferkel, Hyänen, Zibet- und Ginsterkatzen, die noch vor wenigen Jahrzehnten fast überall in freier Wildbahn lebten. Wildtiere sind selten geworden, manche Arten sind vom Aussterben bedroht. In den Flüssen leben Krokodile, Seekühe und Flusspferde. Auf dem Foto unten siehst du Wasserbüffel, die als Nutztiere gehalten werden.
Sie dienen dem Menschen auf vielerlei Art. Sie sind genügsame Lasttiere, ihre Milch kann getrunken werden und ihre Haut wird zu Leder verarbeitet.
Die Regierung von Ghana erweitert beständig Naturparks und Schutzräume für Wildtiere, um einen Teil der bedrohten Arten vor dem Aussterben zu bewahren. Der Naturpark Kakum ist ein bekanntes Schutzgebiet nördlich von Cape Coast. In der Dämmerung kannst du die meisten Tiere beobachten wie Affen, Vögel oder Fledermäuse. Krokodile sind schon in Gruppen an den Flussufern versammelt, Antilopen durchstreifen die Waldlichtungen. Raschelt es im Gebüsch? Dann ist vorsichtiger Rückzug angesagt. Denn wahrscheinlich handelt es sich um die grüne Mamba, eine der giftigsten Schlangen Westafrikas. In 45 Meter Höhe durch den Regenwald streifen? Das kannst du auf dem Baumwipfelpfad, der durch durch die Baumkronen des Regenwalds führt. Auf einer riesigen Hängebrücke kannst du zwischen den Baumwipfeln die Tierwelt entdecken. Vielleicht entdeckst du unter den zahlreichen bunten Vögeln sogar Nachtigallen. Die Nachtigallmännchen kennen etwa 200 Liedstrophen, die sie untereinander kombinieren. Die kleinen Gesangeskünstler überwintern gern in den Tropenwäldern von Ghana. Gibt es auch giftige Tiere in Ghana? Ja, vor allem an den Flussufern sind Giftschlangen heimisch wie die grüne Otter, die Speikobra, die Puffotter und die Nashornviper. Mehr über die Tiere im Sahel
Accra, die Hauptstadt von Ghana
Accra wurde im 15. Jahrhundert von den Ga gegründet, einem afrikanischen Händlervolk. Sie wählten einen Ort an der Atlantikküste, denn sie wollten mit den portugiesischen Seefahrern Handel treiben, die die Westküste Afrikas erkundeten. 1899 war Accra der geschäftigste Hafen der Goldküste. Mit dem Bau einer Eisenbahnverbindung nach Sekondi-Takoradi entwickelte sich Accra zum Handelszentrum Ghanas.
Heute ist Accra eine aufstrebende Stadt mit etwa 2,4 Millionen Einwohnern. Das Zentrum ist geprägt von modernen Wolkenkratzern, Banken und Versicherungen. Viele Industriebetriebe sind hier ansässig, darunter Holzindustrie, Textil, Chemie- und Nahrungsmittelindustrie. Hochschulen, Galerien, das Nationalmuseum, die ghanaische Akademie der Künste und Wissenschaften und moderne Musikstudios beleben das kulturelle Leben der Stadt. Die Wirtschaft wächst, und die Einwohnerzahl steigt. Die Stadt beherbergt luxuriöse Geschäfte, prächtige Hotels und ist bekannt für ihre bunten Märkte. Der Kwame Nkrumah Memorial Park ist nach dem ersten Präsidenten von Ghana benannt, der das Land in die Unabhängigkeit geführt hat. Der Park enthält das Mausoleum von Nkrumah und ein Museum.
Der Makola-Markt ist ein riesiger, bunter Basar in der Stadt. Die beliebte Strandpromenade Labadi Beach und Kokrobite Beach bieten schöne Sandstrände. In Accra werden zahlreiche Musikfestivals gefeiert. Der Kotoka International Airport ist der internationale Verkehrsflughafen von Accra und gleichzeitig der größte in Ghana. Doch es fehlt an vielem, an Unterkünften, an sauberem Trinkwasser und an der Entsorgung des Abfalls. Viele Bewohner entsorgen den Müll einfach am Straßenrand. Das Umweltbewusstsein ist nicht sehr hoch, denn vielen Menschen geht es schlicht ums Überleben. Die Bewohner sind mit Rollern, Taxis und Kleinbussen unterwegs.

Die Völker von Ghana


Die Trommelsprache der Aschanti
Englisch ist Amtssprache. Das liegt daran, dass Ghana vor hundert Jahren eine englische Kolonie war. Doch jede der großen Volksgruppen besitzt eine eigene Sprachen und eigene kulturelle Wurzeln. Dennoch sie besitzen viele Gemeinsamkeiten wie die Pflege ihres traditionellen Glaubens, die Bedeutung der Familie und der Respekt vor den Älteren.
Religion
Die Mehrheit der Ghanaer sind Anhänger eines christlichen Glaubens. Drei Viertel zählen zu den Christen und mindestens 18 Prozent sind Muslime. Nur in Ghana gibt es die Religionsgemeinschaft Zetahil, die Elemente vom Christentum und Islam verbindet. Über zwanzig Prozent der Menschen glauben an traditionelle Religionen. Die Akan besitzen ein vielschichtiges Glaubenssystem mit einer reichen Götterwelt und einem obersten Gottwesen. Dieser dreifaltige Gott herrscht über das Universum. Auf dem Bild links siehst du das Adinkra-Symbol für den obersten Gott. Die Akan besitzen zahlreiche Symbole für ihre Religion und ihre überlieferten Weisheiten. Die Erdgöttin Asase ist Herrscherin über das Totenreich. Wann immer bei den Akan jemand bestattet wird, wird zunächst Asase ein Trankopfer gegeben, um von ihr die Beisetzungserlaubnis zu erhalten. Daneben ist Asase auch die Friedensgöttin, denn sie muss das Blut der Getöteten und Verletzten aufnehmen, was sie sehr erzürnt. Wird sie in ihrem Zorn nicht besänftigt, so drohen Missernten, Erdbeben oder ähnliche Naturkatastrophen. An den ihr geheiligten Tagen sind bei den Akan alle Arbeiten, die eine „Verletzung“ der Erde bedeuten würden wie zum Beispiel Feldarbeit untersagt. Totemismus und Ahnenglaube spielen auch eine große Rolle. Die Akan glauben, dass sie von verschiedenen Urfamilien abstammen, denen bestimmte Totemtiere zugeordnet sind. In den Totemtieren sollen ihre Ahnen auf Erden wandeln, deshalb müssen die Totemtiere beschützt werden. Sie dürfen auf keinen Fall gejagt und gegessen werden.
In der afrikanischen Musik von heute wird nicht mehr nur getrommelt, in Accra erfährst du viel über moderne Musik in Westafrika. Die Musik der Jungen ist eine Verbindung von traditioneller Musik und Hip-Hop. King Ayisoba ist ein großer Star in der der ghanaischen Musikszene. Er verbindet die traditionelle Musik aus dem Norden des Landes mit den Beats aus der Hauptstadt Accra. Ein Kinderlied aus Ghana in der Ga-Sprache, gesungen von Adjiri Odametey findest du hier Mehr über afrikanische Musik

Schule und Bildung in Ghana
In Ghana wird viel für Bildung getan. Es herrscht Schulpflicht, und die meisten Kinder gehen mindestens neun Jahre zur Schule. Nur auf dem Land ist es nicht einfach. Es gibt nicht genügend Schulen für alle Kinder, die Klassen sind oft überfüllt. Die Eltern müssen für Bücher und Stifte und vor allem die teure Schuluniform bezahlen. Die meisten haben vier Kinder und mehr. Das wird ziemlich teuer! Außerdem müssen die Kinder auf dem Feld helfen. Da fällt so manche Schulstunde aus. Unterrichtssprache ist Englisch und die jeweilige Landessprache. Das Schuljahr reicht von September bis Juni, also etwa so lange wie bei uns. Was anders ist: Die Schule beginnt schon im sieben Uhr morgens mit einer Ansprache auf dem Schulhof, dann singen alle zusammen die Nationalhymne. Dann erst beginnt der eigentliche Unterricht.
Mehr über Schulen in Afrika
Was Kinder in Ghana spielen
Fußball ist das beliebteste Spiel bei Jungen und Erwachsenen. Alle versammeln sich auf den Straßen und in den Clubs zum Public Viewing. Die Nationalmannschaft Ghanas, die Black Stars, wurde mehrfach Afrikameister. Die Juniorenmannschaft ist derzeit Weltmeister. Wenn ein wichtiges Fußballspiel ist, bekommen die Kinder sogar schulfrei! Mädchen trainieren traditionelle Tänze, ihre Mütter nähen Tanzkleider in den Kentestoffen. Auf dem Foto links siehst du Tänzerinnen aus dem Volk der Ake. Ein typisch ghanaisches Spiel findet überall Anklang. Es heißt Oware, in anderen Ländern wird es Mancala genannt. Das Spiel ist weltweit bekannt und zählt zu den ältesten Spielen. Es ist so einfach, dass es auch Kinder gerne spielen. Man braucht nur Erdmulden und ein paar getrocknete Bohnen. Wie es genau gespielt wird, findest du in diesem Spezial
Jeden Tag ein Fest

Wirtschaft und Bodenschätze
Ghanas Wirtschaft ist in den letzten beiden Jahrzehnten gewachsen. Das Land besitzt vielfältige Bodenschätze und reiche Ressourcen. Digitale Technologiegüter werden produziert und exportiert. Der Automobil- und Schiffsbau wächst und zahlreiche Kohlenwasserstoffe und Industriemineralien werden exportiert. Die Landwirtschaft ist modernisiert worden, Fischerei ist einträglich und das traditionelle Handwerk wird wertgeschätzt.
Landwirtschaft
Fast die Hälfte der Ghanaer arbeitet in der Landwirtschaft oder lebt vom Fischen. Kakao, Zuckerrohr, Kaffee, Tee und Kautschuk werden exportiert. Kakao macht dabei den größten Teil aus. Ghana ist weltweit sogar der zweitgrößte Produzent von Kakao. Die Mehrzahl aller Kleinbauern lebt vom Anbau der Bohne. Und viele Kinder helfen bei der Ernte. Die Löhne sind leider mickrig. Ein Kakaobauer verdient nur 50 Cent am Tag. Deshalb wandern immer mehr Bauern in die Städte ab und hoffen, dort besser zu verdienen. Die Kinder rechts im Bild verkaufen geräucherte Makrelen, die ihre Väter gefangen haben.
Schon gewusst? Viele Nahrungsmittel werden importiert. Beispiel Hähnchen: Die Hähnchenzucht war eine der großen Stützen der Landwirtschaft. Doch sie ist mittlerweile fast völlig zusammengebrochen. Warum? Weil die EU Fleisch nach Afrika verschifft, das billiger ist als das der einheimischen Bauern. Wieso ist das europöäische Huhn billiger ist als das afrikanische? Die europäischen Staaten fördern landwirtschaftliche Produktion mit Steuergeldern. Sinnvoll ist das nicht immer.
Bodenschätze
Früher nannte man Ghana "die Goldküste", denn in den Böden und Flüssen fand man riesige Goldvorkommen. Ghana ist außerdem reich an Erdöl, Diamanten, Mangan und Bauxit. Der Goldreichtum des Landes war der Grund, weshalb europäische Staaten im 19. Jahrhundert die Herrschaft über Ghana an sich rissen. Auch heute ist der Goldbergbau sehr wichtig. Mit dem Export von Gold erzielt Ghana die meisten Einkünfte. Leider befindet sich dieser Wirtschaftszweig überwiegend in der Hand von ausländischen Investoren. Der ghanaische Staat erhält lediglich einen Anteil von 10 Prozent. Das schlimme daran ist, dass die Menschen im Bergbau rücksichtslos ausgebeutet werden und die Natur zerstört wird. Zur kostengünstigen industriellen Förderung greifen die meisten Minenbetreiber zu Quecksilber und Zyanid. Damit wird das Grundwasser verseucht und das Leben von Menschen und Tieren bedroht. Regeln zum Umweltschutz wären dringend notwendig, doch die Regierung kümmert sich nicht sehr darum. Die Industrie ist nur wenig entwickelt. Sie umfasst Nahrungsmittelerzeugung, Holzverarbeitung, Textil- und chemische Industrie.
Handwerk
Das traditionelle Handwerk wie Weberei, Metallverarbeitung, Schnitzerei und Töpferei ist sehr verbreitet. Vor allem die bunten Kente-Stoffe sind in ganz Afrika begehrt. Das Volk der Ashanti und das Volk der Ewe sind in Ghana und darüber hinaus für die Kente-Weberei bekannt. Die aus gefärbten Baumwollfäden hergestellten schmalen Webstreifen werden zu einem großen Kente-Stoff zusammengenäht. Früher war dieser Stoff den Königen vorbehalten. Geometrische Muster, kombiniert mit Motiven aus der Natur wie Fischen, Früchten oder Vögel sind die Basis der Kentestoffe, wie sie vom Volk der Ewe hergestellt werden. Die Weber der Aschanti stellen dagegen häufig Sprichwörter oder besondere Ereignisse dar. Diese Unterscheidung hat sich bis heute erhalten. Übrigens nicht nur dort! In Europa, besonders in den Niederlanden, werden teure Kentestoffe zu europäischer Kleidung verarbeitet.
Ghana und der wirtschaftliche Aufschwung
Die Regierung hat viel für die wirtschaftliche Entwicklung getan und auch einige Erfolge erzielt. Das Durchschnittseinkommen ist in den letzten Jahren gestiegen. Derzeit liegt es im Jahr bei umgerechnet etwa 4.700 US $. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass ein Brot etwa 0.40 US $ kostet und 12 Eier etwa 1,78 US $. Ein Essen im Restaurant für 2 Personen kostet etwa 15 - 16 US $. Die Bevölkerung Ghanas ist nicht arm, aber nur ein Verdiener kann keine Familie mit vier Kindern ernähren. Fast alle Frauen arbeiten mit, viele von ihnen im sogenannten informellen Bereich. Sie arbeiten als Haushaltshilfe oder sie verkaufen auf den Märkten das, was sie auf ihren Feldern erzeugen. Die Kehrseite des beginnenden wirtschaftlichen Aufschwungs im Land ist, dass viele Kinder mit Hilfsjobs zum Familieneinkommen beitragen.
Kinderarbeit auf den Schrottplätzen
Ghana ist einer der wichtigsten Lagerplätze für Elektroschrott aus aller Welt geworden. Der riesige Müllplatz in Agbogbloshie am Stadtrand von Accra gehört zu den größten in Afrika. Der Handel dieser Umwelt schädigenden Ware entlastet zwar die Industrieländer. Doch er bietet illegalen Geschäftsleuten vielfältige Möglichkeiten, sich den relativ strengen Auflagen in Europa zu entziehen. In Ghana gibt es jedoch kaum Vorschriften zur Verwertung von Elektroschrott. Kinder und Jugendliche sortieren den Elektroschrott und verdienen mit dem Verkauf von Batterien und anderen Teilen von Elektroschrott Geld. Gestank, Rauch und die Vergiftung der Luft und des Grundwassers hält sie nicht davon ab. Denn sie müssen ihre Familien unterstützen. Händler kaufen ihnen die freigesetzten Metalle für einige wenige Cedi ab. Für die Jugendlichen aus den Slums gibt es sonst nur wenige Möglichkeiten, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eine wichtiges Herkunftsland von Elektroschrott und Altbatterien ist übrigens Deutschland. Wir sollten also darauf achten, wieder aufladbare Batterien zu verwenden.
Schon gewusst? Um die Menschen in Ghana wie auch in anderen Schwellenländern nicht über die Maßen auszubeuten, wurde das Fairtrade-Zeichen eingeführt. Produkte mit diesem Siegel sichern zu, dass die Lebensbedingungen von Bauern verbessert werden.
Sehenswürdigkeiten
In Ghana kannst du vieles über die Geschichte Afrikas und den Sklavenhandel erkunden. Denn an der Küste gibt es zahlreiche Forts, die an die Zeit des Sklavenhandels erinnern. Der ganze Kontinent wurde von Menschenjägern heimgesucht. Die Gefangenen verschleppte man an die Küsten und sperrte sie in Forts, die wie Gefängnisse eingerichtet waren. Das Elmina Sklavenfort, das du auf dem linken Foto siehst, erzählt eine Menge über diese schreckliche Zeit. Was noch sehenswert ist? Besonders beeindruckend ist das riesige Mausoleum für den Freiheitskämpfer Kwame Nkrumah. Der Ghanaer kämpfte für die Unabhängigkeit seines Landes von Großbritannien. Er wurde deshalb von den Briten ins Gefängnis gesperrt. Aber Kwame Nkrumah liess sich nicht einschüchtern. Aus dem Gefängnis heraus kämpfte er weiter und erreichte die Unabhängigkeit Ghanas von der britischen Kolonialherrschaft! Du willst lieber etwas unternehmen? An den Sandstränden von Ghana kannst du Surfen oder Schnorcheln. Du gehst lieber auf Safari? Im Mole Nationalpark kannst du Elefanten beobachten.
Mehr Sehenswürdigkeiten findest du im afrika-junior Reiseführer
Die Geschichte von Ghana

Ghana wird unabhängig
Ghana war hundert Jahre lang britische Kolonie. Während dieser Zeit wurde die Politik von der englischen Besatzungsmacht bestimmt. Die Bodenschätze wurden ausgebeutet, vor allem Gold, Kaffe und Kakao sowie tropische Edelhölzer wurden nach England transportiert. Die Kolonie verarmte, Großbritannien wurde reich. Die Ghanaer waren wütend über die Fremdbestimmung und Ausbeutung. Sie wehrten sich und konnten sich nach vielen Kämpfen 1957 von der Kolonialherrschaft befreien. Die Bevölkerung an der Goldküste war durch die Tradition der alten Königreiche gut darauf vorbereitet. Auch hatte sich eine westlich gebildete Schicht heraus gebildet, welche die Regierungsgeschäfte übernehmen konnte. Ein Mann war für die Unabhängigkeitsbewegung besonders wichtig: Kwame Nkrumah. Obwohl er in Gefangenschaft war, kämpfte er für ein freies Ghana. So erlangte Ghana am 6. März 1957 als erste Kolonie Afrikas die Unabhängigkeit. Auf dem Foto links siehst du das Unabhängigkeitsdenkmal mit einer Statue von Kwame Nkrumah.
Ghana heute
Ghana ist eine weltoffene Republik und zählt zu den modernen Ländern in Westafrika. Es gibt eine Gewaltenteilung, der Präsident hat keine unumschränkte Macht wie in einigen anderen afrikanischen Ländern. Die Menschenrechte werden geachtet, es gibt eine freie Presse. Der Handel blüht und die Wirtschaft wächst. Ghana gilt als Musterland in Afrika. Es hat als erstes afrikanisches Land seine Unabhängigkeit gefeiert und als erstes zu innerer Stabilität gefunden. 2011 war Ghana sogar Erster beim weltweiten Wirtschaftswachstum. Die Politik des ersten Präsidenten Kwame Nkrumah bestand darin, Arbeitsplätze zu schaffen und die einheimische Wirtschaft zu stärken. Sein Wahlspruch lautete: "Eat what you grow, grow what you eat", was etwa bedeutet "Iss das, was du angepflanzt hast und pflanze an, was du isst." Auch der neue Präsident Nana Akufo-Addo vertritt das Prinzip wieder. Er will die einheimische Landwirtschaft stärken und Ausbildungsplätze für junge Menschen schaffen. Er gilt als die Hoffnung der Jugend in Ghana. Akufo-Addo war lange Zeit Menschenrechtsanwalt. Er weiß, wo Armut herrscht, und dass dies der Hauptgrund dafür ist, dass die grundlegenden Rechte von Kindern nicht erfüllt werden können. Deshalb will er mehr für die Bildung von Kindern tun.
