Die Halbinsel Sinai

Karte Sinai (c) CIA Die Sinai Halbinsel verbindet Afrika und Asien. Über die Halbinsel verbreiteten sich die ersten Menschen aus Afrika über Asien auf alle anderen Kontinente aus. Der Sinai war das Durchzugsgebiet für die Heere der großen Weltmächte und enthält die wichtigsten Wahrzeichen der biblischen Geschichte.

Lage

Im Norden liegt die Küste des Mittelmeeres und im Südwesten die Küste des Roten Meeres. Im Nordwesten wird die Halbinsel durch den Suezkanal begrenzt und im Osten vom Gazastreifen. Er bildet die Grenze zu Israel. Die Sinai Halbinsel ist 60 000 qkm groß und damit eineinhalb Mal so groß wie die Schweiz. Sie besteht größtenteils aus Wüste.

Landschaften

An der Mittelmeerküste im Norden gibt es dürre Steppen und Salzwasserlagunen. Die Lagunen sind Teil eines größeren Lagunenbinnengewässers von mehr als 80 Kilometern Länge. Die Lagunenlandschaft ist zum Naturschutzgebiet erklärt worden, denn Millionen von Zugvögeln rasten dort auf ihrem Weg von Europa nach Afrika und zurück. Fischerei ist hier erlaubt, denn die Anwohner leben hier hauptsächlich vom Fischfang. Je weiter man nach Süden kommt, desto höher und zerklüfteter wird die Landschaft. Die Sandwüste wird zur Kieswüste und dann zur Felswüste.

              

Im Süden gibt es felsige Berge. Der höchste Berg ist der Katharinenberg. Er ist 2637 Meter hoch. Ein anderer wichtiger Berg ist der Mosesberg, der auch Berg Sinai genannt wird. Auf dem Foto oben siehst du den Ausblick vom Mosesberg. Er misst 2285 Meter. Die felsigen Berge sind von tiefen Schluchten und Canyons durchzogen. Das Rote Meer bietet einen unglaublichen Artenreichtum an Fischen, deshalb kommen viele Taucher hierher. Die bekanntesten Touristenstädte sind Sharm el-Sheikh und Dahab.

Die größte Stadt in Sinai

Die größte Stadt des Sinai ist el-Arisch. Hier gibt es schöne Strände. Die Stadt wird weniger von internationalen Touristen als vielmehr von ägyptischen Reisegästen aus Kairo und dem Delta besucht.

Wasser in Sinai

Wirf einen Blick auf die Karte oben, siehst du einen Fluss oder einen See auf der Halbinsel? Fehlanzeige. Wasser ist knapp, denn Flüsse gibt es auf dem Sinai nicht. Regen fällt nur selten. Wenn es im Winter zu einem Regenguss kommt, sammelt sich das Wasser in den Schluchten und Wadis. Wadis sind trockene Flussbetten, die nur nach starken Regenfällen Wasser führen. An manchen Stellen tritt Grundwasser zwischen den Felsen hervor. An diesen Quellen entstanden Oasen, in denen Dattelpalmen und Obstbäume wachsen. Alle Oasen auf dem Sinai werden von Oasenbauern bewirtschaftet. Die schönste und bekannteste Oase heißt Feiran.

Die Bewohner von Sinai

Die meisten Menschen auf der Sinaihalbinsel sind Nachfahren arabischer Beduinen. Sie zogen schon vor Jahrtausenden mit ihren Karawanen durch das Land. Die Beduinen haben eine nomadische Lebensweise. Sie züchten Kamele und treiben Handel mit den Menschen in den Oasen. Allerdings gab es oft auch kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Oasenbauern und Beduinen. Die Menschen in der Wüste Sinai unterschieden sich lange Zeit von den Menschen im Niltal. Während sich das bäuerliche Leben der Ägypter am Rhythmus der Nilschwemme orientierte, mussten sich die Oasenbauern und Beduinen an die Bedingungen der kargen Wüsten anpassen.

                                             

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Leben auf dem Sinai durch die boomenden Touristenstädte sehr verändert. Taucher werden von den Korallenriffen an der Küste angelockt. Die wichtigsten Ferienorte an der Küste der Sinaihalbinsel sind Sharm el-Sheikh mit Naama Bay und Vororten an der Sinaisüdspitze. Die Badeorte Dahab und Nuwaiba werden gern von Touristen besucht, welche die reiche Unterwasserwelt des roten Meeres schätzen. Durch das schnelle Wachstum der Ferienorte entstanden viele neue Arbeitsplätze in der Tourismusindustrie. Arbeitskräfte aus Ägypten wanderten ein, das politische Gewicht der Beduinen auf dem Sinai sank. Waren früher die Angehörigen der Beduinenstämme in der Mehrheit, so hält sich heute das Verhältnis von Beduinen zu Ägyptern die Waage.

 

Sehenswürdigkeiten

             Katharinenkloster am Berg Sinai (c) Berthold Werner

Die bekannteste Sehenswürdigkeit auf der Sinai Halbinsel ist das Katharinenkloster, das unterhalb des Berges Sinai liegt. Es wurde im 12. Jahrhundert von Mönchen erbaut zum Andenken an eines der bedeutendsten Ereignisse im Alten Testament. Der Berg Sinai ist jener Berg, auf dem Moses die Zehn Gebote offenbart wurden. Im Katharinenkloster steht noch heute ein Dornbusch, von dem manche glauben, dass es jener Dornbusch ist, an dem Gott Moses erschienen ist. Aufgrund dieser biblischen Vorgeschichte besuchen viele Touristen das Kloster.

Der Berg Sinai

Auf dem Gipfel des Berges Sinai befindet sich eine Moschee aus dem 12. Jahrhundert sowie eine Kapelle, die Moses geweiht ist. Viele Pilger, Christen wie auch Muslime, kommen hierher und besteigen den Berg. Sie ziehen nachts los, um bei Sonnenaufgang den Gipfel zu erreichen. Der Weg ist ganz schön anstrengend, denn zum Gipfel muss man 4000 Stufen hoch steigen.

                    Gipfel des Berges Sinai (c) Yoav Rosenberg

Viele Gläubige nehmen die Mühe auf sich, denn sie wollen herausfinden, wie es Moses damals ergangen sein mag. Hatte er hier wirklich eine göttliche Begegnung? Und wenn, wo genau auf dem Berg soll Gott dem Moses erschienen sein .

Die Tierwelt in Sinai

Bei Touren durch die raue Wüstenlandschaft der Halbinsel stößt man auf Hyänen, Schakale, Wüstenfüchse, Aasgeier und Gazellen. Im Sand entdeckt man Eidechsen und Geckos. Kobras und Sandvipern sowie Skorpione bekommt man selten zu Gesicht. Sie leben zurückgezogen in Felsspalten und unter Steinen. Heute kaum mehr vorstellbar: Einst lebten im Sinai auch Giraffen, Leoparden, Löwen und Strauße.

Die Geschichte von Sinai

Die Sinai-Halbinsel und die Völkerwanderung

Die Sinai-Halbinsel war eine Brücke von Afrika nach Asien. Seit frühesten Zeiten war Sinai Durchgangsgebiet für Völkerwanderungen. Vor Jahrhunderttausenden zogen die ersten Menschen von Afrika in den Nahen Osten. Von dort aus verbreiteten sie sich über Europa und Asien. In der Mittel- und Jungsteinsteinzeit gab es Verbindungen und Wanderungen zwischen dem Nahen Osten und Nordafrika.

 

                

 

 

Die Sinai-Halbinsel und die Kriege

Zur Zeit der Pharaonen war der Sinai Durchmarschgebiet der ägyptischen Heere auf ihrem Weg nach Palästina, in den Libanon und nach Syrien. Zwischen dem Mittleren Reich und dem Neuen Reich gelangten die Hyksos von Syrien über Palästina bis nach Nordägypten. Im Neuen Reich zogen ägyptische Heere  durch den Sinai nach Vorderasien. Im ersten Jahrtausend n. Chr. kehrte sich die Durchmarschrichtung um. Nun waren es die Heere der Assyrer, Babylonier, Perser und Makedonen die über den Sinai nach Ägypten gelangten. Im 7. Jahrhundert n. Chr. waren es wieder die Perser und schließlich die Araber, die von Ost nach West zogen. Über den Sinai kam der Islam nach Ägypten und verbreitete sich mit den Arabern über ganz Nordafrika. Auch im islamischen Mittelalter war der Sinai Bindeglied zwischen den orientalischen Reiches. Über Palästina und den Sinai kamen im 16. Jahrhundert die Heere der Osmanen nach Ägypten und verleibten es ihrem Reich ein. Auch im Ersten Weltkrieg, als Ägypten unter britischer Besetzung stand und gegen das Osmanische Reich Krieg führte, war der Sinai militärisches Aufmarschgebiet.

                  Kleine Oase in Sinai (c) Markoz

 

Die Sinai-Halbinsel heute

In der modernen Zeit war der Sinai immer wieder Streitpunkt zwischen Israel und Ägypten. Während der Suezkrise wurden einige Gebiete kurzzeitig besetzt. Nach dem Sechstagekrieg von 1967 war der Sinai Teil Israels. Erst nach langen Friedensverhandlungen wurde der Sinai 1982 wieder an Ägypten zurückgegeben.