So lebten die Ägypter

Die Ägypter lebten in Dörfern und Siedlungen oder in den großen Städten Memphis und Theben. Ein Zentrum im Mittleren Reich war das Tal der Könige. Hier wurden viele Gräber in die Felsen gehauen. Für die Arbeiter waren Siedlungen um dieses Tal herum errichtet worden, die ziemiich bevölkert waren. Die Straßen waren in den Stoßzeiten am Morgen und Abend vermutlich so belebt wie unsere Straßen heute.

Teilansicht aus dem Pfortenbuch im Grab von Ramses IV (c) wikicommons

Beim Bau der Pyramiden wurden Handwerker gebraucht wie Steinmetze, Maler oder Graveure. Zeitweise waren am Bau der großen Tempel und Pyramiden 30 000 Menschen beschäftigt, die in diesen Siedlungen lebten. Händler, Friseure, Bäcker und Fleischbräter betrieben ihr Gewerbe in den Straßen. Auf den Märkten konnte man Obst und Gemüse aus dem heimischen Anbau oder Kleidung und Schmuck aus den südlichen Provinzen kaufen. Diebe und Betrunkene trieben sich in den Gassen herum. Schänken und Bars gehörten ebenfalls zum Stadtbild.

Das Leben der einfachen Ägypter

Maler der Grabkammer des Ipi (c) The Yorck ProjectÄgyptische Dörfer bestanden aus einfach gebauten Häusern aus Schlammziegeln. Die Häuser standen eng beieinander. Als Fenster hatten sie nur kleine Öffnungen, die Küche befand sich im Freien. Viel Platz gab es nicht. Die meisten Familien lebten in einem Raum, der zugleich Schlaf- und Wohnraum war. Die Räume waren karg möbliert mit niedrigen Tischen, Schemeln und Betten. Die Siedlungen bestanden zumeist aus Apartmenthäusern, vergleichbar heutigen Mietskasernen, in denen es viele einzelne Räume gab. Arme Ägypter lebten mit ihrer ganzen Familie in einem Raum. Doch Kinder waren das Herz der Familie. Allerdings wird berichtet, dass viele Kinder früh starben. Mädchen lebten zu Hause, bis sie heirateten. Dann zogen sie zu den Familien ihrer Ehemänner. Jungen blieben mit ihren Familien bei den Eltern. Es gab eine Kuriosität im alten Ägypten: oft heirateten Geschwister untereinander. Vermutlich hatte das damit zu tun, dass das Erbe in der Familie bleiben sollte.

In Ägypten hatte Handwerk goldenen Boden

Überwachung der Feldarbeit (c) Norman de Gavis Naries

In ägyptischen Städten stellten Tischler und Zimmerleute Möbelstücke für den Haushalt her. Oder sie bauten Schreine für Tempel und Holzmodelle für die Särge und Gräber der reichen Bevölkerung. Bootsbauer verarbeiteten bestimmte Hölzer, vor allem Zedernholz aus Phönizien zu Booten. Der Nil war eine wichtige Handelsstraße, auf dem die meisten Waren transportiert wurden. Krüge und prächtige Töpfereien wurden in der oberägyptischen Stadt Hierakonpolis hergestellt. Metallhandwerker fertigten Werkzeuge für die Metall- und Holzbearbeitung. In Kohleöfen schmolzen sie Metalle und gossen sie in Formen. Sie verwendeten Zinn und Kupfer, das sie ab dem Mittleren Reich auch zu Bronze verschmolzen. Juweliere stellten aus Gold, Silber und Edelsteinen kunstvollen Schmuck her. Die besten Steinmetze, Bildhauer und Maler arbeiteten für die prunkvollen Paläste und Tempel der Könige und Priester. Sie schufen die einzigartigen Innenausstattungen der Grabstätten, aus denen wir sehr viel über das Leben der Ägypter wissen. Frauen arbeiteten zu Hause, auf den Feldern und Märkten. Etwa ab 1600 vor Christus gab es große, senkrechte Webstühle, in denen fast fabrikmäßig Stoffe hergestellt wurden. In diesen Leinenwebereien waren hauptsächlich Frauen beschäftigt. Frauen konnten auch in künstlerischen Berufen Karriere machen, als Musikerinnen, Tänzerinnen und Sängerinnen.

Das Leben wurde vom Nil bestimmt

Fischen auf dem Nil, Malerei aus dem Grab von Usheret (c) wikicommons

Fischen und Feldanbau diente den einfachen Menschen als Lebensunterhalt. Durch die jährlichen Überschwemmungen des Nils waren die Felder sehr fruchtbar. Die Menschen konnten sehr gut von der Landwirtschaft leben. Außerdem wurde Baumwolle und Papyrus angebaut, die zu den begehrtesten Exportwaren Ägyptens zählten. Für die Reichen war Fischen ein Jagdvergnügen. Es gab viele Arten des Fischens wie Angeln, Reusen auslegen oder das Speerfischen, denn der Nil ist sehr artenreich. Es wurden auch Nilpferde und Krokodile gejagt. Mehr zum Feldanbau im Niltal

Was stand bei den Ägyptern auf dem Speiseplan?

Ägypter beim Ernten und Jagen (c) wikicommonsNahezu alles, was wir auch essen. Denn Landwirtschaft, Jagd und Fischfang lieferten einen reich gedeckten Tisch. Brot gehörte zu jedem Gericht als Beigabe. Brot war so beliebt, dass es zum Backen sehr fantasievolle Holzformen gab. Getreide wurde auf einem Reibstein zermahlen. Dabei gerieten oft kleine Steinchen in das Brot und bewirkten, dass die Ägypter schon in jungen Jahren ziemlich abgenutzte Zähne hatten. Es bestanden große Unterschiede zwischen dem, was die  Reichen gegessen haben und dem, was bei den Armen auf dem Tisch stand. Wer es sich leisten konnte, hatte täglich Fleisch, trank Wein und lud Freunde zu üppigen Banketten ein. Die einfachen Menschen hatten Fisch, und dazu gab es Brot und Bier. Sie kochten über einem Feuer, das sie in einer Mulde entzündeten. Man speiste an niedrigen Tischen und aß mit den Händen. Als Haustiere hielt man Kühe, Schafe, Ziegen und Enten. Am teuersten war Rindfleisch.

Spiel und Spaß

Tierzählung im alten Ägypten (c) Gerard Duchet

Kinder und Erwachsene im alten Ägypten gestalteten ihre freie Zeit sehr abwechslungsreich. Männer gingen zur Jagd oder zum Fischfang, was zugleich auch nützlich war. Frauen machten Musik, tanzten oder unterhielten sich mit Spielen. Brettspiele waren sehr beliebt. Ein bekanntes Brettspiel war das Senet-Spiel. Kinder spielten alle Arten von Spielen, die es ganz ähnlich auch heute gibt. Zum Beispiel Ballspielen, bekannt war eine Huckepack-Ballspiel. Es gab Bälle aus Stoff, Leder oder Papyrus. Die Kinder spielten auch Tauziehen oder Bockspringen. Sie besaßen kunstvolles Spielzeug. Es gab Rasseln, bunte Bälle aus Ton, die mit Samenkörnern gefüllt waren. Kinder spielten mit Puppen und Stofftieren oder mit Spielzeug aus Holz.

 

 

Mehr über das Leben im alten Ägypten in dem Buch: Altes Ägypten.