Die Angeberin, die Jesus an Weihnachten erwartete
von Weihnachtslegende von Donald Sybertz und Joseph Healey, Tansania
Eines Tages als Jesus noch in der Welt weilte, lebte eine Afrikanerin namens Kwiyolecha, was in der Sukuma Sprache so viel bedeutet wie Angeberin. Es war drei Tage vor Weihnachten, als sie in der Stadt Shinyanga eine Rede von Jesus gehört hatte. Sie war sehr beeindruckt, noch nie zuvor hatte jemand so zu den Menschen gesprochen. Also lud sie Jesus zu sich ein: „ Mein Herr, wann kommen Sie uns zu besuchen? Ich sehe Sie bei anderen Leuten einkehren, aber Sie waren noch nie bei uns.“ Jesus antwortete: „ Liebe Frau, Sie müssen nur drei Tage ausharren, dann verspreche ich, werde ich an Weihnachten zu Ihnen kommen.“
Kwiyolecha freute sich sehr, dass Jesus kommen wollte und ging gleich nach Hause um sich auf den Besuch vorzubereiten. Die Tanzanierin reinigte ihr Haus, schmückte es mit prächtigem Weihnachtsschmuck und hängte bunte Tücher auf, so dass ihr Heim sehr festlich wirkte. Sie bereitete mit ihren Bediensteten ein Festmahl vor, sie schlachteten einen Bullen, den sie gemästet hatten und brauten köstliches Bier. Dann zog Kwiyolecha ihr bestes Festkleid an und ließ sich nieder, in froher Erwartung von Jesus.
Früh am Weihnachtsmorgen kam ein alter Mann zu Kwiyolechas Haus, seine Arme und Beine waren übersät von offenen Wunden. Abgestoßen von seiner Erscheinung, fuhr sie ihn an: „Was hast du hier zu suchen? Ich erwarte einen hohen Gast und will nicht, dass Du mein Heim beschmutzt. Mach dich davon!“ Ohne ein Wort trollte sich der alte Mann davon.
Einige Zeit später erschien eine sehr alte Frau, in Lumpen gekleidet, auf einen Stock gestützt. Erschöpft und verärgert sagte Kwiyolecha zu sich: „Warum geschehen mir all diese Dinge? Und die alte Frau herrchte sie an: „Raus mit ihnen“. Die alte Frau tat, wie ihr befohlen war.
Schließlich, um die Mittagszeit erschien ein verkrüppelter Junge. Er zog seine verkrüppelten Beine hinter sich her und wirbelte dabei eine Menge Staub auf. Kwiyolecha fragte ihn: „Was hast du Krüppel hier zu suchen? Hau ab so schnell du kannst und lass dich hier nicht mehr blicken.“ Der Junge verschwand so schnell wie er aufgetaucht war. Den restlichen Tag wartete Kwiyolecha geduldig auf Jesus, aber er kam nicht.
Anderntags, am 26. Dezember traf Kwiyolecha Jesus in Shinyanga. Sie sagte: „Mein Herr, warum sind Sie gestern nicht zu uns gekommen? Ich habe Sie erwartet. Warum haben sie Ihr Versprechen nicht eingehalten? Der Herr antwortete: „Kwiyolecha, ich besuchte dich drei Mal, aber du hast mich jedes Mal abgewiesen. Indem du den gebeugten alten Mann, die alte in Fetzen gekleidete Frau und den verkrüppelten Jungen abgewiesen hast, hast du auch mich weggeschickt.“
Kwiyolecha konnte kaum glauben was Jesus gesagt hatte, dann erinnerte sie sich an den Gospel des heiligen Matthäus: „Ich sage dir, was du einem unserer Mitglieder angetan hast, hast du auch mir angetan.“ Sie begann allmählich zu begreifen, was christliche Nächstenliebe wirklich bedeutet. Danach feierte Kwiyolecha Weihnachten jedes Jahr auf die einzig würdige Weise und empfing Jesus als alten Mann, als zerlumpte Frau oder als verkrüppelten Jungen in ihrem Haus.
Diese afrikanische Weihnachtsgeschichte basiert auf einer Sukuma Legende aus Tansania. Die Legende ist sehr alt und wurde von Rev. Don Syberth, M.M. und Father Joesph Healey, MM. niedergeschieden. Sie findet sich in dem Buch „Towards an African Narrative Theology“ (Pauline Publications Africa, 3rd Reprint 2000 and Orbis Books, Second Printing 1999). Es gibt einige wunderbare Versionen dieser Jahrhunderte alten Legende, unter anderem von Leo Tolstoi ("Where Love Is, God Is"), von Helen Steiner Rice und Elizabeth Chebet unter dem Titel "The Woman Who Met Jesus".
Wir wünschen euch allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Wir freuen uns auf euren nächsten Besuch. Denn in Afrika ist das Weihnachtsfest noch lange nicht zu Ende. Am 7. Januar feiern die Ägypter und Äthiopier Weihnachten. Darüber berichten wir mehr am 6. Januar.