Die San, die Buschleute im südlichen Afrika
Die San oder "Buschleute", wie sie sich selbst nennen, zählen zu den frühesten Bewohnern des südlichen Afrika. Nach neuesten Forschungen sind sie wahrscheinlich das älteste Volk der Welt. Ihre Felszeichnungen in den Drakensbergen beweisen, dass sie seit mehr als 25 tausend Jahren hier leben. Sie waren Nomaden, erfahrene Jäger und Sammler. Aufgrund ihrer traditionellen Lebensweise als Nomaden wurden sie im 18. und 19. Jahrhundert von einwandernden Bantu Völkern und europäischen Siedlern verdrängt. Zeitweise gab es regelrechte Vernichtungsfeldzüge gegen die friedliebenden Buschmenschen. Zu ihrem Schutz haben sie sich in die Kalahari oder die Namib Wüste zurückgezogen und lernten, in den trockenen und unwirtlichen Regionen zu überleben.
Vom Überleben in der Kalahari
Kalahari bedeutet „der große Durst“, und tatsächlich regnet es in der Halbwüste zwischen Namibia, Botswana und Südafrika nur alle zehn Monate. Manches Jahr bleibt der Regen ganz aus. Nur Menschen, die völlig mit der Natur in Einklang sind, können hier überleben. Im täglichen Kampf ums Wasser haben sich die San zu wahren Überlebenskünstlern entwickelt. Die Buschmenschen machen sich im Morgengrauen auf die Suche nach Tau. Mit einem leeren Straußenei fangen sie die Tautropfen von den Blättern und Bäumen auf. Dabei kommt eine ganze Menge Wasser zusammen. Straußeneier sind ziemlich groß, mit ihren harten Schalen sind sie perfekte Wasserbehälter. Wenn die San nicht alles Wasser trinken, vergraben sie die Eier mit dem Rest im Sand. Die Stelle kaschieren sie mit Blättern und Zweigen, so dass das Wasser nicht von anderen gefunden wird. Auch in Bäumen gibt es Wasserreservoirs. Die verlassenen Baumhöhlen von Spechten bieten ein gutes Wasserreservoir. Spechte klopfen tiefe Höhlen, in denen sich Wasser sammelt, das lange erhalten bleibt. Wenn man Wasser gefunden hat, muss man es nur mit einem hohlen Grashalm ansaugen, und schon füllt sich das Straußenei.
So leben die Buschmenschen
Die Buschmenschen sind Frühaufsteher. Noch bevor die Sonne aufgeht, gehen die Männer auf die Jagd. Die größeren Jungs begleiten sie. Dabei lernen sie die Gesetze und Gewohnheiten der Wildtiere, lernen Spuren lesen, Gift sammeln und Waffen für die Jagd herzustellen. Die Frauen kümmern sich um die Kleinkinder, einige gehen los und sammeln Früchte, Beeren und Honig. Einige ziehen los, um zu fischen. Die Buschmenschen besitzen ein großes Wissen über die Natur und die Tiere. Die Kinder lernen von den Eltern alles, was sie für das Leben in der Wildnis benötigen. Die Mädchen sammeln den Tau von den Pflanzen, bevor die Sonne ihn wegtrocknet. Sie lernen alles über Pflanzen und Heilmittel. Sie helfen beim Aufbau der Hütten, dem Anlegen der Feuerstelle und beim Kochen. Sie lernen auch Fallen zu stellen, um Kleintiere zu fangen.
Auf den Spuren der Wildtiere
Die San folgen den Spuren von Tieren, die besonders gut Wasser aufspüren können wie Spießböcke, Antilopen, Wüstenelefanten oder Affen, die ihre versteckten Wasserstellen vor anderen geheim halten. Zu sehen war das in dem Film Die Götter müssen verrückt sein. Im Film waren die San sehr schlau, sie fütterten die Affen mit Salz und mußten dann nur den durstigen Tieren zu ihren verborgenen Wasserquellen folgen. Diese List wenden sie auch im wirklichen Leben an.
Was steht auf dem Speiseplan der Buschmenschen?
Zum Speiseplan der Buschmenschen gehört Wild, besonders Antilopenfleisch ist beliebt,. Auch Heuschrecken, Würmer, Schlangen, Eidechsen und andere kleine Tiere werden gerne verspeist. Termiten etwa bestehen zu 20 Prozent aus Wasser und sind darüber hinaus gute Eiweißlieferanten. Sie gehören zum „Bushmeat“, dem Speiseplan der Savanne, so wie bei uns Krebse oder Krabben. Kräuter, Beeren, Wurzeln, Früchte, Honig und Straußeneier bereichern den Speiseplan. Durch ihre ausgeprägte Pflanzenkunde haben die San sehr genaue Kenntnisse über Heil- und Esspflanzen.
Die Sprache und die Kunst der Buschmenschen
Die Sprache der Buschmenschen würdest du sofort unter allen Sprachen der Welt erkennen. Denn sie ist die einzige Sprache, die aus charakteristischen Klick-, Schnalz- und Schmatzlauten besteht. In ihrer mehr als zehntausend jährigen Geschichte haben die Buschmenschen zahlreiche Höhlenmalereien und Felszeichnungen hinterlassen. Man findet sie in den Drakensbergen und in den Tsodilo-Hills. Diese Hügel, die mitten in der Kalahari aufragen, sind mit prächtigen Felszeichnungen bemalt. Die meisten zeigen Jagdszenen oder Tänze. Wegen der Fülle und der Kunstfertigkeiten dieser Zeichnungen werden die Tsodilo Hills auch "der Louvre der Wüste" genannt.
Schon gewusst? „Buschmannperlen“ gehören zu den ältesten Zahlungsmitteln Afrikas. Sie sind seit etwa 7 000 Jahren in Gebrauch. Sie bestehen aus rundgeschliffenen Schalen von Straußeneiern und werden wie Perlen auf Schnüre gezogen.
Woran glauben die Buschmenschen?
Die Buschmenschen haben eine animistische Religion. Sie besitzen keine Bibel, ihre Religion ist nicht in Schriftform niedergelegt. Der Glaube wird von Generation zu Generation weiter getragen. Er ist nur in ihrer Jäger-Sammler-Kultur verbreitet. Die Buschmenschen glauben, dass in der Natur alles belebt ist. Alle Erscheinungen in der Natur besitzen eine Seele. Sie glauben nicht an einen Gott. Für sie ist nur die Natur heilig. Die Buschmenschen glauben daran, dass in jedem Stein, jeder Pflanze, jedem Tier und jedem Menschen eine Lebenskraft steckt. Diese Lebenskraft besitzt einen eigenen Willen und folgt natürlichen Regeln. Die Buschmenschen glauben diese Regeln zu kennen und befolgen sie, um den Willen der Naturelemente zum eigenen Nutzen lenken zu können. Besonders wichtig sind ihre Gebete um Jagdglück und um die Abwendung von Schaden.
Die Buschmenschen schützen die Natur
Die Buschmenschen leben nachhaltig und achten darauf, dass sie nie mehr von der Natur nehmen als sie benötigen. Sie teilen mit anderen, wenn sie einen Überschuß an Nahrung besitzen. Heute haben viele Buschmenschen ihre nomadische Lebensweise aufgegeben und sind sesshaft geworden. Die meisten arbeiten auf Farmen oder als Fährtenleser. Doch einige Buschmenschen kämpfen um ihr Existenzrecht als Nomaden und um ihre einstigen Jagdgebiete.
Was haben Diamanten mit Wasser zu tun?
Für die Buschmenschen eine ganze Menge. Dazu ein Blick zurück in die Geschichte: Vor etwa hundert Jahren flüchteten sich die San vor afrikanischen Völkern und europäischen Siedlern in die trockensten Regionen der Kalahari. Das Gebiet wurde zum Nationalpark erklärt. Ein natürlicher Brunnen spendete so viel Wasser, dass sie hier überleben konnten. Dann wurden sie von der Regierung von Botswana vertrieben. Ihr Brunnen wurde versiegelt. Was war der Grund? In den Böden des riesigen Naturschutzgebietes wurden Diamanten gefunden. Südafrikanische Diamantenfirmen zahlten Unsummen für die Schürfrechte an die Regierung.
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Was die Kinder der Buschmenschen lernen
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