Ägypten erlangt die Unabhängigkeit

Ganz Afrika war zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Unabhängigkeitsbestrebungen erfasst. Zu der Zeit befand sich nahezu der gesamte Kontinent unter europäischer Kolonialherrschaft. Die Afrikaner waren der Fremdbestimmung überdrüssig. In Ägypten hatte sich eine starke nationale Bewegung herausgebildet. Sie war von den Briten in blutigen Kämpfen niedergeschlagen worden. Aber den Freiheitswillen der ägyptischen Bevölkerung konnten die Briten nicht brechen.

                

Auf dem Foto oben siehst du die Stadt Port Said, die am Mittelmeer liegt. Im Straßenbild sind erste europäische Einflüsse zu erkennen.

Die Unabhängikeitsbewegung in Ägypten

Die ägyptischen Nationalisten hatten ihren Plan nicht aufgegeben, die Unabhängigkeit zu erlangen. Als sie 1919 zur Pariser Friedenskonferenz eine Abordnung entsenden wollten, wurde diese von den Briten festgesetzt. Es kam zu schweren Unruhen und Streiks in Ägypten. Saad Zaghloul war ein ägyptischer Politiker, der für die Unabhängikeit des Landes kämpfte. Als Führer der nationalistischen Wafd-Partei war er ein Vorkämpfer für ein freies Ägypten. Wegen seiner politischen Aktivitäten für die Unabhängigkeit wurde er eingesperrt. Seine Inhaftierung im März 1919 löste Streiks und Massendemonstrationen aus. Am 9. März 1919 brach in Ägypten die erste Revolution aus. Studenten an der al-Azhar-Universität riefen zu Massenprotesten auf, die sich schnell über ganz Ägypten verbreiteten. Zaghlul und drei weitere Führer der Wafd-Partei wurden nach Malta verbannt. Daraufhin kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Wafd-Anhängern und dem britischen Militär, in deren Verlauf etwa 800 Ägypter umkamen. Um den Volkszorn zu beruhigen, musste die britische Regierung die Rückkehr der Verbannten einen Monat später genehmigen. Nach Erklärung der Unabhängigkeit wurde er 1924 ägyptischer Premierminister.

Der erste Schritt in die Unabhängigkeit

Von 1919 bis 1925 war Edmund Allenby, links im Bild, der britische Hochkommissar im Sultanat Ägypten. Das war genau zu der Zeit, als die ägyptischen Befreiungsbewegungen das Land erschütterten. Sein Auftrag war es, die nationalistischen Unruhen und Streiks für eine Unabhängigkeit des Landes zu bekämpfen. Allenby hatte bereits in anderen britischen Kolonien militärisiche Erfahrung gesammelt. Er erkannte, dass die Aufständischen nicht mit Gewalt zu bekämpfen waren. Er setzte gegenüber der britischen Regierung die Entlassung Ägyptens in die Unabhängigkeit durch. Nach Erklärung der Unabhängigkeit am 28. Februar 1922 in der Declaration to Egypt war Ägypten formell unabhängig. Aber Allenby sicherte gleichzeitig den weiteren Einfluss Großbritanniens in Ägypten. So blieben weiterhin britische Truppen im Land stationiert. Vor allem kontrollierte Großbritannien weiterhin den Suezkanal. Der britische Einfluss auf das Land blieb so bis in die 1950er Jahre beträchtlich. Auf dem Foto rechts siehst du den Aufstand von Kairo.

 

 

Ägypten erhält die volle Unabhängigkeit

Die Briten gewährten dem Land in der Declaration to Egypt am 28. Februar 1922 die formale Unabhängigkeit. Doch die Briten behielten sich viele Rechte vor, so dass man nicht von einer wirklichen Unabhängigkeit sprechen konnte. Nach vielen Fremdherrschaften erlangte Ägypten im Jahr 1936 seine vollständige Unabhängigkeit. Als Ägypten unabhängig wurde, herrschte der 2. Weltkrieg. Deutsche und italienische Truppen kämpften auf ägyptischem Boden um die Vorherrschaft in Nordafrika. Britische Truppen blieben bis 1946 im Land. Sechs Jahre nach ihrem Abzug endete die ägyptische Monarchie. Dann erst  begann die Zeit der wirklichen Unabhängigkeit. Zunächst unter der Führung des Generals Naguib und ab 1954 unter der Präsidentschaft von Gamal Abd el-Nasser entwickelte sich Ägypten zu einem starken, unabhängigen Staat innerhalb der arabisch sprechenden Welt. Nicht mehr Europa beeinflusste die Entwicklung des modernen Ägypten sondern die damalige Sowjetunion. In Ägypten wurde eine große Landreform durchgesetzt, die einfachen Fellachen kamen wieder in den Besitz ihres Landes, die Großgrundbesitzer wurden eingedämmt. Mit dem Bau des großen Staudammes von Assuan konnten die Nilfluten gebändigt werden und zahlreiche Infrastrukturprojekte an den Nilufern wurden umgesetzt. Ebenso konnte die Stromversorgung des Landes sichergestellt werden. Auf dem Foto links befindet sich Nasser in der Mitte, Flagge tragend.

Was die ägyptische Flagge über die Geschichte von Ägypten erzählt

Die Flagge geht auf die arabische Befreiungsflagge zurück, die 1952 eingeführt wurde. Damals wurde die Monarchie in Ägypten abgeschafft. Die Farben bedeuten folgendes: Rot symbolisiert die Revolution in Ägypten. Weiß steht für seine strahlende Zukunft. Schwarz erinnert an die dunklen Tage der Vergangenheit vor der Revolution. Der goldene Adler im Zentrum des weißen Streifens steht für Saladin, den ersten Sultan Ägyptens im 12. Jahrhundert.