Die Geschichte von Tunesien
Die Berber waren die ursprünglichen Bewohner des heutigen Tunesiens. Sie selbst waren keine Seefahrernation, doch es gab seefahrende Mittelmeervölker, die Handel trieben und die Küstengebiete der Berber besetzen wollten. Die Phönizier waren die ersten, die die Berber verdrängen wollten. Das Seefahrervolk aus dem Osten gründete um 1000 v. Chr. erste Siedlungen an der tunesischen Küste. Die Berber zogen sich in das gebirgige Hinterland zurück. Um 600 v. Chr. errichteten die Phönizier die Handelsmetropole Karthago. Zu Karthago gehörte ein großes, sehr fruchtbares Hinterland. Es war die Kornkammer der Phönizier.
Die punischen Kriege und der Streit um Karthago
Das noch junge römische Reich hatte ein Ziel. Es wollte seine Herrschaft über den gesamten Mittelmeerraum ausdehnen. Im Weg standen ihnen dabei die Phönizier, die mit ihren kleinen wendigen Flotten ihren Schiffen überlegen waren. Rom lernte vom Schiffsbau der Phönizier und rüstete seine Flotten um. Sie hatten es besonders auf das phönizische Handelszentrum Karthago abgesehen. Ab 264 v. Chr. bekämpften Rom und Karthago einander in drei Kriegen, den sogenannten punischen Kriegen. Keine Macht war zu einem Kompromiss bereit, jeder versuchte den anderen zu vernichten.
Hannibal bringt das Römische Reich ins Wanken
Im zweiten punischen Krieg spielte der geniale Feldherr Hannibal aus Karthago eine Schlüsselrolle. Er zog mit seinen Truppen und einer Schar von Kampfelefanten gegen Rom. Er überwand das Mittelmeer, die Rhone und die Alpen. Es war eine unglaubliche Leistung - für Menschen. Für die Tiere war es eine Qual. Der Feldherr führte 37 Kriegselefanten mit sich. Die abgerichteten "Kampfelefanten" waren kleine, wendige Waldelefanten aus Nordafrika. Sie waren nicht kämpferisch, und sie waren nicht auf Kampfsituationen eingestelt. Hinzu kam, dass sie nicht vertraut mit gebirgigem Gelände waren. Viele stürzten ab. Trotz des Verlustes brachte Hannibal mit seinen Heeren das Römische Reich an den Rand einer Niederlage. Doch die Römer schlugen zurück. Im dritten und letzten punischen Krieg 146 v. Chr. machten sie Karthago dem Erdboden gleich.
Das Land der Berber wird zur römischen Provinz Africa
Ein Jahrhundert nach seiner Vernichtung wurde Karthago wieder aufgebaut und zur Hauptstadt der römischen Provinz „Africa“ erkoren. Die Berber wurden automatisch Teil des Römischen Reiches. Unter Augustinus wurden sie christianisiert. Ihr fruchtbares Land rund um Karthago wurde zu einem der wichtigsten Lieferanten Roms für Weizen und Olivenöl. Einwandernde Vandalen aus Europa gaben ein kurzes Gastspiel in Tunesien, bis Rom die Region ab 533 zurückeroberte. Auf den Ruinen von Leptis Magna finden sich noch Hinweise auf die Bedeutung des Schiffsbaus für den Krieg zwischen den damaligen Supermächten. Auf der linken Säule ist ein römisches Schiff abgebildet, auf der rechten Säule ein phönizisches Schiff.
Das Land der Berber wird arabisch
Um 670 fassten muslimische Araber Fuß in Nordafrika und setzten sich bald im gesamten tunesischen Gebiet durch. Sie erreichten auch das Hinterland. Die Berber bekämpften die Araber, doch schließlich mussten sie klein beigeben und sich zum Islam bekennen. Als Wahrzeichen für die arabisch-islamische Vorherrschaft errichteten die Araber die große Moschee von Kairouan. Sie gilt als eine der ältesten Moscheen in Afrika. Dennoch konnten selbst die Araber keine dauerhafte Herrschaft in dem Gebiet der Berber errichten.
Almoraviden und Türken bedrängen das Reich
Im Jahr 800 machten sich die Berber unabhängig vom arabischen Großreich. Damit war ihr Kampf gegen den Islam noch nicht zu Ende. Almohaden und Almoraviden aus dem Westen bedrängten das Reich. Wieder schüttelten die Berber die Fremdherrschaft ab. Dann wollten die Osmanen Tunesien unterwerfen. 1574 übernahm das Großreich der Osmanen die Herrschaft in dem nordafrikanischen Land. Ihr Ansturm auf die Stadt Tunis ist in dem Bild links festgehalten. Doch das osmanische Reich löste sich nach und nach auf. Anatolische Kleinfürsten, die Beys, traten an ihre Stelle.
Das Land der Berber fällt unter französisches Protektorat
Dann schlug die Stunde der europäischen Kolonialmächte. Frankreich hatte Algerien erobert und erhob nun auch Anspruch auf Tunesien. 1881 errichtete es ein Protektorat über Tunis. Das Protektorat bedeutete Besetzung, Ausbeutung und Bevormundung. Wieder wehrte sich das Volk erbittert gegen die Fremdherrschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts bildeten sich nationalistische Bewegungen, die die Unabhängigkeit von Frankreich forderten. 1920 wurde die Destur-Partei gegründet, die für demokratische Reformen eintrat. 1934 gründete der Jurist und Politiker Habib Bourguiba die Neo-Destur-Partei. Nach vielen Kämpfen und blutigen Aufständen führte er am 20. März 1956 Tunesien in die Unabhängigkeit. Habib Bourguiba wurde mit überwältigender Mehrheit zum Staats- und Ministerpräsidenten gewählt. Ein Jahr später beendete er die Monarchie des Bey und rief die Republik Tunesien aus. Auf dem Gemälde links siehst du Kämpfe der Franzosen gegen Algerier.
Die Unabhängigkeit
Habib Bourguiba wird noch heute in Tunesien geehrt als "Vater der Unabhängigkeit". Er begann mit der Modernisierung Tunesiens, setzte sich für eine Gleichstellung von Mann und Frau ein und förderte eine umfassende Bildung. Doch er setzte sich nicht für eine Demokratie des Landes ein. 1975 ließ sich Bourguiba sogar zum Präsidenten auf Lebenszeit einsetzen. Vetternwirtschaft und Korruption nahmen Überhand. Die Wirtschaft kriselte, die Bevölkerung verarmte. Die Menschen gingen auf die Straße, protestierten gegen den Machthaber. Die Unruhen erschütterten das Land.Auf dem Foto rechts ist Habib Bourguiba abgebildet.
1987 übernahm Zine el-Abidine Ben Ali in Tunesien die Macht. Er war Minister für Innere Sicherheit, putschte den ungeliebten Präsidenten aus dem Regierungsamt. Ben Ali hatte freie Wahlen und Demokratie versprochen, doch tatsächlich baute er über zwei Jahrzehnte ein autoritäres Regime auf mit Überwachung und Zensur. Er mißachtete die Menschenrechte, politische Gegner ließ er foltern. Nach außen hin präsentierte sich Ben Ali als Stabilitätsanker in Nordafrika. Daher standen ihm viele europäische Staatenlenker zur Seite. Doch in der Bevölkerung wuchs der Zorn auf sein autoritäres Regime. Den meisten Menschen ging es wirtschaftlich immer schlechter, gut ausgebildete Jugendliche bekamen keine Arbeit. Wieder erhob sich die Bevölkerung. Es kam zu einer Revolution, die als Jasmin-Revolution in die Geschichtsbücher einging.