Tunesien heute
Tunesien ist heute eine Republik, in der eine große politische Unsicherheit herrscht. Der erste Präsident des Landes führte das Wahlrecht für Frauen ein. Doch im Lauf seiner Amtszeit mehrten sich die Stimmen, dass sein Regime korrupt war. Die Regierung danach unter Ben Ali war nicht besser. Sie war autoritär und unterdrückte den Freiheitswillen der Bevölkerung. Die Probleme im Land wuchsen, die Arbeitslosigkeit stieg an. Die Menschen gingen auf die Straße und demonstrierten für mehr Freiheit und Gerechtigkeit. Auf dem Foto links siehst du eine Demonstration für den Gemüseverkäufer Mohamed Bouazizi im Jahr 2010.
Die Jasmin-Revolution
2010 kam es zu schweren Unruhen. Am 17. Dezember 2010 begannen die Proteste gegen die Regierung von Ben Ali. Der Auslöser war ein sehr trauriges Ereignis. Der 26-Jährige Mohamed Bouazizi hatte von einem Karren aus Gemüse und Obst verkauft. Er besaß keine Erlaubnis dazu und war schon mehrmals verwarnt worden. Am 17. Dezember hatte eine Polizistin seine Ware und die Waage konfisziert. Offenbar hatte sie ihn auch geohrfeigt. Aus Wut und Verzweiflung zündete er sich an und starb bald darauf. Im selben Jahr hatten sich in Tunesien bereits zwei andere junge Männer verbrannt. Doch Mohamed Bouazizi wurde zum Symbol einer ganzen Generation junger Menschen ohne Arbeit, ohne Zukunftsperspektive. Es war der Beginn des arabischen Frühlings. Auf dem Foto rechts siehst du Mohamed Bouazizi.
Das Ende des Langzeitherrschers Ben Ali
Mit der Jasmin-Revolution in dem kleinen Land in Nordafrika wurde eine Welle der Proteste in der arabischen Welt losgetreten. Die Tunesier nannten sie Internet-Revolution, denn die politische Macht der Bevölkerung verdankte sich der schnellen digitalen Vernetzung. Die Revolution brachte das Ende des Langzeitherrschers Ben Ali. Die Tunesier schafften als einzige Nation in Nordafrika eine neue Verfassung. Diese neue Verfassung ermöglichte den Übergang in eine demokratische Staatsform. Am 23. Oktober 2011 fanden die ersten freien Wahlen statt. Demokratische Grundrechte wie Presse- und Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit wurden eingeführt.
Tunesien heute
Heute steckt das Land in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Der konservative Präsident Kais Saied, der 2019 zum Präsidenten gewählt wurde, hat zunehmend die demokratischen Strukturen demontiert. Er regiert autokratisch, per Dekret. Er rief den nationalen Notstand aus, setzte die Regierung ab, hob die Immunität der Abgeordneten auf und suspendierte das Parlament. Auch die Justiz hat er sich gefügig gemacht. Er stellte sein Vorgehen als einzigen Weg dar, um die Lähmung des Landes zu beenden. Erst glaubten ihm noch viele Tunesier. Doch gegenwärtig macht sich Mißtrauen breit. Denn Saied spaltet die Bevölkerung in Verräter und Anhänger. Es gibt große soziale Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten. Hinzu kommt, dass Tunesien mit einer schweren Wirtschaftskrise zu kämpfen hat. Die Corona-Pandemie führte 2020 zu einem massiven Wirtschaftseinbruch. Wirtschaftskrise und Versorgungskrise bedrohen das Land zunehmend. Viele befürchten, dass erst ein Bürgerkrieg das Land von dem Despoten befreit.
Wie steht es um die Kinderrechte in Tunesien?
Die Kinderrechte in Tunesien wurden gestärkt. Seit kurzem gibt es ein Gesetz, dass Kinder nicht geschlagen werden dürfen, weder zu Hause noch in der Schule! Doch das Gesetz wird noch nicht überall befolgt. Auch machen islamistische Terroristen das Land zur Zeit unsicher. Deshalb gehen wieder junge Menschen auf die Straße und demonstrieren für mehr Frieden und Gerechtigkeit. Sie wollen für ihre Kinder eine sichere Zukunft schaffen.