Der ostafrikanische Grabenbruch
Warum ich dir vom ostafrikakanischen Grabenbruch erzähle? Weil sich vor Millionen von Jahren hier Dinosaurier entwickelten, später zogen die ersten Menschen durch seine Täler. Und seit Jahrtausenden ziehen die Zugvögel aus dem Norden am Grabenbruch entlang in den Süden von Afrika. Was ist der ostafrikanische Grabenbruch? Er bildet eine tiefe Narbe in der Erdkruste Afrikas. Er zieht sich von Mosambik im Süden durch ganz Ostafrika bis hinauf zum Roten Meer im Norden. Er ist 6000 Kilometer lang. Ähnlich einer Stimmgabel teilt er sich in einen östlichen und einen westlichen Ast: Der westliche Teil erstreckt sich zwischen dem Malawisee und dem Turkanasee in Kenia. Im zentralafrikanischen Grabenbruch sind noch viele Vulkane aktiv. Die Erde bebt hier bis zu 500 Mal im Monat. Am östlichen Rift ziehen sich die Bergmassive des Mount Kenia und des Kilimandscharo entlang. Der Vulkan Ol Doinyo Lengai, der heilige Berg der Massai, ist immer noch aktiv.
Ein Blick in die Urzeit unseres Planeten
Vor etwa 20 Millionen spielte sich in Ostafrika eine Katstrophe von biblischen Ausmaßen ab: Ein riesiger Magmapilz aus dem Erdinneren schoss nach oben und riss die Erdkruste auseinander. An den Grabenrändern türmten sich gewaltige Gebirge von mehreren Tausend Metern Höhe auf. Zwischen den Bergen stürzten die schweren Gesteinsschichten ein und ein gigantischer Graben tat sich auf. Feuerspeiende Vulkane erhoben sich.
Gewaltige Vulkanausbrüche rissen den Graben immer weiter auf. Magma schoss an die Oberfläche und bildete den Grund des ostafrikanischen Grabenbruchs. Geysire und heiße Quellen sprudelten empor. Auf dem Foto oben siehst du, wie es in dem noch aktiven Vulkan Erta Ale in Äthiopien aussieht. Durch das ostafrikanische Land verläuft auch der Ostafrikanische Grabenbruch.
Was verursachte diese urzeitliche Katastrophe?
Grund dafür ist die Bewegung der Erdplatten, die vor Jahrmillionen einsetzte. Die starren Erdplatten bewegen sich langsam in unterschiedliche Richtungen. Mit den Platten driften auch die Kontinente: Auf dem beweglichen Erdmantel werden sie wie auf einem Fließband befördert. So nahm die Erde ihre heutige Gestalt an. Sie wird ihr Gesicht noch weiter verändern, denn die Erdplatten driften immer weiter voneinander weg. Erste Spuren von dem Grabenbruch zeigten sich an der Erdoberfläche in der äthiopischen Wüste. Dort hatte sich ein 50 Kilometer langer Riss gebildet. 2018 folgte weiter südlich, in Kenia, ein riesiger Krater. Forscher glauben, dass im Grabenbruch in fünf bis zehn Millionen Jahren ein Ozean entstehen könnte. Manche vermuten sogar, dass sich Ostafrika entlang dem Grabenbruch vom übrigen Kontinent abspalten wird.
Sind wir Menschen eine Folge des Klimawandels?
Die neue Gestalt der Erdoberfläche veränderte vermutlich auch das Klima in Ostafrika. Die Gebirge des Grabenbruches wirkten wie eine Wetter-Barriere: Sie behinderten das Ziehen der Wolken von West nach Ost. Die Folge war, dass östlich der Berge die Landschaft trockener wurde. Regenwälder wichen zurück und es entstanden weite Savannen. Die Region war durch die vulkanische Asche fruchtbar. Nährstoffreicher Boden und periodisch auftretender Regen brachten eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt hervor.
War das der Grund dafür, dass sich vermutlich in Ostafrika unsere Vorfahren entwickelten? Einige der ältesten Fossilien von Hominiden wurden in Ostafrika gefunden, wie das mehr als zwei Millionen Jahre alte Skelett von "Lucy", das bei Ausgrabungen in Äthiopien entdeckt wurde. Auf dem Foto oben siehst du den Lake Shalla, der sich im Grabenbruch in Äthiopien gebildet hat.