Das Kamel
Ursprünglich gab es in Afrika keine Kamele. Sie gelangten über arabische Händler nach Nordafrika. Weihrauchhändler zähmten über Jahrtausende hinweg die scheuen Tiere. Es war gar nicht so leicht, Kamele an den Menschen zu gewöhnen.
Kamele können nur in Freiheit gehalten werden, und sie legen beim Weiden lange Strecken zurück. Der Mensch musste daher seine Lebensgewohnheiten ändern, um Kamele nutzen zu können.
Das Kamel – ein außerordentliches Lebewesen
"Ata Allah", Geschenk Gottes, so nannten die Beduinen Kamele. Was macht die sanft blickenden Wüstentiere zu so wertvollen und erstaunlichen Lebewesen? Kein anderes Tier ist für die Wege durch Sand und fesliges Gebiet so geeignet wie ein Kamel. Kamele machten erst den Handel von Waren kreuz und quer durch die Sahara möglich. Außerdem lieferten sie Milch, Fleisch und Wolle. Ihr Dung war ein wertvolles Brennmaterial in einer Gegend, die kaum bewachsen ist. Ein Kamel kann bis zu ca. 450 kg tragen, eine große Menge, wenn man bedenkt, dass auch ein Buschflieger nicht mehr transportieren kann. Die gewöhnliche Traglast beträgt ca. 150 kg, also zwei Menschen oder ein Mensch und Gepäck. Ein Kamel arbeitet sechs bis acht Monaten im Jahr. Die übrige Zeit benötigt es zum Ausruhen. Alle Kamele wechseln ihr “Kleid” im Frühling, es dauert bis zum Herbst, bis ihr neues Fell fertig ist. Es gibt auf der ganzen Welt eine große Nachfrage an Kamelhaar. Kamelwolle liefert Haar für erstklassige Stoffe für Decken, Filz, die Herstellung traditioneller Beduinenteppiche, Schuhstoffen und Zelten. Ein Kamel verliert bis zu ca. 2,5 kg Haar in jedem Frühjahr.
Das Kamel - für die Wüste wie geschaffen
Die Augen eines Kamels sind mit einer doppelten Reihe von Wimpern geschützt. Die Wimpern helfen, dass Sand und Staub nicht in die Augen dringen. Ihre Füße sind ein Wunderwerk der Natur. Ihre breiten flachen Füße besitzen zwei Zehen an jedem Fuß. Die Zehen sind durch Polster miteinander verbunden, die das Gewicht auf dem losen Untergrund verteilen. Ein ausgewachsenes Kamel bringt etwa 700 kg auf die Wage, ohne diese Fußpolster würde es im weichen Sand einsinken. Die Nasenhöhlen sind durch lange Nasenmuskeln geschützt, die es schließen kann. So gelangt der Sand nicht in seine Nase. Das Kamel hat ein großes Maul mit 34 scharfen Zähnen. Mit ihnen kann es Dornenbüsche fressen ohne sich zu verletzen und auch mal zubeißen, wenn es sich verteidigten muss. Kamele besitzen noch etwas Erstaunliches. Sie haben ein einzigartiges Blut. Bei keinem anderen Säugetier der Erde wird das Blut so gut mit dem Wassermangel fertig. Das Kamel kann fast ein Drittel seines Körpergewichts an Flüssigkeit verlieren und ist dann immer noch putzmunter. Wir Menschen hätten in diesem Zustand bereits einen Hitzeschlag.
Das Kamel – genügsam und anpassungsfähig
Ein Kamel begnügt sich fünf bis sieben Tage mit wenig Fressen, manche Tage kommt es sogar ohne Wasser aus. Sein Höcker funktioniert wie eine eingebaute Vorratskammer. Aus diesem “Fetthügel” bezieht das Kamel seine Energie, wenn mal kein Futter zu finden ist. Dann schrumpft der Höcker und fällt zur Seite. Sobald das Kamel wieder genug zu Fressen hat, richtet sich der Höcker wieder auf. Leckerbissen sind Datteln, Stroh, Weizen und Hafer. Ein arbeitendes Kamel frisst alles, was pflanzlich ist, selbst harte Gräser, Disteln oder Kakteen verschmäht es dann nicht. Typisch für Kamele ist ihre Gangart – der Passgang. Sie setzen Vorderfuß und Hinterfuß einer Körperseite gleichzeitig vor. Das Körpergewicht wird dadurch immer von einer Körperhälfte auf die andere verlagert. Dies erklärt den schaukelnden Gang, die Kamelen den Beinamen “Wüstenschiff” eingetragen hat. In einer Stunde legt ein Kamel etwa 5 km zurück. Eine Kamelkarawane kann am Tag eine Strecke von 40 km bewältigen.
Wie alt wird ein Kamel?
Nach einer Tragzeit von 13 Monaten gebärt ein Kamel ein einziges Junges. Die Jungen beginnen bereits wenige Stunden nach der Geburt zu laufen. Sie werden von der Mutter versorgt, bis sie mit drei oder vier Jahren geschlechtsreif werden. Die Lebenserwartung eines Kamels beträgt etwa 40 Jahre, allerdings geht ein arbeitendes Kamel bereits mit 25 Jahren “in den Ruhestand”.
Kamelknigge - sind Kamele wirklich so eigensinnig?
Die Kamele haben den Ruf einer schlechtgelaunten und eigensinnigen Kreatur, die spuckt und Fußtritte verteilt. Wenn man sie gut behandelt und mit Leckerbissen verwöhnt, pflegen sie guter Laune zu sein. Sie sind außerordentlich intelligent. Schließlich haben sie den Menschen mehr verändert als andere Tiere. Kamele besitzen in ihrer Kehle einen "Brüllsack". Sie können ganz schön Lärm machen. Die Jungen jammern vernehmlich nach ihrer Mutter, wenn sie gerade nicht in der Nähe ist. Die männlichen Kamele brüllen während der Paarungszeit laut und eindringlich. Ähnlich wie Gewichtheber grunzen und schnauben Kamele, wenn sie sie sich mit ihrer Last erheben.
Eine Wüste ohne Kamele?
Unvorstellbar! Der Platz von Kamelen in der Geschichte der Menschheit ist gesichert. Mit den assyrischen Eroberern kam das Kamel nach Nordafrika und wurde dort frühestens in ptolemäischer Zeit eingesetzt. Dabei handelt es sich übrigens stets um das einhöckrige Kamel, das Dromedar, das seine Urheimat auf der Arabischen Halbinsel hat. Ohne sie wäre der Handel durch die Sahara in früheren Zeiten nicht denkbar gewesen. Und ohne diesen Handel wären die großen Königreiche in Nord- und Westafrika nicht entstanden. Mit dem Kamel als Reit- und Lastentier war es den arabischen Beduinen möglich, die Sahara zu durchstreifen. Dies war auch ein Grund für die schnelle Verbreitung des Islams in Afrika im 6. und 7. Jahrhundert.
Heute sind die Kamele noch für den Salzhandel von Bedeutung, den die Tuareg wie in früheren Zeiten betreiben. Und sie sind eine Attraktion im Wüstentourismus, der immer wichtiger wird. Sie sind von tragender Bedeutung für die Wanderbibliotheken in den Wüstengebieten. Außerdem haben Kamele selbst so viel Spaß am Kamelrennen wie ihre Reiter. So werden die sanften Riesen der Wüste immer ihren Platz in den Herzen der Nomaden und der Kamelfreunde haben.