Der Sambesi, die Lebensader im südlichen Afrika

Sambesi nahe der Stadt Zambezi (c) Tomia CC BY SA 3.0

Der Sambesi ist mit über 2 700 Kilometer Länge die wichtigste Lebensader des südlichen Afrika. Er entspringt im Hochland von Sambia, im Mitumba Gebirge. Durch kleine Bäche und Nebenflüsse entwickelt sich der Fluss auf seiner 2 800 Kilometer langen Reise zu einem gewaltigen Strom. Die alljährlichen Niederschläge während der Regenzeit machen ihn zu einem gefährlichen Gewässer.

Der Sambesi verbindet viele Länder

Karte des Sambesi (c) Hel-hama CC BY SA 3.0Der Sambesi durchfließt Sambia, Angola und Mosambik. Zwischen Sambia und Simbabwe sowie zwischen Sambia und Namibia bildet er eine natürliche Grenze. Auf seinem Weg zum Indischen Ozean kommt er durch Gebirge und Moorlandschaften, Regenwälder und Savannen. In Mosambik mündet der Fluss in einem Delta in den Indischen Ozean. In seinem Einzugsgebiet leben 40 Millionen Menschen. Sein Fischreichtum versorgt 60 Völker, sein Wasserweg verbindet sechs Länder. Unzählige Tierarten bewohnen seine Ufer. In seinem Wasser gehen zehntausende Welse auf die Jagd nach kleinen Fischen. Sie ziehen eine Unzahl von hungrigen Krokodilen an.

Die Quelle und der Oberlauf des Sambesi

 

Elefant schwimmt durch Sambesi (c) Hans Hillewaert CC BY SA 3.0

Der Sambesi hat viele Gesichter. Im Oberlauf fließt er gemächlich in südwestliche Richtung. Sobald er sich ganz nach Süden wendet, erhält er Zulauf von zahlreichen Nebenflüssen und verbreitert sich rasch zu einem etwa 350 Meter breiten Strom. Zwischen Lealui und Limulunga liegt das Land der Lozi. Ihr König zieht jedes Jahr einmal von Lealui nach Limulunga. Dieses Ereignis wird in Sambia groß gefeiert. Elefanten durchqueren den Fluss auf der Suche nach ihren Familien. Es stört sie nicht, wie tief das Wasser ist. Zur Not tauchen sie ganz unter, nur ihr Rüssel verrät sie dann, den sie wie ein Periskop aus dem Wasser halten.

Der Mittellauf und die Victoriafälle

Victoria Falls 2012 (c) Doctor JoeE GFDLSobald der Sambesi auf den Fluss Cuando trifft, wendet er sich ganz nach Osten. Als breiter Strom erreicht er das afrikanische Zentralplateau, wo er in eine tiefe Schlucht gerät. Die Schlucht endet in den Victoriafällen. Hier stürzen die Wassermassen des Sambesi über eine Breite von fast zwei Kilometern in die Tiefe. Mosi-o-tunya – „Donner, der raucht“; so nennen ihn die um die Viktoriafälle lebenden Kololo. Bald nach seinem spektakulären Auftritt bei den Victoriafällen fließt er in den Kariba Stausee, einen der größten künstlichen Seen der Erde.

Der Unterlauf, durch Überschwemmungsgebiete zum Indischen Ozean

Sambesi mündet in den Indischen Ozean (c) prisma

Wenn der Sambesi den Karibasee verlassen hat, geht er in ein breites, lang gestrecktes Tal über. Er erreicht eine Breite von fünf Kilometern und mehr. Während der Regenzeit bildet er ausgedehnte Überschwemmungsgebiete. Hier halten Flusspferde nachts ihre Siesta. Zeitweise teilt sich der Sambesi auf, und vor allem während der Trockenzeit wird er sehr seicht. Sobald er auf den Fluss Shire trifft, der vom Malawisee kommt, hat er nur noch ein Ziel: den Indischen Ozean. Nach einer dreitausend Kilometer langen Reise ergießt sich der Sambesi ins Meer.

Die Geschichte des Sambesi

Brücke über den Sambesi (c) Graham Bould gemeinfrei

1855 stieß  der britische Missionar und Abenteurer David Livingstone auf die Victoriafälle. Er war den Sambesi stromaufwärts gereist. Für ihn war der Strom der "Highway Gottes". Als er schließlich auf die Victoriafälle stieß, war er von deren Schönheit überwältigt: “So etwas müssen Engel im Flug gesehen haben”, schrieb er in sein Tagebuch. Er benannte die Wasserfälle nach der damaligen britischen Königin Victoria, und so heißen sie noch heute. Im Jahr 1905 kamen die ersten Touristen. Der Bau der Eisenbahnlinie von Kapstadt nach Daressalam und die Fertigstellung der Brücke über den Sambesi hatte sie her gelockt.

Schon gewusst? Die UNESCO erklärte die Wasserfälle 1989 zum Welterbe.

Eine wahre Geschichte zum Sambesi

Fischer auf dem Sambesi (c) Someone35 CC BY SA 3.0

Nyaminyami ist der Wassergott des Sambesi. Das Volk der Tonga im Sambesi Tal glaubt, dass der Wassergott über das Leben im Fluss herrscht. Nach ihrer Legende lebt der Wassergott mit seiner Frau im Kariba Gorge. Sie verehren ihn mit Opfergaben und führen zeremonielle Tänze für ihn auf. Sie stellen Nyaminyami als Gottheit mit dem Körper einer Schlange und dem Kopf eines Fisches dar. Sie sind überzeugt, dass er die beschützt, die an ihn glauben. Niemand wüsste heute von Nyaminyami, wenn nicht im Jahr 1956 etwas Außergewöhnliches geschehen wäre.

Arbeiter von Baufirmen aus dem Ausland hatten damit begonnen, den Sambesi-Fluss auf großer Breite zu stauen. Ziel war es, mit dem Stausee Strom zu erzeugen. Jahrhunderte alte Bäume wurden abgeholzt. Die Tonga wurden aus ihren Hütten vertrieben. Sie zogen in höher gelegene Gebiete, denn sie glaubten fest daran, dass Nyaminyami sich rächen würde. Niemals würde der Gott des Sambesi es zulassen, dass Fremde seinen Flusslauf verändern. Und ebenso fest glaubten sie daran, dass der Wassergott sie weiterhin beschützen wird. Es war seltsam für die Fremden, als sich während des Baus 1957 eine der schlimmsten Überschwemmungen des Sambesi zutrug. Für die Tonga war es eine Bestärkung ihres Glaubens. Niemand anderes als Nyaminyami konnte die Überschwemmungen verursacht haben. Denn so lange sie sich erinnern konnten, niemals zuvor hatten sie ähnlich verheerende Zerstörungen erlebt. Viele Arbeiter ertranken und wurden mit den Fluten mitgerissen. Auch zahlreiches Baugerät verschwand für immer in den Fluten. Noch seltsamer war es, dass die Leichen von vielen Ertrunkenen nicht wieder auftauchten. Rätsel über Rätsel, für die es keine natürliche Erklärung gab. Keiner der überlebenden Arbeiter kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück, keiner wollte an dem Damm weiterbauen. In der Not griffen die Baufirmen auf die Tonga zurück. Sie sollten ihre Opferriten abhalten, um Nyaminyami zu besänftigen. Er sollte die Körper der Verstorbenen wieder freigeben. Man schlachtete und opferte Nyaminyami eine Kuh. Sie verschwand in den Tiefen des Flusses, aber angesichts der vielen Krokodile wunderten sich die Bauherren nicht darüber. Für sie war der Glaube der Einheimischen nichts als Hokuspokus. Warum aber drei Tage später die Leichen der ertrunkenen Arbeiter dann doch auftauchten, ist bis heute nicht geklärt. Im nächsten Jahr kam es erneut zu einer großen Überschwemmung. Die Baustelle wurde fast ganz zerstört Die Tonga sahen darin wieder ein Zeichen ihres Flussgottes. Die fremden Bauherren aber gaben nicht auf. Sie hielten an dem Projekt fest und errichteten schließlich den großen Staudamm wie geplant.

Ist Nyaminyami mehr als nur ein Glaube?

Mädchen überqueren einen Fluss in Sambia (c) Hans Hillewaert CC BY SA3.0

Die Tonga glauben noch heute, dass durch diesen Damm Nyaminyami und seine Frau voneinander getrennt wurden. Sie haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Nyaminyami eines Tages doch noch den Damm zerstören wird und sie in ihre alte Heimat zurückkehren können. Seltsame Vorgänge im Tal des Karibasees scheinen ihre Hoffnung zu bestärken. Die Wassermassen in dem Staudamm sind so gewaltig, dass es immer wieder im Tal zu Beben kommt. Niemand weiß heute, ob die Konstruktion des Staubeckens dem Druck für immer standhalten wird.