Die Geschichte Mauretaniens

Um 10.000 v. Chr.  finden sich erste Hinweise auf eine Besiedelung des Gebietes. Der Landesname Mauretanien stammt vom Volk der Mauren. Das Wort Maure kommt aus dem Griechischen und bedeutet dunkel. Die Araber bezeichneten mit Mauren alle  dunkelhäutigen Berberstämme Nordafrikas, die ab dem 7. Jahrhundert islamisiert wurden. Die Mauren trugen den Islam nach Westafrika. Teilweise waren die Berberstämme untereinander verfeindet. Doch irgendwann übernahm ein Stamm die Vorherrschaft in der Region. Dieser Stamm nannte sich Almoraviden. Die Mitglieder waren islamische Gotteskrieger, radikal und machthungrig. Sie unterwarfen einen Stamm nach dem anderen und gründeten zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert das Almoraviden-Reich. Dieses Reich erstreckte sich zwischen dem heutigen Mauretanien und Marokko. Zeitweise reichte sein Einfluss sogar bis nach Spanien.

 

Koumbi Saleh und das alte Reich von Ghana

Anfangs beherrschte das Königreich Ghana weite Gebiete von Mauretanien. Das Reich erstreckte sich entlang des Niger in der trockenen Sahelzone. Ghanas großer Reichtum entstand mit der Verbreitung der "Wüstenschiffe": Nur Kamele können schwer beladen durch die Wüste wandern. Mit ihrer Hilfe begannen die Handelshäuser in Ghana den Transsaharahandel. Sie tauschten Gold, Elfenbein und Salz gegen Waren aus dem Norden und Osten.


Ghana und der Handel durch die Sahara               

Die Herrscherdynastien von Ghana profitierten vom schwunghaften Handel durch die Sahara, indem sie Importe, Exporte und Goldminen besteuerten. Außerdem forderten sie Tribute von Stammesfürsten aus den verschiedenen Regionen des Reiches. Die Hauptstadt des Königreiches Koumbi Saleh galt als riesig. Aufgrund von historischen Aufzeichnungen vermuten Historiker, dass sie bis zu 30.000 Einwohner beherbergte. Heute sind von der einstigen Metropole nur Ruinen übrig. Vermutlich wurde das Königreich Ghana geschwächt, weil die sich ausbreitende Wüste immer mehr Ackerland raubte. Nahrungsmittel mussten importiert werden, die Wasserversorgung wurde knapp. Schließlich griffen die islamischen Almoraviden Ghana an und nahmen 1076 Koumbi Saleh ein. Sie beendeten die Vorherrschaft Ghanas.

Mehr über das Königreich Ghana

Die Almoraviden übernehmen die Herrschaft über weite Teile von Mauretanien

Chinguetti (c) Francois COLIN

Die Almoraviden errichteten an den Knotenpunkten der alten Handelsrouten Karawanenstädte. Eine almoravidische Stadt war Chinguetti, eine der sieben heiligsten Stätten des Islam. Die Stadt liegt im Landesinneren und wurde zum Treffpunkt der Pilger auf ihrem Weg nach Mekka. Heute leben etwa 5000 Einwohner in der Stadt. Wahrzeichen von Chinguetti ist die berühmte Freitagsmoschee, deren Minarett von fünf Straußeneiern bekrönt ist. Sehenswert sind fünf alte Bibliothken, in denen die geistigen Schätze des späten Mittelalters bewahrt werden.

Mauretanien zwischen Mittelalter und Neuzeit

Barein in Mauretanien (c) Ferdinand ReusMit Moscheen, Minaretten und den eng zusammenstehenden Wohnhäusern wurde Chinguetti zu einem Mittelpunkt der islamischen Kultur. In ihrer Glanzzeit eroberten die Almoraviden das Reich von Ghana. Über die Meerenge von Gibraltar stießen sie nach Europa vor und besetzten Teile von Spanien. Ihr Reich brach 1147 zusammen. Afrikanische Herrscherhäuser übernahmen das Ruder in den einstigen Moslemhochburgen und regierten bis ins 18. Jahrhundert hinein. Dann begann eine Radikalisierung des Islam. Mit Waffengewalt drangen weitere islamisierte Nomadenvölker wie die Fulbe immer weiter in Westafrika vor.

Die Kolonialzeit

Ein maurischer Krieger von William Merrit Chase (c) Brooklyn MuseumIm Inneren des Kontinents kämpften afrikanische Herrscherhäuser gegen arabische Dynastien. Etwa zu der Zeit machten sich europäische Missionare und Händler auf, um Afrika zu kolonisieren. Anfangs blieb Mauretanien von den Eroberungszügen der Europäer verschont, da die Küste Mauretaniens schlecht zugänglich war. Doch an der Wende zum 20. Jahrhundert drangen Franzosen vom Süden in das Land ein. Sie begannen die maurische Bevölkerung zu unterwerfen. Warum wollten die Franzosen über ein Gebiet herrschen, das zu Dreiviertel aus Wüste bestand? Die Franzosen hatten bereits die Länder im Norden und Westen von Mauretanien besetzt. Sie wollten verhindern, dass sich ein anderes europäisches Land dazwischen drängt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Mauretanien eine Überseeprovinz Frankreichs. Die Mauretanier unternahmen alles, um die Fremdherrschaft abwerfen. Nach vielen Aufständen und Kämpfen erhielt das Land 1960 seine Unabhängigkeit.