Völker und Sprachen

Tschad ist wegen seiner großen kulturellen Vielfalt bekannt als “der Turm von Babel” unter den Weltnationen. Über 200 verschiedene Völker leben im Land, 100 verschiedene Sprachen werden gesprochen. Tschad zeigt eine vielfältige Kultur aus afrikanischen, arabischen und französischen Einflüssen. Die einzelnen Völker pflegen unterschiedliche Glaubensrichtungen und unterschiedliches Brauchtum. Sport und Musik sind die verbindenden Elemente, um das Land zu einen.

Halbnomaden und Viehzüchter im Norden von Tschad

Die Tschader im Norden sind vorwiegend arabisierte Islamgläubige. Die Familie lebt als Großfamilie mit Großeltern, Onkeln und Tanten. Der Familienvater bestimmt, wie gewirtschaftet wird und an welche Partner die Kinder verheiratet werden. Sie betreiben überwiegend Viehwirtschaft. Sie vertreten islamisch bestimmte Sittengebote. Frauen bekleiden keine politischen und gesellschaftlich einflussreichen Positionen. Ihre Rolle ist auf die Familie beschränkt.

               

Im Tschad wird auf dem Land meist mit den Händen gegessen. Benutzt wird dafür aber nur die rechte Hand. Die linke ist für die Toilette reserviert. Es gilt als sehr unhöflich, mit der linken Hand zu essen.

Die Tubu und die Goran im Tibesti Gebirge

Der Norden von Tschad ist vorwiegend von Wüsten bedeckt und dünn besiedelt. Hier findest du drei Nomadengruppen, die hauptsächlich von der Viehzucht leben. Sie werden manchmal die "schwarzen Nomaden der Sahara" genannt. Sie selbst bezeichnen sich als Krieger. Sie sind in Clans organisiert und handeln nach islamischem Recht. Jeder Clan gebietet über bestimmte Wasserquellen und Weideplätze. Konflikte werden vom Clanoberhaupt geregelt. Wie zahlreiche Hirtenvölker pflegen sie eine traditionelle Lebensweise.

              

Im rauen Tibesti Gebirge leben die Tubu, ein Hirtenvolk, das mit den unwirtlichen Bedingungen der Region zurecht kommt. Sie sind eines von über 200 Völkern, die im Tschad beheimatet sind. Die Tubu, genannt die "Felsenmenschen", besiedelten früher große Teile der zentralen Sahara. Heute sind sie verstreut über Tschad, Libyen, Niger und Sudan. Sie halten vor allem Ziegen und Schafe, außerdem betreiben sie Kamelzucht. Als Arbeits- und Lasttiere halten die meisten Esel. Die Goran zählen wie die Tubu zu den drei großen Nomadengruppen im Tschad. Auch sie leben von der Viehzucht

 

Bauern im Süden

Die größte Volksgruppe bilden die Sara. Sie leben im Süden und betreiben Feldbau. Ende der 1920er Jahre wurde der Baumwollanbau eingeführt. Er brachte dauerhafte Veränderungen für die Gesellschaft der Sara. Die Bauern wurden dabei verpflichtet, bestimmte Mengen an Baumwolle zu produzieren. Die Gewinne daraus kamen in erster Linie lokalen Oberhäuptern und Zwischenhändlern zugute, während die Bauern zu abhängigen Landarbeitern wurden. Sie konnten immer weniger Nahrungsmittel anbauen, sodass es in manchen Gebieten zu Hunger kam. Die Sara wehrten sich gegen die Häuptlinge und deren traditionelle Autorität. Sie konnten durchsetzen, dass sie künftig selbst bestimmen, wieviel Baumwolle sie anbauen.

         Flüchtlinge im Osten von Tschad (c) DG ECHO CC BY SA 2.0

Die Tschader im Süden sind seit der Kolonialzeit vorwiegend christlich. Doch ein Großteil hat den alten Glauben an die afrikanische Religion bewahrt. Die Menschen im Süden richten sich stark nach Stammestraditionen.

Sprachen

Die beiden Amtssprachen in Tschad sind Französisch und Arabisch. Viele Völker sprechen zusätzlich noch ihre afrikanische Sprache und pflegen ihre eigenen Traditionen. Die Tubu sprechen Dazaga oder Tedaga, die zu den saharischen Sprachen zählen. Die Kinder im Tschad wachsen mit mindestens zwei Sprachen auf, das ist ganz schön anstrengend.

Die Rolle der Frauen und Mädchen

Etwa die Hälfte der Mädchen wird im Tschad beschnitten. Die Polygamie ist im Tschad sehr verbreitet. Etwa 40 Prozent der Frauen leben in solchen Verhältnissen. Sie sind aus Bereichen der beruflichen Förderung und der höheren Bildung ausgeschlossen.

               

 

Zwar beruht die Rechtssprechung im Tschad auf dem französischen Gesetz, doch die Tradition besteht, dass Männer gesellschaftlich und politisch bestimmend sind. Auf dem Foto oben siehst du Mädchen in der Tracht der Goran, die zu den Trommelklängen tanzen.