Die Geschichte des Tschad
Die Felsbilder im Tibesti Gebirge belegen, dass in der Frühzeit Jägervölker im Tschad lebten. Denn damals war das Gebiet feuchter und fruchtbarer als heute. Wie du an der Felsmalerei links sehen kannst, waren hier sogar Giraffen beheimatet. Am Tschadsee bauten einige Völker bereits in prähistorischer Zeit eine Reihe von Siedlungen. Westlich des Tschadsees liegt Zilum, eine archäologische Fundstelle. Die Stadtkulturen, die es hier gab, reichen bis ins 1. Jahrtausend vor Christus zurück. Vor ungefähr 2500 Jahren wurden hier die ersten Eisenwerkzeuge hergestellt. Einwanderer aus Palästina hatten die Kultur der Eisenzeit an den Tschadsee gebracht. Später entstanden hier große, islamische Reiche.
Die Eisenzeit und der Trans-Sahara-Handel
In der Eisenzeit etwa 800 vor Christus begann vermutlich der Handel von Waren quer durch die Wüste Sahara. Der Weg von der Küste Nordafrikas durch die Sahara endete am Tschadsee. Die Reise durch die Wüste war gefährlich und viele kamen dabei ums Leben. Nur einige wurden vom Handel reich. Zu ihnen gehörten Händler aus dem Volk der Kanembu, die am Tschad See lebten.
Kanem-Bornu - ein Doppelkönigtum am Tschadsee
Kanem, das Reich im Osten
Im 7. Jahrhundert wanderten Nomaden in die Region des Tschadsees ein. Man nannte sie die Kanembu, die Bewohner von Kanem. Es hieß, sie waren „rot wie die Araber“. Sie gründeten am Tschadsee Siedlungen und Städte, aus denen sich das Reich von Kanem entwickelte. Legenden erzählen von dem Gründervater Sef, der aus dem Vorderen Orient kam. Hatte er biblische Vorfahren? Niemand weiß es genau. Das Königreich wurde im 11. Jahrhundert islamisiert. Jeder musste sich an die Regeln der neuen Religion halten, selbst die Könige. Über den ersten Herrscher von Kanem wird Seltsames berichtet. Besucher durften ihn nicht sehen, er blieb unsichtbar hinter einem Vorhang verborgen. Der König musste nach strengen religiösen Regeln leben. Fast mehr Macht als der König hatte die Königinmutter. Es wird sogar davon berichtet, dass der König einmal von der Königinmutter in den Arrest gesteckt wurde, als er sich nicht gemäß den religiösen Geboten verhielt.
Bornu, das Reich im Westen
Im Westen des Tschadsees entstand ebenfalls ein mächtiges Reich, das Bornu genannt wurde. Nach einer Legende gilt der Schlangentöter Bayajidda als Gründer des Königreiches Bornu. Es war der erste Staat der Hausa, einem Hirtenvolk im Sahel. Im 12. Jahrhundert wurden die Ost- und Westreiche zu einem Doppelkönigreich vereint. Die beiden Könige residierten abwechselnd in Kanem und in Bornu. Ein Teil des Reichtums von Kanem-Bornu stammte aus dem Sklavenhandel. Die Reiterheere der Könige überfielen Völker südlich des Reiches, brandschatzten die Dörfer und machten Gefangene, die sie in ihr Reich verschleppten. Nur die Kleinstaaten im Süden wurden verschont, denn sie entrichteten "Sklaventribute". Sie bezahlten mit Tierfellen, Elfenbein und anderen exotischen Waren und wurden von den Menschenjägern verschont. Das Reich von Bornu erlebte seine Blütezeit im 13. Jahrhundert unter dem König Dunami Dabbalemi.
Die Herrschaft des Sklavenhändlers Rabeh
1893 eroberte der arabische Sklavenjäger Rabeh az-Zubayr das Königreich Bornu. Er war innerhalb weniger Jahre zu unermeßlichem Reichtum gelangt und hatte schlagkräftige Truppen um sich versammelt. Im Handstreich hatte er das Königreich erobert. Doch er hatte nicht mit einer anderen Macht gerechnet, die im Geheimen seine Pläne durchkreuzte: Die Franzosen wollten die Macht über den Tschad, denn das Reich war ein bedeutendes Transitland zwischen Nord- und Zentralafrika. Es durfte keiner anderen europäischen Macht in die Hände fallen, denn die Franzosen kämpften um die Vorherrschaft im Westen und im Zentrum von Afrika. Deshalb entschlossen sich die Franzosen, den herrschenden Sklavenjäger Rabeh zu vertreiben. In einer entscheidenden Schlacht am 22. April 1900 besiegten die französischen Truppen den Sklavenjäger Rabeh. Sie übernahmen die Macht im Tschad. Auf dem Bild links siehst du Commandant Lamy, der die französischen Truppen anführte.
Tschad wird französische Kolonie
Frankreich herrschte sechzig Jahre über den Tschad. Zuerst versuchten die Franzosen, sich durch Verträge die Zusammenarbeit mit den Herrschern des Königreiches Kanem-Bornu zu sichern. Dann besetzten sie das Gebiet und erklärten es nur wenige Jahre später zu ihrer Kolonie. Frankreich hatte kein großes Interesse an Tschad, denn das Land war nicht reich an Bodenschätzen. Außer Baumwolle wuchs tatsächlich nicht viel. Frankreich ging es nur darum, ein zusammenhängendes Gebiet von Westafrika bis nach Nordafrika zu kontrollieren. Auf dem Gemälde rechts siehst du Brücke von Fort-Archambault, über die Elfenbein und Baumwolle nach Norden transportiert wurden.
Tschad wird unabhängig
Tschad wurde 1960 unabhängig von Frankreich, doch die hart erkämpfte Freiheit war für die Bevölkerung enttäuschend. Die erste Republik Tschad war ein Einparteienstaat, das bedeutete, ein Präsident regierte mit nur einer Partei. Zwischen den Muslimen im Norden und den Christen im Süden entbrannte ein erbitterter Streit. Denn die Muslime waren nicht an der Regierung beteiligt. Es kam zu Bürgerkriegen, bei denen tausende Menschen ihr Leben verloren. Ein Krieg gegen Libyen schwächte das Land zusätzlich. 1990 kam der heutige Präsident von Tschad an die Macht, Idriss Déby. Er versprach dem Volk viele Verbesserungen. Doch er konnte seine Versprechen nicht halten.