Wirtschaft und Bodenschätze

Bürgerkriege und Dürrezeiten haben den Sudan zu einem der ärmsten Länder in Afrika gemacht. Dabei  befinden sich in den Böden wertvolle Bodenschätze und das Land rund um den Nil ist sehr fruchtbar. Im Jahr 2020 trug die Landwirtschaft rund 21 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Sudans bei, die Industrie rund 23 Prozent und der Dienstleistungssektor rund 36 Prozent.

Landwirtschaft und Handwerk

Drei Viertel der Sudanesen leben von der Landwirtschaft, vom Fischen und vom Handwerk. Kinder arbeiten schon früh mit auf den Feldern und den Märkten.

 

             Straßenszene in Nubia, Sudan (c) COSV

Ein wichtiges Exportgut ist Baumwolle, die in den Bewässerungsgebieten zwischen dem Weißen und dem Blauen Nil angebaut wird. Hier wachsen auch Erdnüsse, Sesam, Hirse,  Weizen und Zuckerrohr. Aus dem Harz des Akazienbaumes gewinnt man das Gummi Arabicum, aus dem früher Gummibärchen herstellt wurden. Heute ist Arabicum so teuer, dass es nur noch Farben und Eiscremes beigesetzt wird.

Bodenschätze und Industrie

            Industriewerk in der Nähe von Karima (c) Fiver Löcker

Der Sudan ist ein rohstoffreiches Land. Seit dem Altertum ist Sudan ein wichtiger Exporteur von Gold und Kupfer. Gold wird in der Nubischen Wüste abgebaut. Die Böden enthalten wertvolle Erze, Metalle und andere Bodenschätze. Der Sudan verfügt außerdem über Eisen und Uran. Erst im letzten Jahrzehnt wurden reiche Ölvorkommen erkundet. Das Erdöl lagert vorwiegend in den Grenzregionen zum Südsudan.

 

Die Ölförderung sowie eine gerechte Verteilung der Einkünfte aus dem Export von Erdöl könnte die Armut in dem Land lindern oder sogar beiseitigen.

 

Reisen und Transportwesen

Die Verkehrsinfrastruktur in den Städten ist gut entwickelt. Auffällig sind die Motorradrikschas, die sich schnell durch den dichten Verkehr der Städte schlängeln. Auf dem Land sieht es weit weniger gut aus. Häufig fehlen Verkehrszeichen und Hinweisschilder, und die riskante Fahrweise der Einheimischen ist gewöhnungsbedürftig. Die Eisenbahn fährt selten, sie ist veraltet und stammt noch aus der Kolonialzeit. Für den Personenverkehr spielt sie kaum eine Rolle. Es gibt eine grenzüberschreitende Schnellstraße zwischen Khartum und Addis Abeba, von der man sich einen besseren Güteraustausch mit Äthiopien verspricht, insbesondere beim Export von sudanesischem Öl. Auch eine Überlandbusverbindung ist eingerichtet worden. Über 4000 km Wasserstraßen sind vorhanden, doch nur etwa 1700 km sind ganzjährig für den Schiffsverkehr offen. Über den Flughafen von Khartum besteht Verbindung mit dem internationalen Flugverkehr.

 

 

Schattenwirtschaft

Die meisten Menschen arbeiten in Beschäftigungen, die informeller Natur sind. Das bedeutet, sie sind als Arbeitnehmer nicht erfasst, zahlen keine Steuern und erledigen trotzdem Aufgaben, die im Alltag Sudans unverzichtbar sind. Frauen dürfen nur mit männlicher Erlaubnis arbeiten. Doch das Einkommen der Männer reicht bei den meisten Familien nicht aus. Daher arbeitet ein Viertel der Frauen in Bereichen wie Dienstleistung und Handwerk.

                   

Sie sind meist offiziell nicht erfasst aber sie machen einen großen Teil der täglichen einfachen Arbeiten aus. Dazu zählt der Verkauf auf den Märkten, Arbeiten als Haushaltshilfe und anderen Bereichen, in denen niedrige Löhne bezahlt werden.

 

Kinderarbeit

Zur Schattenwirtschaft zählt auch Kinderarbeit. Im Sudan ist Kinderarbeit weit verbreitet, berichtet die Organisation SOS Kinderdörfer. Auf dem Land ist es selbstverständlich, dass Kinder bei der Viehaltung und in der Landwirtschaft mithelfen. In den Städten gehen Kinder schon erwerbsmäßigen Tätigkeiten nach.

                               

Kinder arbeiten in Fabriken oder auf dem informellen Sektor. Sie putzen Schuhe, waschen Autos oder verkaufen Kleinwaren auf der Straße. Einige Kinder müssen betteln gehen. In den ländlichen Gebieten arbeiten Kinder in der Landwirtschaft. Mädchen sind besonders benachteiligt, da sie häufig in jungen Jahren zwangsverheiratet werden. In den Kampfgebieten werden Kinder als Kindersoldaten rekrutiert.

 

Reiches, armes Sudan

Sudan ist das viertreichste afrikanische Land südlich der Sahara. Es gilt als wohlhabendes Land aufgrund seiner wertvollen Bodenschätze. Doch das Durchschnittseinkommen beträgt umgerechnet etwa US Dollar 4.600,00 im Jahr. Das ist sehr wenig. Davon kann keine Familie ernährt werden. Daher arbeiten fast alle Frauen mit und auch die älteren Kinder versuchen mit einfachen Jobs schon früh zum Familieneinkommen beizutragen.

                            

40 Prozent der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Das raue Klima, die wiederkehrenden Dürren und die wenigen fruchtbaren Anbaugebiete sind in erster Linie Grund für die vorherrschende Armut, jedoch verschärft die politische Instabilität die wirtschaftliche Lage für viele. Hinzu kommt, dass die Wirtschaft hauptsächlich vom Staat kontrolliert wird. Und die sudanesische Regierung gilt als eine der korruptesten der Welt. Laut dem Korruptionswahrnehmungsindex liegt Sudan auf dem fünftletzten Platz von 185 Staaten.

 

Die Wirtschaft Sudans und ökologische Probleme

Sudan kämpft mit einer Reihe von ökologischen Problemen: In den wenigen wirtschaftlich entwickelten Standorten findet man große Umweltverschmutzungen, die durch industrielle Produktion und die Ölförderung entstanden sind. Beim Goldabbau wird unter anderem Quecksilber und Zyanid eingesetzt, die das Grundwasser verunreinigen. In den großen Städten fehlt ein gut organisiertes Abfallmanagement. Hinzu kommen die unzureichenden Abwassersysteme. Zwar sind Bestimmungen zum Umweltschutz in der Verfassung des Sudan niedergeschrieben. Aber in der aktuellen Politik spielen sie keine Rolle.