Pflanzen und Tierreich
Im Sudan gibt es fünf verschiedene Vegetationszonen, die von der Häufigkeit der Regenzeiten abhängen. Der Wüste im Norden folgt die Halbwüste mit geringem Niederschlag, südlich davon erstrecken sich die Savannen mit Sümpfen sowie die Bergwelten. Weiter südlich findet man Grasland mit Dornsträuchern und Baobabbäumen. Doch Akazien beherrschen die Landschaft.
In ganz Ostafrika wachsen über 60 verschiedene Arten von Akazien. Die bekannteste Art ist die Schirmakazie, die mit ihrem weiten Geäst, ihren Blättern und Dornen für Menschen und Tiere ein wichtiger Wasserspender und eine besondere Nahrungsquelle ist. Akazien kommen als Bäume und als Sträucher vor, wie du auf dem Foto oben sehen kannst. Die Senegal Akazie, die besonders in Halbwüsten gedeiht, liefert das Gummi, das für Jahrhunderte einer der wichtigsten Exportgüter von Sudan war. Sie kommt 8 - 11 Monate ohne Wasser aus! Richtung Südsudan überwiegen die fruchtbaren Grasländer, die genügend Nahrung für die großen Rinderherden der dortigen Völker bieten.
Die Tierwelt in den Steppen und Wüsten von Sudan
In den Wüstengebieten findest du Hyänen, Wüstenfüchse, den Karakal oder Wüstenluchs, Geier, Wüstenwarane und zahllose Kleintiere und Spinnen. Die Sahelgebiete sind die Heimat verschiedener Antilopenarten, Paviane, Hyänen und Geparde. Häufig sind Steppenzebras, die in Herden leben. Vor lauter Streifen sieht man manchmal nicht, wo vorne und hinten ist, wie unten im Bild.
In den Savannen im südlichen Sudan kannst du Elefanten, Giraffen und Nashörner beobachten. Auch die Jäger der Savanne wie Löwen, Leoparden und Geparden durchstreifen das Grasland. Die großen fruchtbaren Gebiete mit üppiger Vegetation sind zum großen Teil verschwunden. Ursache sind die extreme Bewirtschaftung und die jährlichen Buschfeuer. Hinzu kommen intensive Viehwirtschaft und Bodenerosion, die dem Land zusetzen. Darunter leiden alle wildlebenden Tiere. Die Wälder sind die Heimat verschiedener Affenarten und zahlreicher bunter Vögel. Größere einheimische Vögel sind Bussarde, Eulen und Störche.
Mehr über die Tiere der Savanne
Die Tierwelt an den Ufern des Nils
In den Flüssen findest du Krokodile, Nilpferde und viele verschiedene Fischarten. Die Ufer sind bewohnt von Schlangen, Echsen und unzähligen Insekten. Die Tsetsefliege ist eine Plage in den Sumpflandschaften. Sudan hat einige Nationalparks zum Schutz der Tierwelt eingerichtet, dazu zählen der Dinder Nationalpark im Südosten und der Radom Nationalpark im Südwesten. Sie gehören zu den von der UNESCO bezeichneten Biospähren-Reservaten. Die Ufer des Nils sind reich an Fischen und Wasservögeln. Die Ufer bieten Nistplätze für seltene Vögel wie den Sattelstorch und den seltenen Schuhschnabel.
Der Schuhschnabel
Der Schuhschnabel ist in den Sümpfen in Sudan und Südsudan zu Hause wie auch in den Grasländern von Uganda, Tansania und Sambia. Seinen Namen verdankt er dem riesigen Schnabel, der wie ein Schuh geformt ist. Die Einheimischen nennen ihn Abu Markub, „Vater des Schuhs“. Der Schnabel kann bis zu 24,5 Zentimenter lang werden, das entspricht etwa der Schuhgröße 38. Dieser riesige Schnabel ist in der Vogelwelt einmalig. Er ähnelt dem der Pelikane. Der Schnabel ist scharf gerandet und trägt eine hakenartige Spitze. Mit der Spitze kann er schlüpfrige Beutetiere sicher festhalten oder zerteilen. Der Kopf ist sehr groß und breit, der Hals ist hingegen kurz und kräftig. Aufrecht stehend erreicht der Schuhschnabel eine Höhe von 1,20 m. Zum Problem wird der lange, schwere Schnabel erst beim Fliegen. Damit ihn der schwere Schnabel nicht nach unten zieht, legt er seinen Kopf beim Fliegen auf die Schultern.
Verhalten
Der Schuhschnabel ist ein bedächtiger Jäger. Die meiste Zeit des Tages sitzt er nahezu bewegungslos am Ufer und wartet, bis ein Beutetier vorbeischwimmt. Dann schnellt der riesige Schnabel blitzartig ins Wasser und schnappt sich die Beute. Er verputzt nahezu alles, was im Sumpf und im Wasser lebt, hauptsächlich Fische. Sein absolutes Lieblingsgericht ist ein ganz besonderer Fisch, der Lungenfisch, der im Wasser und auf dem Land leben kann. Der Schuhschnabel verputzt aber auch andere Fische und Weichtiere, wie Frösche, Echsen, Schildkröten und Schlangen. Weitere Beutetiere sind Wasservögel und kleine Krokodile. Seine Fressfeinde sind erwachsene Krokodile und Flusspferde. Um sie nicht auf sich aufmerksam zu machen, schreitet er vorsichtig durch das Schilf und Papyrus. Mit seinen kaum wahrnehmbaren Bewegungen erregt er so kaum Aufsehen. Mit seinem riesigen Schnabel erzeugt der Vogel merkwürdige Laute, die an die Salven eines Maschinengewehrs erinnern. Sein größter Feind ist der Mensch. Durch die Vernichtung des empfindlichen Ökosystems wird sein Lebensraum immer mehr eingeschränkt.
Fortpflanzung
Schuhschnäbel sind scheue Einzelgänger, die meist nur zur Paarung zusammenkommen. Sie erbauen ihr Nest inmitten der Sümpfe, entweder auf festem Untergrund oder auf treibenden Inseln. Sie achten darauf, dass das Nest von dichter Vegetation umgeben ist, so dass es von Fressfeinden nicht so leicht werden kann. Die Weibchen legen ein bis drei Eier, die beide Partner bebrüten. Um die Eier zu kühlen, werden sie regelmäßig gewendet und mit Wasser übergossen. Die Jungen schlüpfen nach etwa 30 Tagen. Sie tragen ein graues Daunenkleid und ihr Schnabel ist noch relativ klein. Erst nach 100 Tagen sind die Jungen flügge. Aufgrund des Konkurrenzkampfes unter den Geschwistern um Wasser und Nahrung überlebt oft nur eines der Küken, in der Regel das Erstgeschlüpfte.
Status
Zurzeit wird der Bestand auf etwa 6.500 Vögel geschätzt. Der Schuhschnabel gilt als potentiell gefährdet und der Bestand nimmt leider weiter ab.