Khartum, die Hauptstadt von Sudan
Khartum liegt am Nil, fast in der Mitte des Landes. Der Blaue und der Weiße Nil vereinen sich hier zum Nil. Der Name Khartum bedeutet Elefantenrüssel, denn die Halbinsel der Stadt liegt wie das Ende eines Rüssels am Treffpunkt der beiden Nilflüsse, wie du auf dem Satellitenbild rechts sehen kannst. Die Bevölkerung des urbanen Gebietes von Khartum umfasst rund 6 Millionen Einwohner. Damit leben über 12 Prozent der Einwohner des Sudan in der Hauptstadt und in den angeschlossenen Vororten.
Khartum, eine Wüstenstadt
Auf dem Panoramabild unten sieht man, dass Khartum eine Wüstenstadt ist mit staubbedeckten Straßen und mehrstöckigen Lehmgebäuden. Das Klima ist fast das ganze Jahr über extrem trocken. Zwischen März und Mai fegen heiße, trockene Passatwinde aus den Wüsten über die Stadt. Nur im August bringt eine kurze Regenzeit eine Entlastung von der staubigen Hitze.
Die Geschichte und die Entwicklung von Khartum
Die Hauptstadt ist das Zentrum von Geschichte und Politik des Sudans. Die Stadt hat viele Verwandlungen hinter sich. Sie wurde 1820 von osmanischen Vizekönigen als Militärlager gegründet. Nach vielen Aufständen und Überfällen flohen die Bewohner aus Khartum, der Ort wurde zu einer Geisterstadt. Später wurde die Stadt zu einem Zufluchtsort für Flüchtlinge aus den angrenzenden Ländern. Heute ist Khartum wirtschaftliches und politisches Zentrum des Sudan.
Die Stadt ist dreigliedrig. Sie besteht aus Khartum, Khartum-Nord und Omdurman. Die drei Gebiete sind durch eine Vielzahl von Brücken miteinander verbunden. Khartum ist eine moderne arabisch-afrikanische Großstadt mit Universitäten, Museen und riesigen Hotels. Auf dem Foto oben siehst du die al-Mak-Nimr Brücke, benannt nach dem letzten König Nimr von Shendi. Sie verbindet Karthum über den Blauen Nil mit al-Chartum Bahri. Sie bietet Platz für zwei zweispurige Fahrbahnen und zwei jeweils 1,5 Meter breite Fußgängerbereiche.
Khartum, das Wirtschaftszentrum von Sudan
Die Hauptstadt Khartum ist das Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten im Sudan. Früher war die größte Industrie des Landes die Produktion von Baumwolle, heute hat man sich vor allem in der Stadt Khartum deutlich mehr diversifiziert. Durch den Fund von Öl auf dem Staatsgebiet nahm die Geschichte des Sudans eine hoffnungsvolle Wendung, von der man allerdings bis heute nicht sehr gut zu profitieren vermag. Die meisten Arbeitsplätze für die Bevölkerung werden in den Industriezweigen Glasproduktion, Lebensmittelerzeugung, Textilien und Raffinerie erschaffen.
Durch die Öleinnahmen wuchs Khartum im letzten Jahrzehnt schnell, es setzte ein Bauboom ein. Teure Hotels und schicke Hochhäuser wurden errichtet. Doch mit der Abspaltung Südsudans und dem Verlust großer Erdölfelder platzte der Traum vom schnellen Reichtum.
Verkehr
Durch die sandfarbenen Straßen der Wüstenstadt brettern Busse, Taxis, Motorräder und viele alte PKW's. Die öffentlichen Busse sind das wichtigste Verkehrsmittel für die Khartumer. Sie sind nicht immer pünktlich und meist überfüllt. Deshalb steigen viele auf Sammeltaxis um und auf dreirädrige Taxis, die sogenannten "Bajajs". Viele private Kleinbusse sind unterwegs, sie haben keine festen Haltestellen und Zeiten. Man hält sie per Handzeichen an. Die Hauptstrecken nach Port Sudan, nach Äthiopien und Wadi Halfa im Norden sind asphaltiert. Ansonsten sind die Straßen in keinem sehr guten Zustand. Fahrten über Land sind riskant aufgrund der abenteuerlichen Fahrweise der Einheimischen.
Während der Regenzeit sind einige Straßen gesperrt. Zwischen den Städten verkehren auf dem Nil Flussdampfer. Sie sind jedoch abhängig vom Wasserstand und daher nicht immer zuverlässig. Die Khartumer sind daran gewöhnt und geduldig. Pünktlichkeit ist nicht so wichtig, Hauptsache, man kommt irgendwann ans Ziel. Das Eisenbahnnetz ist gut ausgebaut. Eisenbahnlinien führen nach Port Sudan am Roten Meer und El-Obeid, der Hauptstadt des Staates Nordkordufan. Es gibt einen internationalen Flughafen Khartoum, ein neuer internationaler Flughafen befindet sich im Bau.
Märkte in Khartum
Die Märkte in Karthum bieten alles an Getreie, Gemüse, Obst und Gewürzen, was im Land wächst. Auf den Straßenmärkten wird auch Brot, Kleidung und Kleinvieh verkauft. Händler auf Eselkskarren oder Fahrrädern bringen ihre Waren zum Markt. Am bekanntesten ist der Markt von Omdurman. Die Schwesternstadt von Khartum bietet auf ihrem Markt Goldschmuck, Gewürze, Kleidung aller Art, Handwerkszeug, Handys, gefälschte Luxuswaren und Fußballtrikots.
Auf den Straßenmärkten arbeiten überwiegend Männer und Jungs. Frauen betreiben Stände entlang der Straßen. Sie bieten verarbeitete Lebensmittel an und Tees. Frauen in der Öffentlichkeit werden nicht gern gesehen. Die Tee-Verkäuferinnen wurden bekannt aufgrund ihrer Rolle bei den letzten Aufständen im Jahr 2019. Sie verkauften Tee in Gläsern oder Bechern, dabei bildeten sie Anlaufstellen für Protestierer und waren deshalb nicht gern gesehen.
Sehenswürdigkeiten in Khartum
Die Große Moschee von Khartum, auf dem Foto links, liegt im Suq al-Arabi, dem Geschäftszentrum und Marktviertel der Stadt. Die Moschee wurde unter der ägyptisch-arabischen Herrschaft etwa 1900 bis 1901 erbaut. Der quadratische Bau ist ca. etwa 2000 Quadratmeter gross und bietet Raum für 10 000 Menschen. Frauen ist der Zutritt verwehrt. Für sie wurde innerhalb des umzäunten Moscheebereichs ein neuer Flachbau errichtet. Die Moschee beherbergt ein Institut für islamische Studien und ist aufgrund ihrer zentralen Lage gut besucht.
In Khartum befindet sich das Nationalmuseum von Sudan. Das National Museum of Sudan ist wirklich sehenswert. Das Gebäude und die umliegenden Gärten beherbergen die größte und umfassendste nubische archäologische Sammlung der Welt mit Objekten aus der Altsteinzeit bis zur islamischen Zeit von allen bedeutenden Stätten im Sudan. Darin befindet sich auch eine Statue des Pharao Taharqo, des bekanntesten Pharao aus Schwarzafrika, des vorletzten Pharao der 25. Dynastie von Ägypten. Weitere interessante Sehenswürdigkeiten sind das Khalifa House Museum und die Universität von Khartum.
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Die Armenviertel in Khartum
Jeder fünfte Sudanese lebt heute in informellen Siedlungen am Rand der Großstädte. Meist sind es Binnenflüchtlinge oder Rückkehrer aus dem Südsudan, die vor den bürgerkriegsähnlichen Zuständen im Nachbarland geflüchtet sind.
Schon gewusst? Als Sudan im vorigen Jahrhundert von der britischen Kolonialverwaltung unabhängig wurde, gründeten die Stadtväter hier die älteste Universität des Sudan.