Völker und Sprachen
Die Einwohnerzahl Somalias liegt zwischen etwa 10 und 13 Mio. Der Name Somalia stammt vom Volk der Somali, die mehrheitlich das Land bewohnen. Die Somali sind auch in den angrenzenden Nachbarländern ansässig. Sie sind Nachfahren der Kuschiter, der Bewohner des ehemaligen Reiches von Kusch. Sie haben sich mit arabischen Einwanderern vermischt und von ihnen das Clan-System übernommen.
So gehört jeder Somali - in väterlicher Abstammung - zu einem Clan. Ein Clan besteht ähnlich wie eine Sippe aus vielen miteinander verwandten Familien. Manchmal gehören 100 000 Mitglieder zu einem Clan. Es gibt fünf große Clanfamilien und unzählige Subclans in Somalia. Zwischen den Clans kommt es immer wieder zu Kämpfen und Racheakten. Neben den Somali leben unterschiedliche schwarzafrikanische Gruppen, die von den Somali als Jarir bezeichnet werden, also als „Kraushaarige“. Man nennt sie auch Somalische Bantu. Hinzu kommen die Minderheiten der Swahili und Menschen mit einer gemischten Herkunft wie die Bajuni und Brawanesen. 25 Prozent sind Bauern, während sich der Rest in den urbanen Regionen Somalias angesiedelt hat. Hinzu kommen eigentlich noch die etwa 1 Mio. Somalier, die seit 2007 aus dem Land vertrieben wurden.
Die Familie
Viele Familien leben als Nomaden oder Halbnomaden. Sie ziehen mit ihren Ziegen und Kamelen auf der Suche nach Wasser und Futter durch das Land. Die Männer und Jungen hüten die Kamele, die Mädchen und Frauen die Ziegen und andere kleine Tiere. Ein somalisches Kind wächst mit sechs oder mehr Geschwistern auf. Mädchen wachsen anders auf als Jungen. Sie müssen im Haushalt mithelfen und sich um die jüngeren Geschwister kümmern. Sie werden früh auf die Ehe vorbereitet. Bildung wird nicht als wichtig betrachtet, nur wenige schließen die Hauptschule ab. Die Kindersterblichkeit ist hoch, denn die gesundheitliche Versorgung im Lande ist nicht gut. Infektionskrankheiten und Mangelernährung machen Kindern zu schaffen. Man schätzt, dass etwa 70 Prozent der Somalier keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Im Lande wird flächendeckend leider immer noch die weibliche Genitalverstümmlung praktiziert.
Religion
Die vielen Moscheen im Land zeugen davon, dass die Bevölkerung dem Islam angehört. Somalia ist fast zu 100 Prozent islamisch. Dabei folgen die Menschen der sunnitischen Richtung. Der sunnitische Islam wurde 2004 von der Übergangsverfassung Somalias als offizielle Religion bestimmt, was auch im autonomen Somali-Land gilt. Weiterhin festgelegt wurde, dass die Menschen nach der Gesetzgebung der Schari'a leben sollen. Der Islam auf dem Land und bei den Nomaden ist eher gemäßigt und eng mit dem Gewohnheitsrecht der Clans oder Stämme verbunden.
In den Städten wächst der Einfluss des radikalen wahabitischen Islam, wie er in Saudi-Arabien Staatsreligion ist. Für Frauen und Mädchen wirkt sich die Islamisierung ganz unterschiedlich aus. Durch die islamische Rechtsprechung haben sie eine bessere Stellung als im Gewohnheitsrecht der nomadischen Landbevölkerung. Auch werden sie im Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung von einigen islamischen Gelehrten unterstützt. Allerdings werden Frauen im Gegenzug zur Verhüllung angehalten und aus dem öffentlichen Raum gedrängt.
Sprachen
Somali und Arabisch sind Amtssprachen.Arabisch, Italienisch und Englisch werden lediglich als Handels- und Bildungssprachen benutzt. Einige wenige Banti sprechen die Bantusprache Zigula, Völker an der Küste sprechen Swahili.
Musik und Literatur
Somalia ist bekannt als "Land der Poeten". Die Nomaden wissen zahlreiche Märchen und Legenden zu erzählen. Die Erzähler kennen eine Vielzahl an Geschichten. Somalische Autoren wie Nurrudin Farah haben die Welt um wunderbare Romane bereichert. Musikalisch zeichnet sich Somalia durch die traditionelle somalische Folklore aus. Die somalische Musik klingt ähnlich wie in Äthiopien und dem Sudan. Aber beim genaueren Zuhören erkennt man die speziellen somalischen Melodiestile. Eine bekannte somalische Sängerin war Maagol. Neben Maryam Marsal ist Magools Neffe K'naan der bekannteste lebende somalische Musiker. Mit dem Popsong Wavin'Flag erreichte er in zahlreichen internationalen Charts Platz 1.
Was essen Nomaden und wie kochen sie
Meist werden Pfannkuchen gebacken. Hin und wieder gibt es Fleisch, Hirse oder Reis mit heißer Butter. Häufig trinkt man dazu Joghurt. Gemüse wird kaum gegessen. Nur auf den Märkten findet man Tomaten, Zwiebeln und einheimische Gemüsesorten. Dafür gibt es ein großes Angebot an Früchten aller Art und Fische.