Die Geschichte von Sierra Leone
In den Höhlen der Felsengebirge von Sierra Leone lebten schon in der Frühzeit Menschen. Sie wurden im 15. Jahrhundert von den einwandernden Bantuväölkern vertrieben. Etwa zu der Zeit erreichte der portugiesische Entdecker Pedro da Cintra die Küste des Gebietes. Er nannte das Land „Löwengebirge“. Sierra Leone ist mit einer zweiten Persönlichkeit aus Europa verbunden: mit dem englischen Juristen Granville Sharp. Der Menschenrechtler war einer der Gründer der Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei. Er erwarb Land in Sierra Leone, um dort für befreite Sklaven eine neue Heimat zu schaffen.
Der transatlantische Sklavenhandel in Sierre Leone
Im 18. Jahrhundert wurde Sierre Leone zu einem wichtigten Handelsposten portugiesischer und afrikanischer Händler. Waffen, Gold, Elfenbein und Bienenwachs wurden getauscht. Bald setzte auch der Handel mit Gefangenen ein. Auf Bunce Island wurde eine Festung gebaut, in der die Gefangenen festgehalten wurden, bis die nächsten Schiffe der Portugiesen sie mitnahmen in die Neue Welt. Die Festung war eine von über vierzig Stützpunkten für den transatlantischen Handel mit Gefangenen. Von 1668 bis 1807 diente die Festung als Lager für zehntausende Westafrikaner, die nach Amerika oder auf die Karibischen Inseln verschleppt wurden. Aufgrund der Lage an der westafrikanischen "Reisküste" bevorzugten die Reisbauern in South Carolina und Georgia die Sklaven von Bunce Island. Sklavenjäger durchkämmten die westafrikanischen Reisfelder und kidnappten die geschicktesten Arbeiter, um sie an die Sklavenschiffe zu verkaufen. 1840 wurde der Posten geschlossen, doch die Überreste auf der Insel erinnern an die düstere Vergangenheit des Sklavenhandels.
Ehemalige Versklavte kehren nach Westafrika zurück
Nach den Portugiesen erreichten englische Seefahrer und Händler die Küste von Sierra Leone. Sie planten, auf dem Gebiet einen Stützpunkt der britischen Handelsmarine zu gründen. Doch bald änderten sich die Pläne. Kurz nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg sollten hier ehemalige Sklaven eine neue Heimat erhalten. Ein Stück Land wurde gekauft, und 1787 wurde die erste Gruppe von 380 freien englischen Schwarzen auf der Halbinsel angesiedelt. Doch die meisten starben an Malaria, und der Plan wurde aufgegeben. Auf dem Foto rechts siehst du befreite Sklaven, die auf der Halbinsel ankommen.
Kolonialisierung
Der Sklavenhandel an der Küste ging heimlich weiter, und viele Piraten begannen in dem Handel mit Gefangenen mitzumischen. Die britische Marine errichtete auf der Halbinsel einen Stützpunkt, um den Sklavenhandel einzudämmen. Ein zweiter Versuch wurde unternommen, um ehemalige Sklaven auf der Halbinsel von Freetown ansässig zu machen. Diesmal gelang das Experiment. Zur gleichen Zeit versuchte das britische Königreich, das Gebiet zu kolonisieren. Die Briten erklärten es 1908 als britisches Protektorat und erhoben Steuern. Die einheimischen Völker konnten die Abgaben nicht bezahlen, diese waren viel zu hoch gemessen an ihrem Verdienst. Die afrikanischen Fürsten in der Region schlossen sich zusammen und zogen in den Kampf gegen die Europäer. Sie konnten gegen die gut gerüsteten britischen Armeen nicht viel ausrichten und verloren den Kampf. Es dauerte noch sechzig Jahre, bis sich das Land von der Kolonialherrschaft befreite. Am 27. April 1961 erhielt Sierra Leone seine Unabhängigkeit. Auf dem Foto links siehst du den afrikanischen Fürsten und Kriegsherren Bai Bureh vor seinem Gehöft.
Der Bürgerkrieg in Sierra Leone
Nach mehreren Militärputschen wurde 1971 in Sierra Leone die Republik ausgerufen. Doch das Land kam nicht zur Ruhe. 1989 war im Nachbarland Liberia ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Die Rebellen griffen über auf Sierra Leone, um die reichen Diamantvorkommen des Landes zu erobern. Viele Bürger in Sierra Leone schlossen sich den Rebellen an. Mit den erbeuteten Diamanten kauften sie Waffen und kämpften gegen die Regierung. Sie bewaffneten sogar Kinder und zwangen sie dazu, mit ihnen Krieg zu führen. Sie verübten schlimme Gräueltaten an der Zivilbevölkerung, um sie einzuschüchtern. Fast 700.000 Menschen verließen ihre Heimat und flohen in Nachbarstaaten. Auf dem Foto rechts siehst du Ishmeal Beah, der einst als Kindersoldat mit den Rebellen kämpfte. Er hat ein Buch über seine schlimme Zeit als Kindersoldat in Sierra Leone geschrieben.
Waffen für Diamanten
Der Bürgerkrieg wurde durch den illegalen Handel mit Diamanten bestritten. Man nannte diese „Blutdiamanten“, weil damit Waffen gekauft und die Zivilbevölkerung niedergemetzelt wurde. Zehn Jahre dauerte der grausame Bürgerkrieg. Er wurde erst durch das Eingreifen der Vereinten Nationen und Großbritanniens beendet. Am 18. Januar 2002 wurde im Rahmen einer Feierstunde im Nationalstadion das offizielle Ende des Rebellenkrieges verkündet. Dabei wurden mehrere tausend Waffen verbrannt.