Völker und Sprachen in Senegal

Verkäuferin in Dakar

Senegal hat etwa 15 Millionen Einwohner, fast die Hälfte ist unter 18 Jahre alt. Etwa die Hälfte der Senegalesen lebt in Städten. Die andere Hälfte verteilt sich auf die Flussläufe und die Küsten. Allen Völkern gemeinsam ist die große Wertschätzung der Familie. Die Senegalesinnen bekommen 4 bis 5 Kinder. Auf dem Land leben sie meistens noch im Verbund der Großfamilie. In Senegal gibt es so gut wie keine staatliche soziale Vorsorge, daher ist die Großfamilie sehr wichtig. Sie gibt sozialen Rückhalt, ist Altersvorsorge und Krankenversicherung in einem. Respekt vor dem Alter ist ein grundlegender Wert. Sehr wichtig ist auch der Begriff der Altersklasse. Männer und Frauen, die gemeinsam groß geworden sind, sind sich besonders verbunden. Die Senegalesen setzen sich aus verschiedenen Völkern mit verschiedenen Sprachen zusammen. Je nach Region trifft man in Senegal andere Völker an, die auch verschiedene Sprachen sprechen. Französisch ist Amtssprache, doch die allgemeine Verkehrssprache ist Wolof. Etwa 90 Prozent der Einwohner sprechen Wolof.

Die Wolof sind das größte Volk Senegals

Sie machen etwa die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie gründeten zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert Königtümer am Senegal Fluss. Die Wolof leben in der Region von Dakar bis Saint-Louis sowie südlich von Kaolack. Seit der Gründung des Königreiches Jolof gehören sie dem Sunnitischen Islam an. Der Aufstieg des Jolof-Reiches hing eng mit dem Sklavenhandel zusammen. Die Religion spielt eine große Rolle im Leben der Wolof. Schon die Kinder werden nach den Regeln der islamischen Glaubensgemeinschaften erzogen. Marabouts, religiöse Führer, besitzen einen großen Einfluss auf alle Arten von Entscheidungen. Die Wolof sind auch heute noch in wichtigen Regierungsämtern vertreten. Ihre Sänger und Griots sind über die Grenzen Afrikas hinaus berühmt.

                              

Die Serer

Die Serer machen etwa 15 Prozent der Bevölkerung aus. Sie sind ein Bauernvolk im Westen und im Zentrum von Senegal. Es wird unterschieden zwischen einfachen Bauern und Großgrundbesitzern. Sie sind in Klans organisiert, die unterschiedliche Totemtiere verehren. Die Serer betreiben Feldbau und Viehzucht. Sie sind bekannt für ihre Schmiedekunst und ihre Ringkämpfe. Die Frauen bestimmen das Leben in der Großfamilie, die Gesellschaft ist matrilinear strukturiert. Sie vererben den Familienbesitz. Die Kinder wachsen mit 4 bis 5 Geschwistern auf. Sie lernen früh alles über das Totemtier ihres Klans und verehren es. Der Politiker Léopold Senghor war ein Serer.

Die Tukulor

Die Tukulor leben entlang dem Senegal Fluss.Sie sind neben Senegal auch in Mauretanien ansässig. Sie sprechen Pulaar, aber auch Wolof, die vorherrschende Sprache im Senegal. Sie leben vom Anbau der Sorghumhirse, einer Getreideart, die auf den trockenen Böden der Sahelregion gedeiht, sowie von der Viehzucht und vom Fischfang. Die Mehrheit der Tukulor leben jedoch heute in den Städten und nehmen dort Schlüsselpositionen in der Verwaltung ein. Sie sind patrilinear organisiert, die Männer bestimmten das soziale und gesellschaftliche Leben. Die Gesellslchaft ist nach einem strengen Kastensystem eingeteilt, das früher auch Sklaverei einbezog. Heute zählt man etwa 1 Million Tukulor in Westafrika.

Die Mandinka und Bambara

Die Mandinka und Bambara leben in den Grenzgebieten zwischen Senegal und Mali. Die Mandinka leben verstreut über mehrere Länder Westafrikas. Sie betrachten sich als Nachkommen des Königreiches Mali. Die Mandinka kontrollierten früher den Transsaharahandel vom Magreb nach Westafrika. Die Mandinka leben heute in Gambia, Senegal, Guinea-Bissau, Sierra Leone, Burkina Faso, Cote d'Iviore, Mali und Liberia. Sie betreiben hauptsächlich Landwirtschaft. Sie leben meist in Großfamilien. Großeltern, Eltern, Kinder, Tanten und Onkeln bewohnen zusammen mehreren Häusern, die um einen kleinen Platz gruppiert sind. Dort spielt sich das Familienleben ab. Kinder wachsen also mit sehr vielen Geschwistern auf. Sie sind mit der Kultur der Griots und ihrer Geschichte des alten Ghanareiches eng verbunden.

Die Diola

Die Diola leben im Süden, in der Casamance. Sie sind vor allem Reisbauern. Die Diola leben noch in den alten Strukturen der Großfamilie. Sie haben sich weder vom Islam noch vom Christentum  beeinlfussen lassen sondern ihre alte Kultur bewahrt. Bei den Diola wird ein Junge erst zum Mann, wenn er zwei Monate im heiligen Wald verbracht hat. Frauen und Mädchen dürfen diesen Wald nicht betreten. Bevor die Jungen in den Wald geschickt werden, feiern alle ein großes Fest. Stammesführer schlagen die heiligen Trommeln, die Frauen kochen ein Festmahl. Dann werden den Jungen die Köpfe geschoren, bevor sie sich im Wald bewähren müssen. Viele Senegalesinnen arbeiten in der Landwirtschaft, ebenso viele sind als Händlerinnen unterwegs oder arbeiten auf den Märkten. Sie sind stolz, denn meist sind sie finanziell unabhängig. Dadurch haben sie auch großes Mitentscheidungsrecht. Als Frau kann man sich im Senegal frei bewegen, verschleierte Frauen sieht man fast keine, obwohl der Islam vorherrschend ist. Die Frauen bestimmen auch das Leben auf den Märkten. Kinder tragen schon früh zum Familieneinkommen bei. Gemeinsam kochen ist ein großes Vergnügen. Hirsebreis, Yams und Fisch gehören zu einem guten Festessen. Gegessen wird aus großen Schüsseln. Auf dem Foto rechts siehst du 3 Jungs aus dem Sine-Saloum, die einen Heidenspass haben, die traditionellen Riten ihrer Großfamilie nachzumachen.

Musik

 

Für alle Völker des Senegals sind Musik, Tanz und Erzählung die wichtigsten künstlerischen Ausdrucksformen. Die Griots sind die traditionellen Musiker im Land. Sie spielen Schlag- und Saiteninstrumente wie die Lauten Xalam und Riti. Einige Griots spielen die Kora, eine Stegharfe. Die Kora stammt eigentlich aus dem benachbarten Mali, aber die Griot-Tradition ist in ganz Westafrika verbreitet. Die Trommel Tama ist das häufigste Schlaginstrument. Sie besitzt die Form einer Sanduhr und kann unter den Arm geklemmt werden. Alle Ereignisse im öffentlichen oder privaten Leben werden traditionell von Musik und Gesang begleitet. Im 20. Jahrhundert wurde die Jazzmusik populär, die aus den USA kam und durch das Radio bekannt wurde. Die bedeutendste Künstlerin dieser Zeit war Aminata Fall, die Sängerin von Star Jazz. Der bekannte Musiker und Sänger Youssou N’Dour hat Welthits produziert, immer noch betreibt er einen Musikclub in Dakar, wo er spätnachts auch selber auftritt. Die Jugend ist Hip-Hop begeistert. In Senegal hat Hip-Hop den populären Jazz abgelöst. Hip-Hop ist so wichtig, dass einmal wöchentlich sogar die Nachrichten gerappt werden. Auf dem Foto links oben siehst du einen Djembé-Spieler, der am Strand von Dakar übt.

Hier kannst du ein Koraspiel hören

Religion

Die Mehrzahl der Senegalesen ist islamgläubig. Mehr als neunzig Prozent sind Anhänger des sunnitischen Islam. Doch es ist eine afrikanische Version des Islam, die weltoffen ist. Man ist anderen Relgionen gegenüber tolerant, doch die islamischen Würdenträger besitzen einen großen gesellschaftlichen Einfluss. Dazu zählen vor allem die islamischen Bruderschaften des Landes. Sie betreiben die Koranschulen, die für die Jungen kostenlos sind. In diesen Schülern ziehen sie ihre Nachfolger heran. Fast jeder Senegalese ist Mitglied in einer der fünf großen Bruderschaften. Die bedeutendste Bruderschaft sind die Muriden. Die Bruderschaften besitzen großen Einfluss auf die Gesellschaft und die Politik des Landes. Jeder neu gewählte Regierungschef muss vor Amtsantritt seine Aufwartung bei den religiösen Führern des Landes machen. Islamische Feiertage werden begangen mit dem wichtigsten Fest, dem Maouloud, dem Geburtstag des Propheten. Dann machen sich die Gläubigen zu Wallfahrten zu Ehren des Propheten auf.

Christen gibt es seit der Kolonialisierung hauptsächlich unter den Diola und den Serern. Daneben ist der traditionelle afrikanische Glaube noch tief in der Bevölkerung verankert. Überall bieten Marabouts ihre Wahrsagedienste an, jeder trägt ein Amulett, ein Gris Gris am Körper als Schutz vor Widrigkeiten und bösen Geistern. Initiationsrituale werden auf dem Land noch überall begangen, und Ahnenschreine findet man noch häufig. Auf dem Foto rechts siehst du eine magische Statuette, die mit Kaurimuscheln verziert ist. 

 

Die Rolle der Frauen in Senegal

Ein Viertel der Frauen in Senegal ist beschnitten. Polygamie ist vor allem unter Muslimen weitverbreitet, sie ist auch rechtlich erlaubt. Ein Mann kann bis zu vier Frauen heiraten. Im Senegal wird erwartet, dass die Ehefrau immer für ihren Mann da ist und sich auch noch um dessen Familie kümmert. So will es die Tradition. Wenn ein Ehemann mit mehreren Frauen zusammenlebt, dann muss er Gleichheit unter allen Frauen sicherstellen. Das ist aber nicht immer einfach. Oft kommt es auch vor, dass die Frauen untereinander nicht solidarisch sind.

 

 

Feste und Castingshows

Hausschaf orientalis aries (c) Richard BartzIn Senegal leben viele Islamgläubige. Eines ihrer größten Feste ist das islamische Opferfest, das in Senegal als "Tabaski" gefeiert wird. Dann heißt es aufpassen für die schönsten Schafe im Land, denn dann kommt Lammbraten auf den Tisch. Zuvor wird das Superschaf gekürt, das schönste Schaf im Land. Das geschieht in einer der beliebtesten Fernsehsendungen Senegals, in "Khar Bii". Ähnlich wie in deutschen Castingshows treten hier stolze Besitzer mit ihren prachtvollen Vierbeinern auf.

Schon gewusst? Alle Schafe erhalten einen Namen und viele leben mit ihren Besitzern unter einem Dach.


Märchen aus Senegal

Die Griots von Senegal sind exzellente Musiker, Lyriker und Märchenerzähler. Ihre Märchen handeln von den Tieren des Sahel wie Esel, Füchse oder Spinnen. Sie erzählen auch von Geistern und seltsamen Pflanzen wie der Zauberpalme.