Wirtschaft und Bodenschätze in Ruanda

Ruanda zählt zu den ärmeren Ländern im südlichen Afrika. Doch die Regierung hat in den letzten 15 Jahren viel unternommen, um die Wirtschaft zu modernisieren, die Armut zu bekämpfen und das Bildungs- und Gesundheitssystem zu verbessern. Zu den führenden Wirtschaftssektoren Ruandas gehören Landwirtschaft, Energie, Finanzdienstleistungen, Handel und Gastgewerbe.

Landwirtschaft

Die Mehrzahl der Ruander lebt von der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft bildet mit 33 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt das Rückgrat der ruandischen Volkswirtschaft. Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind in diesem Sektor tätig. In Ruanda wird ein besonders hochwertiger Kaffee angebaut. Auch Teepflanzen werden kultiviert, denn die klimatischen Bedingungen lassen auch einen ausgezeichneten Tee gedeihen. Kaffee und Tee werden zumeist in Plantagenwirtschaft angebaut und exportiert.

           

Die meisten Familien leben jedoch von Subsistenzwirtschaft. In traditioneller Weise betreiben sie Feld- und Ackerbau. Die meisten Familien besitzen nicht mehr als etwa einen halben Hektar Land. Sie produzieren kleinste Mengen Mais, Maniok, Bohnen, Tomaten, Bananen und halten kleine Mengen an Vieh wie Hühner, Ziegen, Schweine und Rinder. Da das Land sehr hügelig ist, ist es mühsam zu bearbeiten. Von der Ernte können sich die Familien ernähren, den Überschuss verkaufen sie auf den Märkten. Doch ein großer Verdienst lässt sich damit nicht erzielen. Deshalb leben über 40 Prozent der Menschen an der Armutsgrenze. Gemessen am Einkommen bedeutet das, dass der Durchschnittsverdienst derzeit bei 2,1 US Dollar am Tag liegt. Davon kann man eine Familie mit vier oder fünf Kindern ernähren, aber nicht für alle Kinder Schule oder gar höhere Bildung bezahlen. In der Landwirtschaft arbeiten viele Kinder mit. Sie helfen auf den Feldern, versorgen die jüngeren Geschwister oder müssen Wasser herbeischaffen. Denn vor allem auf dem Land lässt die Wasserversorgung noch zu wünschen übrig. Deshalb ist das Ziel der Regierung, die Landwirtschaft zu modernisieren und das Durchschnittseinkommen zu verbessern. Aufgrund der zahlreichen Gewässer bietet auch die Fischerei ein wichtiges Einkommen. Gefischt wird noch traditionell mit Netzen. Die Fischer und die einheimischen Frauen helfen sich gegenseitig dabei, die Fische aus den Netzen herauszunehmen und in kleine Häufchen zu sortieren, die dann gewogen und verkauft werden. Für ein Kilo Sambaza, Sardinen, erzielt man umgerechnet etwa 2,40 US Dollar.

                     

Der Klimawandel macht auch den Bauern in Ruanda zunehmend zu schaffen. Durch Dürren, Erdrutsche und Hochwasser kommt es häufiger zu Ernteausfällen.

Industrie und Bodenschätze

Die wirtschaftliche Entwicklung konzentriert sich vor allem auf die Hauptstadt Kigali. Tabak, Seifen, Kosmetik und Textilien werden in kleinen Betrieben gefertigt. Mobilfunkunternehmen wachsen aus dem Boden wie Pilze, denn jeder will ein Handy. Coltan wird exportiert, der wichtigste Grundstoff für Handys. Der Dienstleistungssektor boomt und auch im Bereich der Energiewirtschaft wurde vieles verbessert. Noch sind viele Menschen arbeitslos, doch die Wirtschaft Ruandas wächst. In der Hauptstadt Kigali ist ein Bauboom ausgebrochen. Schicke Hotels und Büros werden in Rekordzeit errichtet. Die Infrastruktur soll in den nächsten Jahren verbessert werden. So hofft man, auch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ziel der Regierung ist es auch, ein umfassendes soziales Sicherungsnetz zu schaffen.

Handwerk und Dienstleistungen

Das Handwerk spielt eine wichtige Rolle in Ruanda. In den Städten und auf dem Land gibt es eine Vielzahl von kleinen Handwerksbetrieben, insbesondere Schreiner, Schlosser, Maurer, Schneider und Kunsthandwerk. Die meisten arbeiten mit einfachen Handwerkszeugen, denn ihnen fehlen die Mittel, um sich moderne Handwerksgeräte zu beschaffen. Dennoch sind sie wichtig für den wirtschaftlichen Aufschwung im Land. Im Dienstleistungssektor sind viele Frauen beschäftigt. Start Ups werden besonders gefördert, und viele Frauen sehen hier ihre Chance, in einem Kleinstunternehmen selbstständig zu werden.

Energie

Ruanda entwickelt eine eigene Industrie durch die Nutzung von Methangas. Woher das Methan kommt? Aus dem Kivu-See. Der Kivu-See ist fünfmal so groß wie der Bodensee – ein Vulkansee in 1500 Metern Höhe. Er gilt als der gefährlichste See der Welt: Unkontrolliert freigesetzt wirkt das Gas wie eine Zeitbombe, industriell gefördert bildet es eine gewaltige Ressource für Ruanda und Kongo. In den unteren Wasserschichten sind viele Millionen Tonnen Gas gespeichert: CO2 und Methan. Methan entsteht, weil Bakterien  CO2 im Salzwasser wie auch organisches Material in Methan verwandeln. Seit kurzem fördert ein internationales Team dieses Methangas aus der Tiefe. Aus dem Methangas erzeugt Ruanda jetzt schon knapp ein Drittel des verbrauchten Stroms. Es sollen noch deutlich mehr werden.