Völker und Sprachen Ruandas

Völker und Sprachen

In Ruanda begrüsst man dich mit "bonjour" oder "hello", denn das Land war zeitweise eine belgische Kolonie. Die Bewohner sprechen heute noch Französisch, doch untereinander unterhalten sich in ihrer Muttersprache Kinyarwanda. Das Land wird von drei Völkern bewohnt, den "Hutu", den "Tutsi"  und den "Twa", den Völkern des Regenwaldes. Die Hutu und Tutsi sind Bantuvölker, die rund um die großen afrikanischen Seen leben. Sie waren ehemals verfeindet, dabei haben sie eine gemeinsame Geschichte.

Die Hutu stellen die Mehrheit der Einwohner dar. Sie sind überwiegend Bauern und stolz auf ihr Land. Die Tutsi sind überwiegend Viehzüchter. Sie wanderten vermutlich zwischen dem 14. Jahrhundert oder 15. Jahrhundert ein. Sie haben die staatliche und militärische Macht über Jahrhunderte geprägt und bilden auch heute noch die gesellschaftliche Elite. Daher kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten mit den Hutu. Im vorigen Jahrhundert führte der Streit zu einem Genozid, einem Vernichtungsfeldzug der Hutu gegen die Tutsi, dessen Folgen die Völker heute noch beeinträchtigt. Wie, das erfährst du unter dem Menüpunkt Geschichte.

Auf dem Foto rechts ist Paul Kagame zu sehen, ein Tutsi und der gegenwärtige Präsident von Ruanda. Heute besteht eher ein Nebeneinander der bäuerlichen Hutu und der viehzuchttreibenden Tutsi. Sie sprechen die gleiche Sprache, heiraten untereinander und teilen dieselben religiösen Überzeugungen. Heute nennen sie sich nicht mehr Hutu oder Tutsi sondern Ruander.

Die Bevölkerung ist vorwiegend katholisch. Doch fast alle Ruander pflegen die alten afrikanischen Glaubensvorstellungen und verehren ihre Ahnen. Nur in den Städten trifft man auch auf Islamgläubige. Immer mehr junge Ruander setzen sich über die frühere Feindschaft ihrer Völker hinweg und gehen gemeinsam zur Schule und spielen miteinander!

Leben in der Großfamilie

Im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens steht die Großfamilie. Sie bedeutet für die ärmeren Bevölkerungsschichten einen Schutz vor Verelendung und Hunger, denn alle sind füreinander da. Eine ruandische Familie hat im Durchschnitt fünf Kinder. Kinder gelten als Segen und Glück. Je mehr Kinder eine Frau besitzt, um so angesehener ist sie. Kinder helfen im Haushalt und in der Landwirtschaft. Später tragen sie zur Altersvorsorge ihrer Eltern bei. Die Hauptlast im bäuerlichen Familienbetrieb tragen die Frauen. Sie müssen die Nahrung erwirtschaften und die Kinder groß ziehen. Die Trennung zwischen Männern und Frauen ist in den traditionellen Gesellschaften von Ruanda noch sehr streng. Frauen werden nicht gern in der Öffentlichkeit gesehen. Meist sind sie ihrem Mann oder Vater unterstellt. In Anwesenheit von Männern dürfen sich Frauen nicht zu Wort melden. Langsam ändert sich diese Tradition.

                Datei:Rwandan children at Volcans National Park.jpg

Regeln und Riten

Ruanda ist das sauberste Land Afrikas. Das liegt an einer Regel, die jeder über 18 Jahre befolgen muss: an dem Kehrtag "Umuganda". Das bedeutet in der Landessprache Kinyarwanda so viel wie „Arbeit an der Gemeinde“. Am letzten Samstag im Monat muss jeder für seine Gemeinde arbeiten: Straßen kehren, Wege bepflanzen oder Häuser renovieren.

Die Märkte in Ruanda

Jede Woche ist Markttag auf den Dörfern. Frauen kaufen und verkaufen Kleinvieh, Feldfrüchte, Obst und Gebrauchswaren. Es gibt Bananen, Süßkartoffeln, Tomaten und Fische. Auf kleinen Garküchen werden kleine knusprige Fische angeboten, die an Sardinen erinnern und Sambaza genannt werden. Die Männer verkaufen Werkzeug, Jagdwaffen, Rinder und Kälber. Es ist ein wichtiger wöchentlicher Treffpunkt, auf dem Tratsch und Neuigkeiten ausgetauscht werden.

             Ruanda Markt

 

 

Die Twa oder Batwa sind ein Pygmäenvolk, das in Ruanda und Burundi lebt. Kleinere Gruppen findet man auch in Uganda und der DR Kongo. In Ruanda sprechen die Batwa Kinyarwanda, wie die übrigen Bevölkerung. In Burundi sprechen sie Kirundi. Ihre Zahl liegt bei etwa 70 000. Sie gelten als die älteste Bevölkerung in Ruanda und Burundi. Sie wurden vor vielen Jahrhunderten von den einwandernden Bantuvölkern, den Hutu und Tutsi verdrängt. Seit der Großteil der Waldfläche gerodet wurde, haben viele ihre traditionelle Lebensweise als Sammler und Jäger aufgegeben. Sie begannen Tauschhandel mit den Bauern oder verdingten sich als Landarbeiter. Einige arbeiten als Handwerker, sie töpfern oder betreiben Bienenzucht. Einige arbeiten auch als Kleinbauern. Meist haben sie nur sehr wenig Land, daher sind ihre Erträge gering. Leider werden sie von den anderen Völkern gezwungen, sich deren Lebensweise anzupassen. Einige Gruppen wurden aus den Virunga-Wäldern verdrängt, seit diese als Schutzgebiet für Gorillas erklärt wurden. Erst langsam beginnen die Völker, ihre Lebensweise mehr wert zuschätzen. Denn die Batwa sorgen für den Erhalt der Wälder. Außerdem besitzen sie ein großes Wissen über die Pflanzen und Heilkräfte der Regenwälder.

Schon gewusst?

Vor mehr als zehn Jahren wurde Ruanda zur Plastiktüten-freien-Zone erklärt. Es dürfen weder Plastiktüten eingeführt noch im Land angeboten werden. Normalerweise gibt es in allen afrikanischen Ländern die schwarzen dünnen Plastiktüten, die nach Gebrauch auf Müllhaufen herumliegen und von Ziegen und Kühen gefressen werden. Doch in Ruanda wird sehr auf die Umwelt geachtet.