Die Geschichte von Ruanda
Einem Reisenden bietet das Land in Ostafrika heute friedliche Dörfer, quirlige Städte und malerische Landschaften. Da kann man sich nur schwer vorstellen, dass in Ruanda erst vor 23 Jahren ein schrecklicher Völkermord geschah. Wie es dazu kam? Es ging um die alte Feindschaft zwischen den Völkern der Hutu und der Tutsi. Die einen, die Tutsi, waren in der Minderheit, doch sie regierten das Land und bestimmten über dessen Reichtum. Die Hutu waren in der Mehrheit, doch sie besassen weniger als die Tutsi und fühlten sich benachteiligt. Es gab immer wieder Kämpfe zwischen den Völkern, doch irgendwann ist die Feindschaft in Hass umgeschlagen. Die Hutu wollten die Tutsi vertreiben und vernichten. Es kam zu einem grausamen Völkermord. In 100 Tagen wurden 2 Millionen Menschen ermordet,In dem Ruanda Genocide Memorial in Kigali sind die Fotos von Opfern aufgestellt, zum Gedächtnis der Angehörigen. Heute sind die Menschen in Ruanda ernst. Nur Kinder und Jüngere lachen oder lächeln offen auf der Straße. Man merkt auch heute noch die Bürde, die die Ruander an ihrer Vergangenheit zu tragen haben. Jedes Jahr im April beginnen die Gedenktage zum Völkermord, die etwa 3 Monate dauern. Dann werden Gedenkgottesdienste und Trauermärsche abgehalten. Mehr über die Geschichte von Ruanda
Das Königreich Banyarwanda
Das Königreich Banyarwanda wurde im 15. Jahrhundert von den Tutsi, Viehzüchter aus dem Norden, gegründet. Der Herrscher des Königreiches nannte sich Mwami. Er machte die Tutsi zur Oberschicht des Landes. Die Tutsi waren in der Minderheit, doch nur sie besaßen die militärische Macht. Die Hutu waren ein Bantuvolk, das viele Jahrhunderte vor den Tutsi in das Gebiet eingedrungen war. Sie waren Bauern und besiedelten die Gebiete rund um die großen Seen, den Kiwusee, den Albertsee, den Tanganjikasee und den Victoriasee. Die Tutsi glaubten, dass die Hutu eine übernatürliche Macht besitzen. Der König berief einige Hutu zu seinen Beratern. Nur diese stiegen in die Adelsschicht auf. Die Mehrheit der Hutu blieb arm. Einem kriegerischen Herrscher der Tutsi gelang es, mehrere Nachbarvölker zu unterwerfen. Er erklärte sie ebenso zu „Hutu“, wie die armen Bauern. Fortan bedeutete Hutu „Entrechteter“ oder Leibeigener. Nur wenn man als Hutu reich wurde, konnte man sich von der Leibeigenschaft befreien. Der Tutsi König ernannte Häuptlinge zumeist aus seinem Volk. Er verteilte die größten Ländereien an seine Häuptlinge. Die Hutu, einst Besitzer des Landes, mussten Arbeitsdienste für die Tutsi leisten. Sie wurden dadurch praktisch zu Leibeigenen der Tutsi Häuptlinge. Dadurch wurde eine Feindschaft zwischen den Völkern gesät, die über viele Jahrhunderte anhielt.
Die Kolonisierung von Ruanda
Von 1884 bis 1916 fiel das Königreich Ruanda unter deutsche Kolonialherrschaft und wurde Teil von Deutsch-Ostafrika. Die Rohstoffe des Landes wie Kaffee, Palmöl und Elfenbein wurden ausgebeutet. Weiße Siedler besetzten die fruchtbarsten Gebiete und zwangen die einheimische Bevölkerung, auf ihren Plantagen zu arbeiten. Als der erste Weltkrieg ausbrach, kämpften die europäischen Mächte auch in Afrika um die Vorherrschaft über ihre Kolonien. So kam es, dass die vormalige deutsche Kolonie Ruanda an Belgien fiel. Belgien zählte zu den Siegermächten im ersten Weltkrieg. Ab 1923 unterstand Ruanda belgischer Verwaltung, die Ausbeutung wurde unter neuer Flagge fortgesetzt. Man kann heute den Königspalast in Nyanza besuchen und eine Zeitreise zurück in die Epoche der Monarchie machen.
Schon gewusst? Ruanda gehört zu den wenigen Staaten Subsahara-Afrikas, die es mit ungefähr gleichen Grenzen bereits vor der Kolonialzeit gab.
Ruanda wird unabhängig
In den fünziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es in allen afrikanischen Ländern Befreiungsbewegungen. Die Politiker in Ruanda kämpften darum, unabhängig von der belgischen Kolonialherrschaft zu werden. Doch die Unzufriedenheit über das eigene Königshaus war für die Bevölkerung vordringlicher. Im Jahre 1961 fand ein Volksentscheid über die Monarchie statt. Die Wähler stimmten mit großer Mehrheit gegen das ruandische Königshaus. Sie wollten, dass Ruanda in eine Republik umgewandelt wird. 1962 erhielt Ruanda seine Unabhängigkeit. Das Königreich wurde aufgelöst und in eine Republik umgewandelt. Auf dem Foto links siehst du das königliche Diadem von Ruanda. In Abwandlung tragen die Tutsi Tänzer bei der Aufführung ihres Kriegstanzes heute noch einen ähnlichen Kopfschmuck.
Ein grausamer Bürgerkrieg zwingt Millionen Ruander zur Flucht
Der erste Präsident der neuen Republik war ein Hutu. Dieser Präsident schloss nun viele Tutsi von der Regierung aus. Dieselben Ungerechtigkeiten, die einst gegen die Hutu herrschten, wurden nun auf die Tutsi angewandt. Es kam zu Anschlägen und Attentaten, zu Rebellion und Bürgerkrieg. Viele Menschen flohen aus dem Land. Im Jahr 1994 entlud sich der Zorn von Hutu-Rebellen in einem schrecklichen Völkermord. Er wird als größter Völkermord seit dem Holocaust in Deutschland angesehen. Über eine Million Tutsi wurden ermordet. Daraufhin floh die Hälfte der Bevölkerung aus dem Land! Vor allem die Kinder litten auf der Flucht unter Hunger, Angst und Krankheit. Bis heute ist das Leben der jüngeren Generation von dem schrecklichen Ereignis geprägt. Ruandas Nationalmuseum in Butare zeigt die bewegende Geschichte dieses kleinen Landes. Auf dem Foto links siehst du ruandische Flüchtlinge, wie so oft sind es Frauen und Kinder, die unter den Kriegen am meisten leiden.