Wirtschaft und Bodenschätze

 

Landwirtschaft

Getreideanbau am Niger (c) Curt Reynolds

Niger ist ein Agrarstaat, das ist erstaunlich, denn die landwirtschaftliche Nutzfläche ist sehr klein. Nur drei Prozent der Fläche sind für den Feldbau geeignet. Die Landwirtschaft ist vor allem vom Klima abhängig, und damit in erster Linie vom Regen. Wenn der Regen ausbleibt, oder wenn Heuschreckeneinfälle und Buschfeuer die Ernte zunichte machen, dann ist die Landbevölkerung von Hunger bedroht. Nur entlang dem Niger können die Menschen gut vom Feldbau leben. Millet- und Sorghum-Hirse gedeihen auf den kargen Böden, wie auch Mais, etwas Weizen und Reis. Für den Eigenbedarf werden Bohnen und Tomaten angebaut. Es gibt im Anbau eine traditionelle Aufteilung zwischen Männer- und Frauenfeldern: Frauen bauen Gemüse für den eigenen Bedarf an, was übrig bleibt, verkaufen sie auf den Märkten. Die Marktfrüchte wie Erdnüsse, Zwiebeln, Pfeffer und Baumwolle  werden von Männern angebaut und auf dem Markt angeboten.

Viel wichtiger ist die Tierhaltung, denn immerhin 12 Prozent von Niger sind Weide- und Buschland. Die Randgebiete bezeichnet man als Pastoralzone, sie werden hauptsächlich für die nomadische Tierhaltung genutzt. Mit Tieren und tierischen Produkten werden über 11 Prozent des Bruttoinlandproduktes erzeugt. Neben Rindern sind Ziegen, Schafe und Dromedare die häufigsten Nutztiere, sie sind wichtig für die Fleisch- und Milcherzeugung. Besonders die Vermarktung von Häuten ist ein lukratives Geschäft. Fulbe und Fulbe Woodaabe sind traditionelle Rinderhalter, sie haben auch Ziegen, Schafe und Esel. Die Tuareg züchten Kamele und halten auch Kleintiere. Auf dem Foto rechts siehst du den Tiermarkt von Agadez, der Wüstenstadt. Hier sind Kamele immer noch das wichtigste Transportmittel. Die Fischerei am Tschadsee und am Niger bietet für die dort ansässigen Menschen eine wichtige Lebensgrundlage.

Industrie und Bodenschätze

Die Industrie in Niger besteht hauptsächlich in der Weiterverarbeitung von Rohstoffen aus der Landwirtschaft und im Abbau von Bodenschätzen. In den Minen werden Uran, Öl, Gold und Kohle abgebaut. Womit erzielt Niger das höchste Einkommen? Mit Uran! Niger ist einer der wichtigsten Uranproduzenten weltweit. Als 1965 Uran entdeckt wurde, errichtete man am Rand des Air Gebirges eine künstliche Stadt. Die Uranstadt Arlit wurde ausschließlich mit Bauteilen aus Frankreich erstellt, die übers Meer transportiert werden mussten. Heute wird hier von einer französischen Firma Uran abgebaut, aber auch Chinesen und andere internationale Unternehmen sind in das Geschäft mit Uran eingestiegen. Es wird dabei keine Rücksicht auf die Bevölkerung genommen.

                 

Beim Uranabbau wird viel Wasser verbraucht, das den Menschen in dem trockenen Gebiet rund um Arlit fehlt. Außerdem wird die Bevölkerung kaum vor der Strahlung geschützt, die beim Abbau frei wird. Deshalb gibt es viel Streit zwischen der Regierung und den dort lebenden Tuareg. Hier untersucht derzeit die nationale Kommission für Menschenrechte die Auswirkungen des Uranabbaus auf die Bevölkerung. Auf dem Foto oben siehst du eine Straßenszene in Arlit.

Gold ist das zweitwichtigste Exportgut Nigers. Etwa 13 Prozent des BIP wird mit dem Export von Gold verdient. Mit nur 20 Prozent ist der nigrische Staat Aktionär, die restlichen 80 Prozent werden von ausländischen Interessenten gehalten.

Dienstleistungen

Im Handel, im Kunsthandwerk und im Gastgewerbe arbeiten inzwischen mehr Menschen als in der Landwirtschaft. Hier arbeiten immer mehr Frauen. Das Handwerk reicht von Ton-, Schmiede-, Flecht- und Lederarbeiten zu Steinbearbeitung und Weberei. Handwerk und Kunsthandwerk wird in allen Regionen betrieben, aber spezielle Tätigkeiten sind gesonderten Berufsgruppen oder Kasten vorbehalten. Metall- und Lederarbeiten werden von der Schmiedekaste der Tuareg ausgeführt, für die Herstellung von Tonwaren gibt es im Südwesten des Landes Dörfer mit bekannten Töpferinnen. Sie stellen die großen Canaries zur Aufbewahrung und Kühlung von Wasser her. Recycling von Aluminium und Gießen von großen Kochtöpfen kannst du beispielsweise auf dem Markt von Katako in Niamey beobachten. Auf dem Foto links siehst die geröstete Heuschrecken, die Jungs auf dem Markt von Agadez anbieten. Wenn die Heuschreckenschwärme über das Land ziehen und die Felder leer fressen, dann machen Kinder Jagd auf die Insekten. Denn geröstet werden sie als leckerer Snack verspeist.

Transportwesen

Eine Eisenbahn ist im Bau, die Niamey mit den Städten der Nachbarstaaten im Westen verbinden soll. Bis die Eisenbahnverbindung fertig gestellt ist, ist in Niger die Reise mit Charterflugzeugen am bequemsten. Reisen mit dem PKW ist eingeschränkt. Zwar verfügt Niger über ein Straßennetz von 10.000 km Länge. Davon sind aber nur 800 km befestigte Straßen. Die Hauptverkehrsstraßen verbinden die Hauptstadt Niamey mit den Städten im südlichen Teil des Niger. In schlechtem Zustand ist die Straße von Niamey nach Agadez, dem Tor zur Wüste. Man kann auch mit dem Bus reisen oder mit dem Buschtaxi. Diese Sammeltaxis sind sehr günstig, jedoch nicht komfortabel. Lastwagen werden außerhalb der Städte gerne als Transportmittel genützt. Sie sind billig, und man kann den ganzen Hausrat mitnehmen. Dafür sind die Fahrten meist recht abenteuerlich. Mobile Märkte wie dieses überladene Gefährt auf dem Foto links sind überall in den Städten unterwegs.

Niger - ein armes, reiches Land

Niger gilt als das ärmste Land der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen in Niger beträgt etwa 1.200 US Dollar im Jahr. Mit diesem geringen Einkommen kann man keine Familie ernähren. Daher arbeiten die meisten Frauen und tragen zum Familieneinkommen bei. Sie verkaufen auf den Märkten, was vom Feldbau übrigen ist, vor allem aber arbeiten sie im sogenannten "informellen" Bereich. Sie arbeiten als Schneiderinnen, Friseusen, Hausangestellte und anderen Dienstleistungsbereichen. Niger leidet unter Überbevölkerung, die meisten Familien können nicht allen Kindern eine gute Bildung finanzieren. Sie können nicht teure Ärzte bezahlen oder zu einem Zugang zu sauberem Wasser sorgen. Hinzu kommt, dass die Desertifikation immer mehr zunimmt.