Die Geschichte von Malawi
Afrika ist die Wiege der Menschheit. Doch wo genau die Entwicklung unserer Urahnen begann, darüber sind sich die Wissenschaftler uneins. Jedes Jahr stoßen Archäologen auf neue Funde aus grauer Vorzeit, und jeder neue Fundort wird zum Ursprung der Menschheit erklärt. So geschah es in Malawi. Archäologen fanden in Karonga, im Norden des Landes, die bisher weltweit ältesten Menschenknochen. Demnach wurde die Region um den Malawisee bereits vor rund zwei Millionen Jahren von dem Vorläufer des Homo sapiens besiedelt.
Die Waldvölker Malawis
Vor etwa 25.000 Jahren vor Christus lebten in den Wäldern Malawis Waldvölker. Dann zogen Jäger und Sammler durch die Savanne. Es waren die Vorfahren der heutigen Buschmenschen. Ihnen folgten die Khoikhoi, die von der Schaf- und Rinderzucht lebten. Diese Stämme wurden um das Jahr 300 nach Christus von den einwandernden Bantu-Völkern vertrieben. Die Chewa kamen aus dem südlichen Kongogebiet. Sie lebten von der Fischerei und der Landwirtschaft. Auch die Eisenverarbeitung beherrschte dieses Volk bereits.
Das Königreich Marawi
Im Süden des Landes gründeten die Chewa um 1480 das Königreich Marawi. Es bildete sich vermutlich als Häuptlingsgesellschaft und bestand bis etwa 1600. Über dieses ehemalige Reich der Chewa gibt es nur wenige Überlieferungen. Die Chewa konnten Eisen bearbeiten und handelten mit Eisenwaren und Werkzeugen. Der Untergang des Königreiches fiel zusammen mit der Ankunft der ersten Europäer an der Ostküste Afrikas. Man weiß nicht, was den Untergang des Königreiches herbeigeführt hat. Sicher ist nur, dass die Portugiesen die ersten waren, in deren Aufzeichnungen das Königreich erwähnt wurde. Leider machten sie sich nicht die Mühe, Genaueres über das Reich zu erfahren. Auf der Karte rechts siehst du, dass das Königreich sehr groß war und bis zur Küste von Mosambik reichte. Es muss in seiner Blütezeit daher sehr einflussreich und mächtig gewesen sein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wanderte das Volk der Yao aus dem Süden in Malawi ein. Die Yao betrieben regen Handel mit Elfenbein und Kupfer. Sie begannen auch den schrecklichen Handel mit Menschen. Der Sklavenhandel wurde durch die Araber noch verstärkt, die sich kurze Zeit nach der Ankunft der Yaos in Malawi ausbreiteten. Die hemmungslose Jagd auf Menschen versetzte die benachbarten Völker in Angst und Schrecken. Als die Portugiesen in das Land einfielen und sich am Sklavenhandel beteiligten, wurden ganze Dörfer im Inneren des Landes entvölkert.
Kolonialisierung und Sklavenhandel
Der Malawisee war im 18. und 19. Jahrhundert bedeutsam für den Sklavenhandel. Noch heute kann man Spuren in dem Kleinen Städtchen Nhkotakota besichtigen. Das Städtchen liegt am Hang eines felsigen Bergrückens. Hier blickt man auf einen natürlichen Hafen am Malawisee. Der uralte Marktflecken war im 19. Jahrhundert als Stützpunkt arabischer Sklavenhändler berüchtigt. Sie brachten ihre Opfer in Booten über den See, trieben sie dann in mörderischen Fußmärschen an die Küste und verschifften sie nach Sansibar. An die zeitweilige Anwesenheit arabischer Sklavenhändler erinnert eine im 18. Jahrhundert erbaute Moschee. Der erste Europäer, der das Gebiet um den Malawisee erreichte, war vermutlich David Livingstone. Der Brite entdeckte das Gebiet im Jahre 1859. Das Gebiet wurde Njassaland genannt, das bedeutete in der Sprache der Chewa das Land des Sees. 32 Jahre später, im Jahre 1891, wurde das Gebiet durch Großbritannien zum britischen Protektorat erklärt. Weitere 16 Jahre später wurde das Protektorat in eine Kolonie umgewandelt. Damit übernahmen die Briten die Hoheit über das Land. Sie sorgten jedoch dafür, dass die Stammesoberhäupter ihre einflussreichen Positionen behalten konnten. So machten sie die Oberhäupter zu Handlangern der Kolonialpolitik und säten Unfrieden im Land.
Malawis langer Weg in die Unabhängigkeit
Das einheimische Volk setzte sich gegen die Kolonialmacht zur Wehr. Ihre große Rebellion im Jahr 1915 wurde von der Kolonialmacht mit aller Gewalt beendet. Doch der Kampf ging weiter. Der Freiheitswille der Bevölkerung war stärker als die Waffengewalt der Kolonialmacht. Am 6. Juli 1964 erlangte Malawi die Unabhängigkeit von Großbritannien. Dieser Tag wird heute noch mit großen Feiern und Tänzen begangen. Der erste Präsident der neuen Republik Malawi herrschte diktatorisch über das Land. Die Bevölkerung wollte aber keinen neuen Diktator. Sie leistete auch gegen den Machthaber aus den eigenen Reihen erbitterten Widerstand. Mit Erfolg! Im Jahre 1994 wurden in Malawi die ersten freien Wahlen abgehalten. Seither stehen die Regierungen vor der wichtigen Aufgabe, für mehr Arbeitsplätze und eine bessere Bildung zu sorgen. Nur so können die Malawier selbst die Armut im Land bekämpfen.