Völker und Sprachen


Die Demokratische Republik Kongo zählt etwas mehr als 81 Millionen Einwohner. Damit ist das Land im Herzen Afrikas der viertbevölkerungsreichste Staat des Kontinents. Über vierzig Prozent der Kongolesen ist 15 Jahre oder jünger. Die Familien sind kinderreich, im Schnitt wächst ein Kind mit fünf Geschwistern auf. Zwei Drittel der Bevölkerung lebt auf dem Land, doch immer mehr wandern in die Städte ab, um eine besser bezahlte Arbeit zu finden. Das Leben auf dem Land ist noch sehr traditionell und bäuerlich. Seit den neunziger Jahren hat eine Landflucht eingesetzt. Das hing mit den Bürgerkriegen im Kongo zusammen, die besonders die Landbevölkerung betrafen. Im Kongo leben über 200 Bantuvölker, die bekanntesten sind die Luba, die Bakonga und die Zande.

Die Bakongo

Das Volk der Bakongo lebt im Mündungsgebiet des Kongo. Die Bakongo machen fast die Hälfte der Kongo-Bevölkerung aus. Sie sprechen Kikongo, eine Bantusprache. Sie siedeln in traditionellen Rechteckhäusern im tropischen Regenwald. Sie betreiben Feldbau auf gerodeten Inseln im Regenwald. Viele Angehörige der Bakongo leben heute auch in Städten und Industriesiedlungen. Noch immer bildet die Dorfgemeinde den Kern sozialer und Ordnung. Auf dem Foto links siehst du Bakonga-Tänzerinnen in traditionellen Kleidern und Bemalung.

Die Luba

Die Luba oder auch Baluba genannt sind ein Bantuvolk, das in den Provinzen Westkasai und Katanga lebt. Sie sprechen Tschiluba. Sie entwickelten im 15. Jahrhundert mythenhafte Reiche unter der Führung eines Königs, der nach göttlichem Willen regierte. Die Baluba waren bekannte Holzschnitzer, die zeremonielle Masken und Symbole des Königtums wie Armbänder und Äxte herstellten. Auf dem Foto rechts siehst du eine Baluba-Schnitzkunst. Traditionell leben die Baluba in kleinen Dörfern mit rechteckigen Häusern. Die Landwirtschaft beruht auf Brandrodung, Jagd und Fischerei. Eine Besonderheit der Baluba ist kibuta – Hellseherei. Die Wahrsager versetzen sich in Trance und deuten anhand der Anordnung von rituellen Objekten den Willen der Geister und Götter. Heute sind viele Baluba Christen.

Die Zande

Die Azande, auch Zande genannt, leben im Norden von Zentralafrika. Ihre Zahl wird auf eine bis vier Millionen geschätzt. Azande bedeutet übersetzt „Menschen, die viel Land besitzen“. Damit ist ihre Geschichte als Eroberer gemeint, denn vormals beherrschten sie große Teile des heutigen Sudan. Sie waren bekannt für ihre prächtige Kriegerkleidung und gefürchtet wegen ihrer hervorragenden Waffen. Sie betrieben Landwirtschaft und bauten hauptsächlich Mais, Hirse, Maniok, Ananas und Erdnüsse an. Mit der Umsiedlung der Azande in den Kongo und vor allem in die Gebiete von Baumwollplantagen ist vieles von der traditionellen Lebensweise der Azande verschwunden. Auf dem Foto links siehst du Krieger der Zande in traditioneller Kriegertracht mit Speer und Schild.

 

Die Pygmäen oder Waldvölker

In den Waldgebieten Kongos leben etwa 50 000 Pygmäen, wie sie abwertend genannt werden. Sie selbst nennen sich Bakonga oder Feuermenschen. Die Waldvölker sind die ältesten Bewohner von Zentralafrika. Sie leben verstreut über riesige Waldgebiete im Herzen Afrikas. Sie zählen zu den ältesten Bewohnern der Erde und durchstreifen seit Jahrtausenden die Regenwälder des Kontinents. Dass es die Wälder noch gibt, verdanken wir ihnen und ihrem Wissen. Die europäischen Einwanderer nannten die Waldbewohner Pygmäen, denn sie sind oft nicht größer als „eine Elle“, also etwa 1,50 Meter. Die Pygmäen selbst nennen sich „Feuermenschen“.  Sie lassen nie das Feuer verlöschen. Selbst auf die Jagd nehmen sie die Glut des Lagerfeuers mit. Denn sie glauben, dass Feuer die gefährlichen Geister des Waldes fern hält.

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Sprachen im Kongo

Das Kongo ist die bedeutendste Bantusprache im Kongo. Doch jedes Volk spricht seine eigene Sprache. Deshalb gilt Kongo als das Land mit den meisten Sprachen! Amtssprache ist Französisch. In französisch wird unterrichtet, Radio und Zeitungen berichten in französisch. Lingála und Swahili zählen zu den meistgesprochenen Nationalsprachen.

Vom Kongo erzählt auch die Musik der Band  Staff Benda Bilili

Leben auf dem Land

Auf dem Land leben die Menschen noch traditionell und unter einfachsten Bedingungen. Die Häuser und Hütten in den Dörfern sind noch so gebaut wie vor hundert Jahren. Es gbit keine Kanalisation, kein fließendes Wasser, Strom gibt es nur vereinzelt. Die Dorfgemeinschaft ist wichtig. Jedes Dorf hat einen Dorfvorsteher, der mit dem Ältestenrat die wichtigsten Beschlüsse trifft und Streitigkeiten schlichtet. Auch gibt es in jedem Dorf einen Heiler, der sich um die Krankheiten kümmert und Heilmittel aus Kräutern herstellt.

Der Familienzusammenhalt ist gross

Großmütter und Mütter bestimmen die Familiengeschicke. Sie erziehen die Kinder und betreiben Feldbau. Kinder wachsen mit vier oder fünf Geschwistern auf. Sie helfen schon früh mit und beaufsichtigen die kleinen Geschwister, holen Wasser und kümmern sich um das Kleinvieh. Die Familienbindungen sind stark. Die Familien helfen sich untereinander, wenn einer krank wird oder altersschwach ist. Älteren Menschen wird besonderer Respekt entgegen gebracht. So ist es verpönt, einem alten Menschen zu widersprechen.

Leben in der Stadt

In den großen Städten leben die Menschen nach westlichem Vorbild. Die Familien sind kleiner, die Frauen haben meist zwei oder drei Kinder. Der Status und was man besitzt ist wichtiger als für die Dorfbewohner. Die Kongolesen legen großen Wert auf ihr Äußeres. Stolz präsentieren sie ihre bunten, selbst genähten Kleider, ganz egal, ob sie arm oder wohlhabend sind. Auch die Männer tragen bunte und auffällige Anzüge. Gutes Erscheinen ist Pflicht. Die Kongolesen begrüßen sich ausgiebig und fragen nach dem Befinden von allen Familienmitgliedern. Alles andere gilt als unhöflich.

Glaube und Aberglaube

Die Mehrheit der Kongolesen sind Christen, sie nennen sich Anhänger der "Kirche Christi im Kongo". Deshalb finden sich im Kongo zahlreiche Kirchen, die mit großen Kreuzen geschmückt sind. Das Christentum im Kongo ist eine Folge der Missionierung und der späteren Kolonisierung. Dennoch pflegen heute noch viele Kongolesen ihre traditionelle Naturreligion und ihren Ahnenkult.

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Harry Potter und Hexenkinder

Zaubern können wie Harry Potter? Viele Kinder würden das auch in Afrika gerne. Harry Potter ist nämlich das meistgelesene Buch auf unserem Nachbarkontinent. Einige erwachsene Kongolesen glauben fest daran, dass es Zauberer und Hexen  gibt. Sie glauben sogar, dass manche Kinder hexen können. Wenn sie für ein Unglück keine Erklärung finden, dann war es eben das „Hexenkind“. Meist trifft es Kinder, die von ihren Familien ausgesetzt wurden.

Kinder auf der Flucht

Durch die Bürgerkriege in der DR Kongo haben zahlreiche Kinder ihre Eltern verloren. Viele von ihnen sind auf der Flucht und suchen Schutz und Unterschlupf in den Nachbarländern.

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