Pygmäen, die Völker der Regenwälder

Das Leben im Regenwald ist spannend, doch es ist auch voller Gefahren. Um zu überleben, muss man eine Menge darüber wissen, so wie Pygmäenvölker. Pygmäen ist ein alter, kolonialer Begriff für die indigenen Völker im Regenwald. Das größte Volk im afrikanischen Regenwald lebt im Kongobecken. Sie werden Baka genannt. Sie selbst nennen sich Feuermenschen, denn sie lassen nie das Lagerfeuer ausgehen. Sie leben verstreut über riesige Waldgebiete im Herzen Afrikas. Sie zählen zu den ältesten Bewohnern der Erde und durchstreifen seit Jahrtausenden die Regenwälder Afrikas. Dass es die Wälder noch gibt, verdanken wir ihnen und ihrem Wissen. 

 

                                                  

Die europäischen Einwanderer nannten die Waldbewohner Pygmäen, denn sie sind oft nicht größer als  „eine Elle“, also etwa 1,50 Meter. Für die Waldvölker ist es praktisch, dass sie nicht so groß sind wie andere Völker. Denn sie können sich schnell durch das Dickicht in den Regenwäldern bewegen. Das ist von Vorteil bei der Jagd und bei ihren langen Wanderungen von Waldlichtung zu Waldlichtung, wo sie ihre Quartiere erbauen. Die Pygmäen selbst nennen sich „Feuermenschen“.  Sie lassen nie das Feuer verlöschen. Selbst auf die Jagd nehmen sie die Glut des Lagerfeuers mit. Denn sie glauben, dass Feuer die gefährlichen Geister des Waldes fern hält.

 

Die Pygmäen sind Nomaden

Pygmäenfamilie in den Regenwäldern von KamerunDie Baka haben ihre Lebensform als Sammler und Jäger über die Jahrtausende kaum verändert. Sie bauen Hütten aus Ästen, Palmblättern und Bananenblättern. Sie bleiben nur mehrere Monate an einem Platz. Dann ziehen sie weiter, um die Natur und die Tiere zu schonen. Nach kurzem verfallen ihre kunstvoll errichteten Hütten, und die Natur erobert sich die bewohnten Orte  zurück. Einige Pygmäenvölker treiben Tauschhandel mit den Bauern, die in den Randgebieten der Regenwälder leben. Sie liefern Honig, Fleisch und Felle im Austausch gegen Werkzeuge und Geräte.

Leben im Einklang mit der Natur

Die "Feuermenschen" leben im Einklang mit der Natur. Ihrer nachhaltigen Lebensweise verdanken wir es, dass es noch große Gebiete ursprünglicher Regenwälder gibt. Die Männer sind ausgezeichnete Jäger, die Frauen sammeln Früchte, Pflanzen und Honig. Sie gehen auch auf Fischfang. Sie besitzen ein großes Wissen über Pflanzen und Heilkräuter und wissen, welche Krankheiten man mit ihnen heilen kann. Die Feuermenschen achten den Urwald als unteilbares Gut. Sie sagen: "Wir lieben den Wald wie unseren Körper. Ohne den Wald existieren wir nicht." Jede Gruppe von Waldmenschen bildet ein eigenes Volk mit eigener Sprache. Doch ein Wort ist allen gemeinsam: "Jengi", das Wort für den Geist des Waldes.

Der clevere Helfer der Baka

Die Baka-Frauen haben einen wertvollen Helfer beim Honigsammeln: den Honiganzeiger. Der dunkelgefiederte Urwaldbewohner fordert die Frauen mit seinen Rufen auf, ihm zu folgen. Er lockt sie zu den Bienenstöcken . Denn sie sind gut versteckt in den Ästen der Bäume. Der Vogel braucht den Menschen, um an Insekten zu kommen, die Pygmäen wiederum sind auf die Hilfe des Honiganzeigers angewiesen, um den besten Honig zu finden. Dann wird geteilt: die Pygmäen ernten den Honig, der Vogel bekommt Insekten und Reste der Waben.

Mehr über den Honiganzeiger und andere Tiere des Regenwaldes

Was lernen Pygmäenkinder?

Die Kinder der Waldvölker lernen alles über den Wald von ihren Eltern und Großeltern. Die tägliche Aufgabe der Jungen besteht darin, Feuerholz zu sammeln und klein zu hacken. Sie sammeln Maden und andere Insekten, die geröstet eine nahrhafte "Buschmahlzeit" ergeben. Außerdem lernen sie Fallen zu stellen für kleine Tiere wie Mäuse und Frösche. Die Mädchen sammeln Beeren und Pilze. Auf ihren zahlreichen Erkundungsgängen lernen sie viel über die Tiere und Pflanzen des Regenwaldes. Aus einem Stück Süßholz können sie sogar eine Zahnbürste machen. Wie finden die Kinder zurück zu ihren Hütten? Sie hinterlassen Markierungen an Baumstämmen, wenn sie im Wald unterwegs sind.

Was spielen Pygmäenkinder?

Der Wald selbst ist wie ein riesiger Spielplatz. Aus Ästen und Baumstämmen basteln sie Schaukeln und Wippen. Sie machen Wettkämpfe im Speerwerfen und Versteckspiele. Sie üben die Tänze und Zeremonien der Jäger. Sie basteln Instrumente wie Trommeln oder Flöte und lernen darauf zu spielen.

Unterhaltung im Regenwald

Pygmäen Mutter mit KindUnterhaltung im Dschungel funktioniert auch ohne TV. Musik gehört zum Alltag der Baka wie Geschichten erzählen. Die Baka sind bekannt für ihre außerordentlich schönen Gesänge. Die Aka Pygmäen pflegen eine ganz eigene Musiktradition. Sie singen scheinbar unabhängige Melodien, die bei jedem zwölften Ton zusammentreffen. Ihre Lieder ähneln der Zwölfton Musik. Sie begleiten ihre Gesänge mit Flöten und einseitigen Harfen, die sie aus Holz fertigen. Sie bauen sich ihre Instrumente aus dem, was der Regenwald hergibt: Flöten und Art Trompeten aus Knochen oder Pfeifen aus Pflanzen. Sie fertigen auch Trommeln aus Tierhäuten. Sie tanzen zu Trommelrhythmen und pflegen so die Sprache der Ahnen. 

Die Legenden der Pygmäen

Die Baka kennen viele Geschichten über Monster, die im Dickicht des Dschungels ihr Unwesen treiben. Das Volk der Bangombe lebt ebenfalls in den Regenwäldern im Kongobecken. Seine Legenden erzählen von Mokele-Mbembe, einem geflügelten Urwesen, das Jagd auf Menschen macht. Sein Name Mokele-Mbembe bedeutet „der den Lauf des Flusses stoppt". Die Pygmäen berichten davon, dass Mokele-Mbembe schon einige Fischer aus ihrem Volk angegriffen hat, als sie in ihren leichten Kanus unterwegs waren.

Der tropische Regenwald muss geschützt werden

Truck mit gefällten Urwaldbäumen Bauern, Plantagenpflanzer und Immobilienspekulanten zerstören den Regenwald durch Brandrodung und Holzwirtschaft. Holzkonzerne dringen mit riesigen Bulldozern und Motorsägen immer tiefer in den tropischen Regenwald ein. Sie verdrängen die Waldmenschen und zerstören ihren Lebensraum. Die Staaten, in denen die Pygmäenvölker leben, unternehmen alles, um diese sesshaft zu machen. Doch viele wehren sich dagegen. Sie wollen in ihrem Lebensraum und in Freiheit leben wie ihre Vorfahren. Sie kennen den Regenwald und schützen ihn. Wertschätzen wir die Lebensweise der indigenen Völker im Regenwald, von ihnen lernen wir, wie wir die Natur achten und bewahren!


Was wir zum Schutz der Regenwälder tun können

                                                 Höre die Musik der Baka Pygmäen