Ägypten im Mittelalter

Ägypten unter arabischer Herrschaft - 640 - 1517

Mohammeds Nachfolger, die sogenannten Wahlkalifen, begaben sich im 7. Jahrhundert auf Eroberungsfeldzug. Neben der Eroberung großer Teile des Nahen und Mittleren Ostens und Persiens nahmen sie auch weite Gebiete Nordafrikas ein. Auf ihrem Weg nach Westen brachten sie in den Jahren 640 – 642 auch Ägypten unter ihre Kontrolle. Islamische Araber drangen in das Niltal ein. Sie siedelten sich hier an, verbreiteten den Islam und veränderten das kulturelle Leben in Ägypten. Die arabischen Einwanderer waren entweder Beduinen, die sich in den Wüstenregionen aufhielten, oder Händler, die sich in den Städten niederließen.

         

Die Omayyaden-Dynastie

Im Namen des Kalifen Omar marschierte der Feldherr Amr Bin al-As in Ägypten ein. Amr Bin al-As war ein Gefährte des Propheten Mohammed sowie ein Feldherr und Politiker aus Mekka. Er entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie aus Mekka. Der Feldherr zog mit 3.500 Mann nach Ägypten, Nach dem Sieg bei Heliopolis über 18.000 Byzantiner ergab sich fast ganz Ägypten den Eroberern. Erst nachdem er den Kopten in Alexandria Glaubensfreiheit zusicherte, fiel  auch diese Stadt unter die Herrschaft der Muslime. Ab dieser Zeit wurde die Geschichte Ägyptens von der Omayyaden-Dynastie von Damaskus aus bestimmt. Auf der Karte oben sind die eroberten Gebiete grün markiert.

Die Abbasiden-Dynastie

Ab der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts folgte die Abbasiden-Dynastie, die von Bagdad aus Ägypten beherrschte. Die Kalifen setzten arabische Statthalter ein und setzten Arabisch als Verwaltungssprache durch. Die arabischen Einwanderer bildeten eine neue Oberschicht in Ägypten. Sie kontrollierten die Handelskarawanen und gelangten zu großem Reichtum. Die Landwirtschaft überließ man der unterworfenen ägyptischen Urbevölkerung, den Fellachen. Unter dem Kalifen Al-Mamun kam es zu einem großen antiarabischen Aufstand, der jedoch niedergeschlagen wurde. In dieser Epoche begann die Islamisierung Ägyptens.

Ägypten wird Zentrum der islamischen Welt

Die kulturelle und sprachliche Arabisierung erfolgte zumeist unter Zwang. Viele Ägypter traten aus wirtschaftlichen Gründen zum Islam über, um Grund und Boden behalten zu dürfen und von der schweren Steuerlast befreit zu werden. Ägypten war unter den islamischen Dynastien von 1171 bis 1252 ein autonomes Königreich, wenn auch die Herrscher nicht ägyptischen Blutes waren. Unter der Herrschaft der Mamluken-Sultane zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert n.Chr. wurde Ägypten das Zentrum der islamischen Welt. Während dieser Epoche wurden in Kairo zahlreichen Moscheen gebaut, und die dortige islamische Universität zog Gelehrte aus dem ganzen Nahen und Mittleren Osten an. Nur die christlichen Kopten widerstanden der Islamisierung. Sie blieben weiterhin während des islamisch-arabischen Mittelalters eine einflussreiche religiöse Kraft in Ägypten. Ihr Einfluss reichte bis nach Äthiopien. Auf dem Bild links siehst du den Hafen von Assuan.

Saladin, der bedeutendste arabische Herrscher in Ägypten

Saladin, König von Ägypten, nach einem Manuskript auf dem 15. Jh. (c) GDKDer bedeutendste arabische Herrscher in Ägypten wurde Saladin, ein kurdischer Feldherr. 1158 eroberte er Kairo. Drei Jahre später setzte er den Sultan ab und wurde Herrscher über Kairo und Bagdad. Mit dem Machtantritt Saladins wurde Kairo im 12. Jahrhundert zum Zentrum des muslimischen Widerstandes gegen die christlichen Kreuzzüge. Vom Kalifen von Bagdad erhielt er den Ehrentitel "Schwert des Islam". Als Sultan Saladin wurde er zum größten Helden der islamischen Welt. Denn er schlug die Kreuzzügler vor Jerusalem und sorgte dafür, dass die Christen die Herrschaft über die Heilige Stadt verloren. Berühmt wurde er durch den Kampf gegen den Kreuzritter Richard Löwenherz. Der Kampf endete unentschieden. Saladin wurde von Freund und Feind geschätzt wegen seiner Klugheit und seiner Großzügigkeit. Sein Reich wurde nach seinem Tod unter seinen Söhnen aufgeteilt.

Mamluken herrschen über 250 Jahre in Ägypten 1260 - 1517 

Mamluken waren Militärsklaven zentralasiatischer oder osteuropäischer Herkunft. Durch den Sieg über die Mongolen im Jahr 1260 schafften es die Mamluken, ein Kalifat in Ägypten zu installieren. Die ehemaligen Militärsklaven genossen hohes Ansehen bei der Bevölkerung und ergriffen selbst die Macht. Die Mamluken konnten oft nur schlecht arabisch. Sie setzten in Kairo einen Verwandten des letzten Abbasiden als arabischen Kalifen ein. Die noch junge Herrschaft der Mamluken war damit auch islamisch legitimiert.

Umbrüche in der islamischen Welt beenden die Herrschaft der Mamluken

Anfang des 16. Jahrhunderts zeichneten sich gewaltige Umbrüche in der islamischen Welt ab. Die Portugiesen entdeckten den Seeweg nach Indien. Dadurch verlor Ägypten seine Stellung als Handelsknotenpunkt zwischen Europa und Südostasien. Misswirtschaft verursachte Krisen, es kam zu blutigen Rivalitäten zwischen den mamlukischen Herrschern. Auch unterschätzten die Mamluken das Streben der Osmanen nach territorialer Expansion. 250 Jahre regierten die Mamluken Syrien und Ägypten. 1517 ging ihre Herrschaft unter, und mit ihnen das alte arabische Kalifat. Als loyale Vasallen der ägyptischen Sultane in Konstantinopel besaßen mamlukische Eliten in Ägypten aber bis ins 19. Jahrhundert großen Einfluss. Auf der Abbildung links von 1878 siehst du einen Mamluken Emir.