Die Kolonisierung von Afrika

Vasco da Gama, portugiesischer Seefahrer (c) Portuguese0021

Im 15. Jahrhundert veränderte sich die Welt für immer. Anteil daran hatten Seefahrer und Erfinder, die neue Navigationsgeräte herstellten. Auch die Schiffe wurden stabiler und hochseetauglich gebaut. Mit diesen modernen Schiffen und Geräten konnten portugiesische Seefahrer andere Erdteile erkunden. Von Portugal war es nur ein Katzensprung nach Afrika. Die Portugiesen segelten an der Westküste Afrikas entlang. Was war ihr Ziel? Sie wollten den Seeweg nach Indien erkunden, um Gold, Gewürze und Seide einzukaufen. Die bekanntesten und mutigsten Seefahrer waren Bartolomeo Diaz, der bis ans Cap der guten Hoffnung kam und Vasco da Gama, den du links im Bild siehst. Vasco da Gama erreichte als erster Europäer Indien! Den Seefahrern folgten Händler und Abenteurer, die an den afrikanischen Küsten Handelsposten errichteten.

Abenteurer und Missionare erkunden das Innere des Kontinents
Vasco da Gama auf seiner Erkundungsfahrt nach Afrika (c) LibraryofCongress

Im 16. und 17. Jahrhundert betraten Missionare afrikanischen Boden. Die meisten blieben an der Küste und bauten Kirchen und Schulen. Einige drangen entlang der Flüsse ins Innere des Kontinents vor. Die christlichen Missionare machten sich daran, das südliche Afrika zum Christentum zu bekehren. Sie bauten Kirchen und Schulen, und nötigten die Einheimischen, die Kinder in ihre Schulen zu sckicken. In den Schulen sollten sie alles über die neue Religion und den christlichen Gott lernen und rechnen und schreiben lernen. So machten sie die Kinder zu künftigen Helfern ihrer kolonialen Interessen. Ein Teil der Bevölkerung wehrte sich gegen die neuen Machthaber, ein anderer Teil wollte sich die neue Sprache und das westliche Wissen aneignen. Denn wer solche Schiffe bauen konnte, Feuerwaffen besass und Eisenbahnen entwickeln konnte, beherrschte die Welt. Doch der Wissensabstand zwischen den Europäern und den Afrikanern war zu gross. So kam es, dass dreihundert Jahre später ein großer Teil von Afrika von Europäern beherrscht wurde.

Der Wettlauf um Afrika

Um 1880 hatten die Portugiesen, Spanier, Engländer und Franzosen ihre afrikanischen Handelsposten zu Kolonien ausgeweitet. Die industrielle Revolution entfachte einen unersättlichen Hunger nach Rohstoffen. Die rohstoffreichen Länder waren besonders begehrt, deshalb kam es auf afrikanischem Boden zu erbitterten Kämpfen zwischen Franzosen und Engländern. Wer den Zugriff auf Gold, Kupfer und andere Edelmetalle, auf Elfenbein, Gummi, Kaffee oder Edelhölzer hatte, wurde die neue Weltmacht. Am begehrtesten waren die "Goldländer" im Westen von Afrika, dazu gehörten Mali und Ghana, sowie Kongo und die Gebiete im südlichen Afrika wegen Elfenbein, Kautschuk und Edelhölzern. In Ostafrika gehörten Kenia und Tansania zu den begehrten Ländern  wegen ihres landwirtschaftlichen Reichtums. Als auch Deutschland, Belgien und Italien Anspruch auf Kolonialgebiete anmeldeten, begann ein richtiger Wettlauf um Afrika.

Afrika wird aufgeteilt

Kongokonferenz in Berlin - Zeichnung von Aldalbert von Roler1884 war ein Schicksalsjahr für Afrika. Auf deutschem Boden wurde beschlossen, wie Afrika unter Europäern aufgeteilt wird. Der deutsche Reichskanzler Graf Otto von Bismarck lud 1884 alle europäischen Staatsführer zu einer Konferenz nach Berlin ein. Die zerstrittenen Europäer sollten den afrikanischen Kontinent friedlich unter sich aufteilen. Sie grenzten die Gebiete auf der Landkarte mit einem Lineal ab und entschieden, welches Land welche afrikanischen Gebiete bekam. Die Politiker achteten nicht darauf, dass dabei viele afrikanische Völker auseinander gerissen wurden. Kein einziger Afrikaner war bei dieser „Kongokonferenz“ anwesend und konnte etwas dagegen unternehmen!

Die Kolonien

Afrikakarte mit den europäischen Kolonialgebieten (c) wikicommons Auf der Karte links siehst du, dass alle blauen Flächen zu Frankreich gehörten und alle roten Flächen zu Großbritannien. Sie waren die größten Kolonialmächte. Ihren Reichtum bezogen sie zu einem großen Teil aus den Kolonien. Deutschlands Gebiete sind braun eingezeichnet: es handelte sich um große Gebiete im heutigen Kamerun, in Tansania und Namibia. Das riesige Kongogebiet in der Mitte des Kontinents wurde vom Belgischen König beansprucht. Er führte die schrecklichste Herrschaft über afrikanische Völker. Zwei afrikanische Länder wurden nicht kolonisiert: Abessinien, das heutige Äthiopien, und Liberia.

 

Der Sonderfall Äthiopien

1935 marschierten italienische Truppen unter Benuto Mussolini in Äthiopien ein, das damals Abessinien hieß. Im sogenannten Abessinien-Krieg fiel die Hauptstadt Addis Abeba schnell in italienische Hände. Der italienische König übernahm den äthiopischen Kaisertitel. Die italienische Armee eroberte nur einen Teil des Landes. Vor allem die schwer zugänglichen Gebirgsregionen blieben unter äthiopischer Herrschaft. Die Äthiopier betrachten deshalb die italienische Herrschaft nur als vorübergehende Besetzung. Bis heute behaupten sie, dass ihr Land als das einzige auf dem Kontinent niemals Kolonie war. In Wirklichkeit aber hatten die italienischen Kolonialmächte für einige Jahrzehnte die Herrschaft über das Reich. Daher ist dieses Gebiet nicht vollständig hellgrün, sondern hellgrün gestreift. Die italienischen Kolonialmächte sperrten Widerstandskämpfer in Konzentrationslager und verübten schlimme Gräueltaten an der Bevölkerung.

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Warum Liberia nicht kolonisiert wurde

Liberia ist der kleine, weiße Fleck an der Westküste von Afrika. Das Land exisitert erst, seit die Sklaverei abgeschafft wurde. Einst gehörte das Gebiet zur Kolonie Sierra Leone. Als in Amerika die Sklaven befreit wurden, stellte sich die Frage, wo sich die Befreiten ansiedelten sollte. Hier kommt die amerikanische Gesellschaft "American Colonization Society" ins Spiel. Diese Gesellschaft wollte befreiten Sklaven die Rückkehr nach Afrika ermöglichen. Dazu kaufte sie den  britischen Kolonialherren einen Teil von Sierra Leone ab. Genau das Gebiet, das an der Küste liegt. Hier konnten sich befreite Sklaven ansiedeln. 1821 gründeten sie die Stadt Monrovia, und bald entstanden weitere Siedlungen und Städte. Das Land wurde Liberia genannt, das bedeutet "das Land der Befreiten". Es wurde zur ersten Republik auf dem afrikanischen Kontinent.

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Was genau bedeutet Kolonisierung?

Der französische Minister für Kolonien M.Moutet besucht Dakar

Anfangs traten europäische Herrscherhäuser als Schutzmacht gegenüber afrikanischen Königshäusern auf. Wenn afrikanische Völker untereinander im Streit lagen, mischten sich die Europäer ein und belieferten das "beschützte" Volk mit Waffen. Gegen Steuerabgaben versprachen die Europäer, eine heimische Verwaltung aufzubauen und Straßen zu bauen. Dafür durften die Europäer im afrikanischen Land Bodenschätze abbauen wie Gold, Kupfer und andere Rohstoffe. Der Bau der Eisenbahn in den Kolonien beschleunigte den Abtransport der Bodenschätze. Die einheimische Bevölkerung staunte, als sie die erste Dampflok durch das Land fahren sah. Manche fragten sich, welche höhere Macht den Weißen so ein Wunderwerk bescherte. Für die Europäer erwies sich die Eisenbahn als profitabel. Woche um Woche wurden die wertvollen Bodenschätze aus dem Land geschafft und nach Europa transportiert. Die Europäer wurden reich, während die Einheimischen in Armut lebten. Als die Europäer die Einheimischen zur Zwangsarbeit verpflichteten, verschlimmerte sich die Lage der afrikanischen Bevölkerung. Es kam zu ersten Aufständen von afrikanischen Widerstandskämpfern. Etwa ein Jahrhundert dauerte der Kampf, bis sich fast alle afrikanische Völker von den  Kolonialmächten befreien konnten und unabhängig wurden. Auf dem Foto rechts sieht du den französischen Minister für Kolonien M.Moutet, der Dakar besucht.

So funktionierte der Sklavenhandel