Das Neue Reich - das goldene Zeitalter Ägyptens

Tutanchamun auf dem Thron mit seiner Gemahling, darüber Gott Aton als Sonnenscheibe (c) wikimediaPharao Ahmose legte den Grundstein für das goldene Zeitalter Ägyptens. Es währte fünf Jahrhunderte von ca. 1.551 bis 1.070 v. Chr. und bescherte Ägypten seine größte Blütezeit. Pharao Ahmose hatte die Hyksos vertrieben und einigte Ober- und Unterägypten. Zum dritten Mal feierte das Reich seine Wiederauferstehung. Die Historiker nennen es "Das Neue Reich".

Die Pharaonen erobern neue Gebiete

Die Pyramidenzeit war zu Ende. Statt Pyramiden wurden großartige Tempel erbaut. Unter Amenophis III. erreichte Ägypten seinen wissenschaftlichen und künstlerischen Höhepunkt. Amenophis Name bedeutete "strahlende Sonne", und diesem Namen wurde Amenophis III. gerecht. Er schuf die großartigen Heiligtümer in Luxor,  die dem Gott Amun geweiht waren. Riesenhafte Sitzbilder des Königs, die sogenannten Memnonskolosse, stehen am Eingang seines Totentempels in Theben-West. Noch zu Lebzeiten seines Vaters hatte Amenophis III. mit den Arbeiten für seinen Totentempel begonnen. Amenophis III.  war der Vater von Echnaton und der Großvater von Tutanchamun. Ramses II., auch Ramses der Große genannt, gilt als einer der bedeutendsten Herrscher des Alten Ägypten. Warum? Er regierte rund 66 Jahre von 1279 bis 1213 v. Chr. Er unternahm mehrere Feldzüge und vergrößerte Ägypten. Im Süden eroberten seine Truppen nubisches Gebiet. Im Norden drangen ägyptische Heere in den asiatischen Raum ein und überschritten den Euphrat. Doch Ramses II. sorgte auch für Frieden und versöhnte Ägypten mit seinen Nachbarvölkern. Nie war das Reich größer und mächtiger. Links im Bild siehst du Ramses II. mit den Göttern Amun und Mut.

Ägypten steigt zur Weltmacht auf

Karte des Neuen Reiches (c) webmaster

Ägypten erstreckte sich von Nubien im Süden bis zum Euphrat im Norden. Die Karte links zeigt die Ausmaße des Neuen Reiches. Unermessliche Reichtümer gelangten als Kriegsbeute ins Reich: Gold, Edelhölzer, Kupfer, Tierherden, Streitwagen und Heere von Sklaven! Heiraten mit Herrschern anderer Länder wurden arrangiert, um neue Verbündete zu gewinnen. Zweihundert Jahre herrschte Frieden. Danach mussten die Ägypter ihre neuen Grenzen im Norden gegen die Hethiter verteidigen. Das Reitervolk aus dem Gebiet des heutigen Syrien und der Türkei  befand sich auf Raubzug. Ramses II. schlug die Hethiter in der berühmten Schlacht von Kadesch. Sein Heer ging fast unter, doch Ramses siegte am Ende. Nach der Schlacht versöhnten sich die Völker und schlossen einen Friedensvertrag. Es war der erste Friedensvertrag in der Geschichte der Menschheit! Doch neue Feinde bedrohten das Reich. Im Westen versuchten die Libyer nach Ägypten vorzudringen. Ramses musste die Verteidigungslinien im Westen verstärken. Sein Sohn Ramses III. musste die Seevölker aus Griechenland, Kreta und Palästina bekämpfen.

Kolossale Tempel zeugen vom neuen Reichtum Ägyptens

Hathor Tempel (c) Dennis Jarvis

Ägypten demonstrierte seine Macht mit riesigen, luxuriösen Tempelbauten. In Theben wurde der Tempel von Karnak erweitert und verschönert. Der Tempel von Luxor kam hinzu. Ramses II. liess an der Südgrenze zu Nubien den riesigen Tempel Abu Simbel in Felsen hauen. Die kolossalen Götterstatuen davor blickten Richtung Nubien. Sie sollten die Nubier einschüchtern. Hatschepsut, die erste Pharaonin, liess am Westufer des Nils einen der größten Totentempel erbauen.

Echnaton verstösst die alten Götter

Echnaton (c) ariva

Echnaton war der Sohn von Amenophis III. Er war ein Revolutionär und Freigeist. Er fand, dass zu viele Götter angebetet wurden. Im Lauf der Zeit waren es 1000 Götter! Er schaffte die vielen Gottheiten ab und ließ nur noch einen Gott verehren, Sonnengott Aton. Echnaton behauptete, dass nur er und seine Gemahlin Nofretete eine Verbindung zu dem neuen Gott besitzen. Er ließ zu Ehren von Aton eine neue Stadt erbauen, die später als Amarna bekannt wurde. Das Volk musste von nun an Echnaton und Nofretete verehren. Die Priesterschaft war empört. Sie hatte den alten Göttern gedient und wurde durch Echnaton entmachtet. Die Adeligen wollten ihn vom Thron stossen. Sie sannen auf Rache und warteten nur auf den Augenblick, wo sie den Revolutonär  beseitigen konnten. Echnaton starb mit 40 Jahren. Wurde er ein Opfer seiner Widersacher? Bis heute ist die Todesursache nicht bekannt.

Mehr über Echnaton

Tutanchamun

Totenmaske von Tutankhamun (c) W.Wolny

Nofretete herrschte für eine Übergangszeit, bis ihr Stiefsohn Tutanchamun nächster Pharao wurde. Tutanchamun wurde als Kind auf den Thron gesetzt, doch er herrschte nie wirklich über Ägypten. Das taten hohe Beamte für ihn, sein Heerführer Haremhab und sein Erzieher Eje. Bald kam es zu einer Gegenrevolution. Die Priesterschaft setzte die alten Götter wieder ein, und das Volk verehrte sie wieder. Tutanchamun konnte nichts dagegen unternehmen. Er starb mit 19 Jahren an einer mysteriösen Krankheit. War Tutanchamun Opfer einer Intrige aus der Priesterschaft geworden war? Beweisen konnte es keiner.

Mehr über Tutanchamun

Sklaven schufen den Reichtum Ägyptens

Ägyptische Soldatenfiguren aus Holz, Grabbeigabe aus dem Grab von Mesehti (c) Udimu

Die Nubier gehörten zu den Völkern, die von den Ägyptern erobert wurden. Die Ägypter verschleppten die Kriegsgefangenen in ihr Reich und versklavten sie. Die Nubier mußten Zwangsarbeit leisten und wurden beim Bau der Pyramiden, Tempel und Stadtanlagen eingesetzt. Doch sie konnten in Dörfern frei zusammenleben. Manche durften später wieder in ihre Heimat zurückkehren. Aus Nubien bezogen die Ägypter Gold, Getreide, Früchte und Felle. Die Pharaonen des Neuen Reiches  gebärdeten sich Nubien gegenüber wie eine Kolonialmacht. In der sogenannten Spätzeit Ägyptens kehrten die Nubier den Spieß um. Sie eroberten Ägypten und herrschten eine Dynastie lang über das gesamte Reich.

Der Zerfall des Neuen Reiches

Nach dem Tod von Ramses XI. begann die Dritte Zwischenzeit. Wieder zerfiel das Reich in Ober- und Unterägypten. Der Wesir von Ramses XI. wurde sein Nachfolger. Er hatte seinen Sitz in der neuen Hauptstadt Tanis im Nildelta, von hier aus herrschte er über Unterägypten. Zur gleichen Zeit erklärt sich ein Hohepriester in Theben zum Pharao von Oberägypten. Ein Jahrhundert später gelang es einem libyschen Söldnerführer, die beiden Königreiche wieder zu vereinen. Er zog gegen Nubien und Palästina in den Krieg. Für kurze Zeit flammte die alte Macht des ägyptischen Reiches wieder auf. Doch der Untergang war nicht mehr aufzuhalten. Woran zerbrach das Reich der Ägypter? Es gab zu viele innere Machtkämpfe, falsche Verbündete und zu schwache Nachfolger.