Die Griots, die afrikanischen Geschichtenerzähler
Wie können Völker über viele Generationen hinweg Informationen bewahren, ohne sie nieder zu schreiben? In Afrika südlich der Sahara gab es vor der Kolonialzeit keine Schrift. Die Afrikaner hatten deshalb Gedächtniskünstler. Jede Gemeinschaft, jedes Dorf hatte seinen professionelle Erzähler, der nichts anderes zu tun hatte als Geschichten zu bewahren und zu erzählen. In Westafrika nennt man diese Profis Griots, sie erzählen wahre Geschichten aber auch Legenden. Außerdem kennen sie tausende Märchen.
Seit wann gibt es Griots?
Als erstes schriftliches Zeugnis von Griots gilt der Reisebericht von Ibn Battuta. Der muslimische Rechtsgelehrte war ein Weltreisender, der die halbe Welt besucht hat und darüber einen autobiographischen Reisebericht geschrieben hat. Dabei legte er 120 000 km zurück! Das war für die damalige Zeit einzigartig. Im Jahre 1352 traf er auf einer Reise durch das Reich Mali am Hof von Mansa Sulayman auf einen Griot. Nach diesem Bericht ist die Tradition der Griots mindestens sieben Jahrhunderte alt. Das Foto links stammt aus dem Jhr 1910 und zeigt einen Griot mit Zupflaute.
Woher kommen die Griots?
Griots treten vor allem in der Sahelzone Westafrikas auf. Zwischen Senegal und Tschad teilen sie sich eine gemeinsame Tradition. Die Griots der Mande-Region bieten die größte musikalische Vielfalt. Das Mali-Reich hatte auf die umliegenden Völker einen großen Einfluss. Daher vermuten Historiker, dass die Tradition der Griots ihren Ursprung im Mali Reich hat. Das Spiel auf der Kora, gesungene Erzählungen glorreicher, vergangener Zeiten und das Aufsagen langer Epen sind Gemeinsamkeiten der Griots in Mali, Guinea, Senegal und Gambia.
Der einträgliche Beruf des Geschichtenerzählers
Griots sind bestrebt, von ihrem Beruf des Erzählers zu leben und mit Lob ihre Kasse aufzubessern. Doch sie können scharfzüngig sein, wenn sie an Geizhälse geraten. Sie üben Kritik an den Reichen und Mächtigen, die auf das einfache Volk herabsehen. Jeder Griot hat einen Lehrling, dem er die Kunst des Gedächtnistrainings beibringt, ihn lehrt eines oder mehrere Instumente zu spielen und ihm die Geschichten seines Volkes und der Familien vermittelt. Die meisten beginnen schon als Kind die Lehre bei einem Griot - oft sind es die Söhne, die die Erzähl- und Musizierkunst von ihren Vätern lernen. Sie müssen viele Jahre lernen, bis sie selbst ein professioneller Griot sind.
Die Griots - die Berater der Mächtigen
In früheren Zeiten hatte jeder Fürst einen Griot in Diensten, der ähnlich wie heute ein PR-Berater das öffentliche Bild einer Herrscherfamilie prägte. Er rührte für sie die Werbetrommel oder schirmte sie vor der Neugier der Untertanen ab. Der Beruf des Griots wird von den Vätern auf die Söhne und von den Müttern auf die Töchter übertragen. Sie sollen dafür sorgen, dass künftige Generationen die Herkunft des Clans, dessen Wahlspruch, Wappen und Totems bewahren und ehren.
Mehr über Totems
Griots sind Erzähler und Musiker
Griots beherrschen mehrere Instrumente wie Trommeln, Holzflöten, das Balafon, das ähnlich klingt wie unser Xylophon, oder die Kora, die afrikanische Harfe. Eine Geschichte, die jeder Griot erzählt, ist die über den Löwenkönig Sundiata Keita
Schon gewusst? In Westafrika war es früher Tradition, die verstorbenen Griots im Stamm eines Baobabbaumes zu bestatten.