Lemuren – die cleveren Halbaffen von Madagaskar

Julian, Maurice und Mort aus dem Film Madagascar, die aufgeweckten Halbaffen aus dem afrikanischen Inselparadies, kennst du bestimmt. Seit diesem Zeichentrickfilm wissen wir einiges über die Lemuren: sie sind keine Einzelgänger, sie sind musikalisch und sie tanzen gern. Abgesehen davon, dass sie ganz schön eigenwillig sein können. Tatsache ist, dass mehr als 100 Arten von Lemuren durch die Wälder von Madagaskar toben. Und immer wieder werden neue Arten entdeckt. Die Mehrzahl ist leider bedroht.

                     

Lemuren leben in den Wäldern im Südwesten von Madagaskar. Leider verschwinden die Wälder auf der Insel immer mehr. Dabei hätten wir Menschen alles Interesse, die niedlichen Baumbewohner zu schützen. Sie fressen Insekten und tragen so viel zum Erhalt der Wälder bei. Die urzeitlichen Baumbewohner gelten als Urahnen aller Primaten, zu denen Affen zählen und letztlich auch wir Menschen. An den Genen der Lemuren konnte man feststellen, dass sie zu einer älteren Entwicklungsform gehören als "moderne" Affen wie Paviane oder Schimpansen. 

Die Kattas, die Katzenartigen

Lemuren (c) ecouleur

Die bekannteste Lemurenart sind die Kattas. Ihren Namen verdanken Kattas den katzenartigen Lauten, die sie von sich geben. Sie schnurren, jaulen, miauen, kreischen und heulen. Die putzigen Affen besitzen ein grauweißes Fell und einen schwarz-weiß gestreiften, buschigen Schwanz. Im Unterschied zu anderen Lemurenarten sind die Katta hauptsächlich tagaktiv. Katta verbringen viel Zeit am Boden, und wie im Film tanzen sie gerne. Sie leben in Gruppen von 13 bis 15 Tieren von etwa gleich vielen Männchen und Weibchen. Angeführt wird die Gruppe von einem Weibchen. Weibchen dominieren die Männchen. Wenn sich die Männchen nicht im Sinne der Gruppe verhalten, dann werden sie von den Weibchen verfolgt, geschlagen und auch gebissen. Weibchen bleiben immer in ihrer Geburtsgruppe. Die Männchen müssen jedoch ihre Geburtsgruppe mit etwa drei bis fünf Jahren verlassen. Sie bilden als Männchengruppe ebenfalls eine Rangordnung. Wichtigste Methode dabei sind die „Stinkkämpfe“. Wie das geht? Sie tränken ihre geringelten Schwänze mit dem übelriechenden Sekret ihrer Armdrüsen und wedeln damit in Richtung ihrer Konkurrenten.

Paarungszeit, Nachwuchs und Revierkämpfe

Lemur (c) Emmanuel Faivre Während der Paarungszeit zwischen April und Mai geht es hoch her, dann kommt es zu aggressiven Kämpfen, bei denen sich die Rivalen auch schwer verletzen. Jedes Männchen will sich den höchsten Rang erkämpfen, denn dann erhält es einen besseren Zugang zu Nahrung und hat häufiger Nachkommen mit den Weibchen. Ein Kattaweibchen wird mit etwa zwei Jahren geschleichtsreif und bekommt jedes Jahr ein Junges. Junggesellen, die Anschluss an eine Gruppe suchen, haben es schwer. Es dauert oft Monate, bis sie von einer Gruppe akzeptiert werden. Kattas sind nicht territorial, aber sie durchstreifen ein bestimmtes Gebiet und markieren es. Kommt eine andere Gruppe in ihr Gebiet, verteidigen sie es. Es sind die Weibchen, die das Streifgebiet ihrer Gruppe verteidigen und notfalls auch gegeneinander kämpfen. Kattas sind Allesfresser, Obst zählt zu ihrer Lieblingsspeise, sie verputzen aber auch Insekten und andere Kleintiere. Der Tamarindenbaum und seine Blätter und Früchte stellen ihre Hauptnahrung dar. Ihre größten Fressfeinde sind die Fossa, ein ebenso katzenartiges Raubtier, das es nur auf Madagaskar gibt.

Größe, Gewicht, Lebenserwartung: Kattas sind mittelgroße Lemuren, sie erreichen ein Gewicht von 2 bis 3,5 kg. Sie haben eine ähnliche Lebenserwartung wie Katzen, in Freheit werden sie zwischen 15 und höchstens 20 Jahre alt.

 

Indris, die großen Lemuren und ihre Gesänge

Indri (c) Erik PatelDie größte Lemurenart sind die Indris, die auffälligen, schwarz-weißen oder rotbraunen Baumbewohner. Indris sind tagaktiv. Sie leben fast ausschließlich im Geäst der Bäume. Rund die Hälfte ihrer Zeit verbringen sie mit der Nahrungssuche. Wenn sie doch mal auf den Boden hinab steigen, dann laufen sie auf zwei Beinen und halten ihre Arme dabei über dem Kopf. Indris leben in kleinen Familiengruppen. Innerhalb einer Familie hat das Weibchen das Sagen. Sie dominiert über das Männchen. Indris sind relativ sesshaft und verlassen ihr Revier nicht. Sie markieren ihr Revier durch lautstarke Rufe. Eindringlinge werden von den Männchen vertrieben. Zusätzlich markieren sie ihr Revier auch mit Urin und Sekreten aus Körperdrüsen. Die Indris sind ihr Leben lang treu. Nur wenn ein Partner stirbt, suchen sie sich einen neuen Gefährten.

Bekannt sind Indries für ihre Morgengesänge, die sie im Duett anstimmen. Von etwa 7.00 bis 11.00 Uhr Morgens erklingen ihre lauten Gesänge durch den Wald. Die Primaten besitzen die Angewohnheit, ausgiebige Sonnenbäder zu nehmen. Die Ureinwohner haben daraus den Schluss gezogen, dass die Lemuren die Sonne anbeten.  Die Ureinwohner Madagaskars verehren sie als heilige Wesen. Sie werden besonders geschätzt und auch geschützt. Einige glauben sogar, dass die Seelen der Toten in den Indris weiterleben. Für den Bestand der Indris ist der Aberglaube äußerst vorteilhaft. Sie werden nämlich nicht wie andere Lemuren von der Bevölkerung gejagt.

Mausmakis, die Spechte unter den Lemuren

Datei:Microcebus-rufus.jpgWenn du im Regenwald von Madagaskar ein Klopfen hörst, dann stammt es nicht von einem Specht, sondern von kleinen Lemuren, Mausmakis genannt. Die Mausmakis sind nachtaktive Insektenjäger, die in Gruppen leben. Sie sehen aus wie Mäuse, zählen aber zu den Primaten. Die putzigen Lemuren mit den Kulleraugen werden nicht größer als 16 cm. Die Baumbewohner zählt man zu den Katzen- und Zwergmakis. Sie gehören zu den seltensten Tierarten der Welt. Wie du auf dem Foto links siehst, besitzen sie lange Finger und werden deshalb auch Fingertiere genannt. Am Mittelfinger ihrer Vorderpfote tragen sie eine Kralle. Damit klopfen sie die Baumrinde ab, um Insekten hervor zu locken.

 

Mausmakis sind Allesfresser, Obst, Kokosnüsse, Blütennektar und Insekten stehen auf ihrem Speiseplan. Insekten spüren sie mit derselben Methode auf wie die Spechte, nur dass Spechte mit dem Schnabel klopfen, während die Mausmakis ihre Kralle benutzen. Aber beide sind etwa gleich schnell, sie klopfen etwa 3 mal in der Sekunde. Das gute daran, sie reinigen die Baumrinden von Schädlingen. Mit ihrem extrem dünnen Mittelfinger pulen sie wie mit einer Art Sonde ihre Beute unter den Baumrinden hervor. Außerdem sind sie wahre Hör-Spezialisten. Mit ihren riesigen, fledermausartigen Ohren können sie sogar das Nagen der Insekten im Holz hören!

Schon gewusst? Die seltenen Felltiere heizen ihren langen Mittelfinger vor der Beutesuche auf, und zwar um bis zu sechs Grad. Auf diese Weise arbeiten die zahlreichen Nervenzellen besser, und sie können ihre Beute schneller aufspüren.

 

Hier siehst du Lemuren tanzen