Vögel im afrikanischen Regenwald
Die tropischen Regenwälder Afrikas sind die Heimat zahlreicher Vogelarten wie Singvögel, Raubvögel, Papageien und andere bunte Vögel. Das liegt einfach daran, dass nirgendwo sonst das Nahrungsangebot so reichhaltig und vielfältig ist wie in den Regenwäldern, und das das ganze Jahr über! Vögel haben im Regenwald außerdem die besten Brutbedingungen. Deshalb ist hier eine riesige Vielfalt an Vogelarten zu Hause. Erfahre mehr über Nashornvögel, Turakos, Papageien, Adler und den cleveren Honiganzeiger.
Papageien, die lauten Bewohner der Regenwälder
Papageienleben vor allem in den tropischen Regenwäldern von West- und Zentralafrika. Sie halten sich vorwiegend in den Kronen der Bäume auf. Nur selten kommen sie zum Boden, und meistens nur dann, wenn sie Mineralstoffe von den Lehm- oder Kalkfelsen aufnehmen. Ihre Nahrung finden die Papageien im dichten Blattwerk der Regenwälder, sie bevorzugen die Samen, Früchte, Beeren und Blüten der Pflanzen, aber sie verschmähen auch nicht kleinere Insekten zur Deckung des Eiweißbedarfs. Dabei erfüllen sie eine wichtige Funktion im ökologischen Gleichgewicht der tropischen Wälder. Papageien fressen vor allem Baum- und Strauchfrüchte, aber sie fressen nicht nur das Fruchtfleisch, sondern auch die Samen. Dadurch verhindern sie, dass an einer Stelle zu viele neue Pflanzen einer Art wachsen, die das Wachstum anderer Pflanzenarten behindern könnten. Mit ihrem starken Schnabel knacken Papageien harte Schalen und können damit auch ausgezeichnet klettern.
Viele Papageienarten leben in Scharen oder in einer lebenslangen Beziehung mit einem einzigen Partner. Wenn einer der Partner stirbt, bleibt der andere entweder den Rest seines Lebens allein oder schließt sich einem anderen Paar an. Die Männchen sind auffallender gefärbt als die Weibchen. Aufgrund ihres farbenprächtigen Federkleides sind viele Papageien gefährdet, da sie für den Handel von Haustieren gefangen werden. Leider schrumpft auch ihr Lebensraum ständig.
Der Graupapagei
Der Graupapagei ist mit etwa 33 cm Körperlänge einer der größten afrikanischen Papageien. Er ist ziemlich intelligent, daher gehört er zu den beliebten Tieren in der Kognitionsforschung. Er wurde in Europa bekannt durch die ersten europäischen Seefahrer, die afrikanischen Boden betraten und die cleveren Vögel mit nach Hause nahmen. Graupapageien haben ihren Namen von ihrem grauen Gefieder, nur das Gesicht ist weiß und um die Augen unbefiedert. Das Gefieder am Kopf ist heller. Der Schnabel ist schwarz, die Iris gelb bzw. weißgelb. Weibchen sind wie Männchen gefärbt, nur etwas kleiner.
Der Graupapagei lebt in den Wäldern Zentral- und Westafrikas. Er ist ein typischer Baumbewohner und kann aufgrund seines Schnabels und seines Kletterfußes hervorragend durch die Baumwipfel klettern. Er ist Vegetarier und ernährt sich von Früchten, Knospen, Samen und anderen Pflanzenteilen. Graupapageien leben paarweise oder in kleinen Gruppen. Sie verständigen sich mit Kreischlauten und schrillen Pfiffen. Oft fliegen sie in großer Höhe und kommunizieren dabei untereinander lautstark. Die Vögel brüten meist in Baumhöhlen von großen abgestorbenen Bäumen. Die Nesthöhle wird mit Moderholz ausgepolstert. Das Weibchen legt 2–5 Eier und bebrütet sie etwa 4 Wochen lang. Während dessen wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Jungvögel werden nach etwa 3 Monaten flügge.
Ihre größten Feinde sind die großen Raubvögel wie Adler, Palmgeier oder Habichte, denn die unbeholfen fliegenden Papageien sind für sie leichte Beute. Ihre Nester werden oft von Schlangen oder Affen ausgeraubt. Eine große Bedrohung ist allerdings auch der Mensch, der sie wegen ihrer Intelligenz als Haustier hält, obwohl der Handel zumindest in Europa verboten ist.
Raubvögel, die Jäger in den Baumwipfeln
Raubvögel wie Habicht, Adler und Geier beherrschen den Luftraum in den tropischen Regenwäldern Afrikas. Der Afrikahabicht lebt in den Berg- und Galeriewäldern Ostafrikas, ist aber auch in den tropischen Wäldern im Kongo heimisch. Er ist ein ausgezeichneter Jäger, ernährt sich von kleinen Vögeln, Reptilien und großen Insekten. Geier sind in den Tropen überall da anzutreffen, wo sie Überreste anderer Geschöpfe finden und sich davon ernähren. Geier sind wie viele Raubvögel auch durch die Zerstörung ihrer Lebensräume bedroht.
Der Kronenadler
Der Kronenadler ist einer der größten Adler Afrikas. Er bewohnt die tropischen Wälder von Westafrika und dem südlichen Afrika. Er ernährt sich von mittelgroßen Säugetieren, vor allem von Affen. Der auffällig gefärbte und sehr kräftig gebaute Adler zählt zu den stärksten Greifvögeln. Er erbeutet oft Tiere, die schwerer sind als er selbst. Aber er verschmäht auch nicht Vögel und Reptilien. In offeneren Landschaften jagt der Bodentiere wie Antilopen und Klippschliefer. Der Kronenadler beobachtet von Baumwipfeln aus seine Beute oder unternimmt Suchflüge. Oft startet er seine Angriffe auch aus dem hohen Kreisen. Bei der Jagd auf baumlebende Affen fliegt der Adler gut gedeckt durch die Baumwipfel, folgt unbemerkt der Bewegungsrichtung einer Gruppe und greift aus kurzer Distanz an.
Während der Balz zeigt das Männchen seine Flugkünste, dabei macht er einen wellenförmigen Schauflug mit steilen Sturzflügen. Bei gemeinsamen Schauflügen stößt das Männchen spielerisch auf das Weibchen, das sich dann auf den Rücken wirft. Gelegentlich greifen sich die Adler mit den Fängen und schlagen Lufträder. Kronenadler bauen ihre Horste auf großen Bäumen, die sie mit Gras, Blättern und Moos polstern. Ihre Horste können eine Breite von 2,5 m und eine Höhe von 3 m erreichen.
Das Gelege besteht aus 1–2 Eiern, die etwa 50 Tage vor allem vom Weibchen bebrütet werden, während das Männchen Futter besorgt. Wenn zwei Jungvögel schlüpfen, tötet der ältere sein jüngeres Geschwister. Die Nestlingsdauer beträgt 90–125 Tage, Männchen fliegen etwa 10 Tage früher aus als die schwereren Weibchen. Der Jungvogel bleibt bis zu einem Jahr im Revier der Eltern, sodass diese oft nur jedes zweite Jahr brüten. Mit drei bis fünf Jahren sind Kronenadler geschlechtsreif. Kronenadler sind treu, sie bleiben lebenslang zusammen und jagen auch oft zu zweit. Ihre Reviere sind nur 4–10 km² groß, also für einen Vogel dieser Größe erstaunlich klein.
Turakos, die bunten Bewohner der Baumwipfel
Turakos bewohnen die Baumkronen in den Wald- und Buschgebieten im tropischen Afrika. Sie achten darauf, dass es genügend Wasser in ihrem Revier gibt, da nur dort genügend Früchte wachsen, die ihre Nahrung bilden. Die farbenprächtigen Turakos erreichen eine Größe von 36 bis 75 Zentimeter. Auf dem Foto rechts siehst du einen Federhelmturako.
Der Riesenturako ist mit 70 bis 75 Zentimeter die größte Art in der Familie der Turakos. Turakos besitzen kurze, abgerundete Flügel, die deutlich kürzer als die Schwanzfedern sind. Ihre Schnäbel sind kurz und kräftig. Männchen und Weibchen unterscheiden sich nicht in der Farbe und Größe. Das Gefieder ist bläulich grün. Sie haben einen 5 cm langen Kamm und einen großen gelben Schnabel mit einer roten Spitze. Dieser farbenprächtige Vogel lebt allein oder in kleinen Gruppen oben auf den Bäumen. Auf Nahrungssuche begibt er sich aber manchmal auch zu Boden. Zu seiner Nahrung gehören neben Beeren, Samen, Früchten, jungen Trieben auch Insekten. Die Samen der Früchte werden zum größten Teil unverdaut wieder ausgeschieden, sodass die Turakos bei der Verbreitung von Pflanzen eine wichtige Rolle spielen. Besonders begehrt sind die Früchte des Tamarindenbaums.
Das Nest ist spärlich eingerichtet: eine einfache Plattform aus Zweigen oben auf einem Baum. Das Weibchen legt ein einzelnes grünlich-weißes Ei, das 20 Tage lang bebrütet wird. Die mit schwarzbraunen Daunen bedeckten Jungen erwerben ihre bunten Federn in etwa vier bis fünf Wochen. Wegen ihres Fleisches und ihrer schönen blauen Federn werden die Turakos gejagt.
Woher haben die Turakos ihre bunten Farben?
Außergewöhnlich sind die zwei Farbstoffe Turacin und Turacoverdin, die nach den Turakos benannt wurden, da sie bisher nirgendwo im Tierreich vorgefunden wurden. Der rote kupferhaltige Farbstoff Turacin verleiht den Schwungfedern und bei manchen Arten den Federhauben ihre rote bis dunkelrote Farbe. Die grüne Befiederung kommt von dem grünen Farbstoff Turacoverdin. Andere Farben, wie zum Beispiel Blau, kommen wie bei den Wasserfarben durch Vermischung der Farbstoffe zustande. Bei Regenwetter und beim Baden werden die Farbstoffe in geringen Mengen ausgewaschen. Die Farbstoffe entstehen über Mineralien in der pflanzlichen Nahrung, zum Beispiel Kupfer- und Eisenverbindungen, die im Körper umgesetzt und an das Gefieder abgegeben werden.
Der Nashornvogel
Ein farbenprächtiger Vogel im afrikanischen Regenwald ist auch der Nashornvogel. Er besitzt ein schwarzes Gefieder, und einen gebogenen, bunten Schnabel. Der Schnabel kann bis zu 23 Zentimeter lang werden. Bei erwachsenen Vögeln ist er so lang wie der Körper. Damit zählt der Nashornvogel zu den größten Schnabelbesitzern der Vogelwelt. Eigentlich müßte man meinen, der Schnabel wäre zu schwer für den bunten Vogel. Doch er ist ziemlich leicht, denn er besteht zum Teil aus Hohlräumen. Der Schnabel dient vor allem als Greifzange, um an Beeren und andere Früchte zu gelangen. Der Nashornvogel kann damit auch Artgenossen begrüßen oder Feinde vertreiben. Früchte sind definitiv die Lieblingsspeise des Nashornvogels. Er vertilgt aber auch gerne Insekten und Eier von anderen Vögeln. Sein ärgster Fressfeind sind Raubvögel, gleich danach kommen die Menschen. Sein Kopf ist so knallbunt, dass er sich als Motiv auf vielen afrikanischen Stoffen und Schnitzereien findet. Nach vielen Sagen aus Westafrika war der Nashornvogel einer der ersten Vögel der Schöpfung.
Schon gewusst? Jeder Nashornvogel trägt einen einzigartigen Schnabel. Er ist so unverwechselbar wie der menschliche Fingerabdruck.
Der Honiganzeiger, ein unscheinbarer Bewohner des Regenwaldes
Der Honiganzeiger ist eine Ausnahme im Regenwald, denn sein Gefieder ist sehr unauffällig. Als hätte er sich eine Tarnfarbe zugelegt. Sein Verhalten ist dafür umso außergewöhnlicher. Der Baumbewohner verdankt seinen Namen einer bemerkenswerten Verhaltensweise: Der Honiganzeiger zieht allein oder in kleinen Gruppen umher und lenkt die Aufmerksamkeit eines Menschen durch lautes Rufen auf sich. Die Pygmäenvölker hören seinen Ruf besonders gerne. Denn er verhilft ihnen zu ihrer wichtigsten Tauschware: dem Honig! Wenn der Honiganzeiger seinen "Partner" auf sich aufmerksam gemacht hat, dann fliegt er kurze Strecken und wartet darauf, dass man ihm folgt. Findet der Honiganzeiger ein Bienennest, wartet er geduldig, bis sein ‚Partner‘ es ausgeräumt hat. Dann allerdings fordert er seinen Lohn: die Insektenlarven und Wabenreste. Ob der Honiganzeiger mit anderen Tierarten außer dem Menschen gemeinsam auf die Suche geht, hat man noch nicht herausgefunden.