Wie finden Zugvögel ihren Weg?
Vögel besitzen einen inneren Kompass, mit dem sie sich am Magnetfeld der Erde orientieren. Vermutlich besitzen nur Vögel diesen außerordentlichen Sinn. Doch sie haben noch weitere Möglichkeiten, um ihren Weg zu finden. Bei Tag orientieren sie sich an der Sonne, bei Nacht am Sternenhimmel. Diesen Sternenkompass erlernen sie schon bei ihrer ersten Reise.
Das gleiche gilt für das Einprägen typischer Landschaftsmerkmale. Einmal geflogen, kennen die Zugvögel den Weg entlang von Küsten, Seen, Straßen und großen Städten. Ihnen hilft dabei die abwechslungsreiche Landschaft Afrikas mit ihren tiefen Grabenbrüchen, hohen Bergen und den großen Flüssen wie Nil, Niger, Sambesi und Kongo. Durch ihren Orientierungssinn und ihr außerordentliches Gedächtnis schaffen sie es, genau an ihrem Ziel anzukommen. So bewohnen sie Jahr für Jahr dasselbe Nest in ihrem Brutgebiet. Viele Zugvögel kehren an die Orte zurück, an denen sie aufgewachsen sind. So kann eine Rauchschwalbe über Jahre hinweg zwischen ihrem Nest in Deutschland und jenem im Kongo hin und her pendeln.
Vogelfamilien ziehen gemeinsam zu ihrem Winterquartier
Stare, Kraniche und Kibitze ziehen im Familienverband Richtung Afrika. Sie überwintern im warmen Nordafrika. Die Eltern zeigen den Jungen den Weg. Sie fliegen jedes Jahr die gleiche Strecke. Die Jungen speichern die Eindrücke auf ihrem ersten Flug und bewahren sie ein Leben lang.
Stare sind die Champions unter den Formationsfliegern
Stare verbringen die Zeit von Oktober bis Januar in Nordwestafrika. Zu Tausenden machen sie sich auf den Weg, um sich vor Angreifern zu schützen. Sie sind die besten Formationsflieger der Welt. Sie reagieren 10 mal schneller als ein Kampfpilot und können jeden Feind durcheinander bringen. Wenn sie ein Wanderfalke angreift, dann macht sich eine eigene Formation auf und verjagt den Räuber.
Die Salzsümpfe im Küstenland von Mauretanien sind ein wahres Paradies für Stare. Hier machen über zwei Millionen nordeuropäische Wandervögel Rast. Auch viele einheimische Vogelarten kann man hier beobachten wie Pelikane und Seeschwalben. In den Sümpfen gibt es reichlich zu futtern. Das Meer rund um die Inseln ist fischreich, und im Meer leben noch seltene Schildkrötenarten. Im Norden liegt der Nationalpark Banc d'Arguin, er ist das größte Vogelschutzgebiet der Welt und wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
Wie schnell und wie hoch fliegen Zugvögel?
Die meisten Zugvögel legen am Tag etwa 45 km zurück. Die Schnellflieger kommen sogar auf 240 km. Die Schwalben schaffen 370 km am Tag. Je größer die Vögel sind, um so höher fliegen sie. Raubvögel sind auf einer Höhe von 4000 Metern unterwegs. Störche schaffen bis zu 8000 Meter. Damit kommen sie gefährlich nahe an die Flugroute von Langstreckenfliegern. Die Mehrzahl der Vögel fliegt zwischen 3000 und 4000 Metern Höhe. Manche rasten auf der langen Reise, manche legen einen Non-Stop Flug hin wie die Küstenseeschwalbe. Sie bleibt wochenlang nonstop in der Luft und isst und trinkt nichts während der Reise. Manche schalten sogar auf Autopilot und machen ein Nickerchen während des Fluges. Forscher vermuten, dass eine Gehirnhälfte schläft,
Wieso bleiben die Zugvögel nicht in Afrika?
Die Gefahren der Reise sind vielfältig. In der Luft müssen die Zugvögel gegen Raubvögel kämpfen, auf ihren Rastplätzen werden sie von Menschen und räuberischen Pavianen gejagt. Viele geraten in Vogelfallen, die auf ihrem Weg aufgestellt sind. Stürme und Buschfeuer machen ihnen zu schaffen. Trotz der Gefahren machen sich die Zugvögel jedes Jahr wieder auf die Reise. Der Grund: die besten Brutplätze liegen in Europa. In ihrem afrikanischen Winterquartier finden Kraniche, Störche und Stare genügend Nahrung. Doch im Sommer finden sie im Norden bessere Brutbedingungen. Das Klima ist mild, und vor allem ist das Futter so reichlich, dass sie genug für sich und ihren Nachwuchs finden.
Wie findet der Kuckuck nach Afrika?
Ganz schön gewagt von Familie Kuckuck, den Nachwuchs in fremde Nester zu legen. Denn wie finden die Jungen nach Afrika und wieder zurück? Die Mütter fliegen gleich nach der Eiablage nach Afrika, während ihre Jungen von Zieheltern aufgezogen werden. Die meisten sind keine Zugvögel. Zieht es den Kuckuck im Spätsommer nach Afrika, so hat er niemanden, keine Eltern, keine Geschwister, die ihm den Weg zeigen. Trotzdem kommt er in Afrika an. Wie schafft er das? Die Kuckuckmutter ist gleich nach der Eiablage ins südliche Afrika geflogen. Sie weiß, dass ihre Jungen ihren Weg nach Afrika kennen. Er ist ihnen vermutlich angeboren. Die ganz unsicheren Kuckuckskinder schließen sich den Singvogelarten an, die auf ihren Sammelplätzen im Alpenvorland auf die günstigsten Wetterbedingungen warten. Sie sind Trittbrettfahrer, besser gesagt Trittbrett-Flieger.