Wirtschaft und Bodenschätze

 

Nigeria ist die stärkste Wirtschaftsmacht in Afrika. Die meisten Nigerianer leben von der Landwirtschaft. Doch der Reichtum stammt vom Rohöl, das im Nigerdelta und vor der Küste gefördert wird.

Erdölförderung und Bergbau

Nigeria ist der größte Erdölförderer und Exporteur Afrikas. Von der Erdöl- und Erdgasförderung bezieht das Land seinen heutigen Reichtum. Als 1958 Erdöl entdeckt wurde, waren die Hoffnungen groß, dass sich Nigeria zu einem modernen, wohlhabenden Wirtschaftsland entwickelt. Doch die Einkünfte aus dem Export sind nur wenigen zugute gekommen. Und die Bevölkerung und die Natur haben unter den Auswirkungen gelitten. Die Umweltschäden im Nigerdelta sind riesig, und die Regierung unternimmt nur wenig dagegen. Auch der Abbau von Diamanten wird vorangetrieben, so dass Nigeria heute zum viertgrößten Exporteur von Diamanten zählt.

Landwirtschaft

Etwa 70 Prozent der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Im Süden des Landes wird hauptsächlich Ackerbau betrieben, im Norden überwiegt die Viehzucht. Yams und Kassava werden angebaut, sie sind das Hauptnahrungsmittel in Nigeria. Außerdem werden Erdnüsse und Kakao gepflanzt, die zum Teil auch exportiert werden. Doch die Einkünfte daraus sind gering. Denn die meisten Bauern haben nur kleine Felder. Neben Millionen von Kleinbauern gibt es immer mehr Großfarmen. Hier wird industriell angebaut mit modernen Landwirtschaftsmaschinen und dem Einsatz von chemischen Düngemitteln. Die einheimische Landwirtschaft kann den Bedarf an Nahrungsmitteln nicht decken, sodass Nigeria Nahrungsmittel aus dem Ausland importieren muss. Jährlich gibt das Land rund 22 Milliarden US-Dollar für den Import von Nahrungsmitteln aus.

Industrie

Der Industriesektor wird immer wichtiger für die nigerianische Wirtschaft. Durch die Produktion von Stahl, Zement und Düngemitteln erwirtschaftet das Land etwa 20 Prozent seiner Einkünfte. Neben der Verarbeitung von Erdölprodukten werden insbesondere Farben, Reinigungsmittel, Textilien, Brennstoffe, Metalle und Baumaterial produziert. Auch die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln wird immer wichtiger für die Versorgung des Landes. Die Telekommunikation und alles, was damit zusammen hängt, bescherte Nigeria einen Boom. Der Telekommunikationsmarkt trägt etwa 10 Prozent zum Bruttosozialprodukt bei. Das ist eine ganze Menge. Dieses enorme Wachstum kommt vor allem vom Mobiltelefon-Markt. Kein Wunder, denn es gibt mehr als 150 Millionen Mobilfunkanschlüsse. Ungewöhnlich für ein afrikanisches Land ist, dass Nigeria durch seine Filmindustrie hohe Einkünfte erzielt.

Transport und Energie

Laos

Die Infrastruktur in Nigeria ist besser als in anderen afrikanischen Ländern. Es gibt ein großes, gut ausgebautes Straßennetz, Eisenbahnen sowie eine passable Energieversorgung. Doch für einen wirtschaftlichen Aufschwung, an dem die ganze Bevölkerung teilhat, ist das Land nicht gerüstet. Ein Riesenproblem ist die Abfallbeseitigung. Die Regierung versucht, einen Teil des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, zum Beispiel durch die Verbrennung von Abfällen.

Arm und Reich

Nigeria ist ein geteiltes Land, eine Hälfte der Bevölkerung ist wohlhabend, wenige sind unermesslich reich, und fast die Hälfte lebt heute unterhalb der Armutsgrenze. So gilt der Nigerianer Aliko Dangote mit einem Vermögen von 12,2 Mrd. US-Dollar als der reichste Mann Afrikas. Zum Vergleich: das Durchschnittseinkommen in Nigeria beträgt gerade einmal 6.000 US Dollar im Jahr. Davon kann man auch in Nigeria keine Familie ernähren. Vor allem die extreme Armut nimmt immer mehr zu. Das liegt an der hohen Arbeitslosigkeit. Mehr als 20 Prozent aller Jugendlichen hat keinen Job. Wovon leben sie? Viele arbeiten in einem Bereich, den man "informeller Sektor" nennt. Sie verrichten einfache Jobs als Straßenverkäufer, helfen auf den Märkten, schuften in Minen, machen Gelegenheits- und Aushilfsjobs. Vor allem Frauen arbeiten in diesem Bereich, sie betreiben Garküchen, arbeiten im Haushalt wohlhabender Familien, oder sind als "fliegende Händlerinnen"  unterwegs. Was unternimmt die Regierung von Nigeria gegen die Armut? Es gibt zahlreiche Programme zur Armutsbekämpfung. Doch diese Programme haben die Situation der Armen nicht verbessert. 

Kinderarmut und Kinderarbeit in Nigeria

Am schlimmsten sind Kinder von der Armut betroffen. Sie sind arm, entweder weil ihre Eltern wenig verdienen oder weil sie ihre Eltern verloren haben. Häufig liegt das an der Aids-Krankheit, die in Nigeria nicht nachhaltig bekämpft wird.  Mehr als ein Zehntel aller Kinder zwischen 5 und 17 Jahren arbeitet bereits anstatt zu spielen oder zur Schule zu gehen. In den Städten suchen die Kinder Arbeit, sie schließen sich zu Gruppen zusammen und verdienen durch Botengänge oder Schuhputzen das nötigste. Die älteren passen auf die jüngeren in der Gruppe auf. Denn häufig werden sie von Banden und Kleindealern angeworben, für die sie auf Diebestour gehen. Zahlreiche Kinder arbeiten auch in den Minen. Sie verrichten Schwerarbeit zu einem mickrigen Lohn und sind dabei großen Gefahren ausgesetzt. Besonders in den Goldminen kommen sie mit dem giftigen Quecksilber in Kontakt.

 

 

Hier siehst du einen Film über Kinderarbeit in Afrika