Völker und Sprachen
Eritrea ist dünn besiedelt. Die meisten der fünf Millionen Einwohner leben in den Küstengebieten, da das Rote Meer eine unerschöpfliche Nahrungsquelle bietet. Neun Völker gibt es in Eritrea.
Die Tigrinya
Mehr als die Hälfte der Bewohner gehören zu den Tigrinya. Die Tigrinya leben in Eritrea und in Äthiopien. In Eritrea machen die Tigrinya etwa die Hälfte der Bevölkerung aus. Ihre Sprache wird Tigrinya genannt. Sie gehören zum äthiopisch-orthodoxen Christentum. Die meisten leben von der Landwirtschaft und der Viehzucht. Auf dem Land haben sie sich eine bäuerliche Lebensweise bewahrt. Das Leben von Männern und Frauen ist getrennt, die Kindererziehung liegt in der Hand von Frauen. Die afrikanischen Traditionen werden bewahrt und viele christliche Feste werden gefeiert. In den großen Städten herrscht ein westlicher Lebensstil vor.
Die Tigrinya blicken auf eine lange Geschichte zurück
Die Tigrinya stammen von den Bedscha und Agau ab, sowie von Arabern, die sich mit der heimischen Bevölkerung vermischt haben. Im Mittelalter waren sie bekannt für ihre Kamelzucht, und auch heute noch leben viele Familien von der Kamelzucht. Ein Teil der zu den Tigrinya zählenden Bedscha lebt noch als Halbnomaden in den trockenen Halbwüsten von Eritrea und Äthiopien. Während die Männer mit ihren Kamelen und Ziegen zu den Weideflächen ziehen, bleiben die Frauen in ihrem Dorf zurück und betreiben Landwirtschaft. Einst gehörten die Tigrinya zu dem sagenhaften Reich von Aksum (1.-8. Jahrhundert). Sie pflegten Handelsbeziehungen zu Römern, Indern und Persern. Heute sind es hauptsächlich Tigrinya, die an der eritreiischen Regierung beteiligt sind. Manche werfen ihnen vor, dass sie kleinere Volksgruppen unterdrücken.
Sprachen und Religion
Die Amtssprachen des Landes sind Englisch, Tigrinya und Arabisch. Oft wirst du von den Eritreern mit dem arabischen Gruß Marhaban begrüßt, denn eine Hälfte der Eritreer gehört dem Islam an. Die andere Hälfte gehört der christlichen Religion an. Die Christen leben vorwiegend in der Hochebene um Asmara und die muslimischen Teile der Bevölkerung hauptsächlich im Tiefland und in Küstennähe. Die Eritreer sind tolerant, was die Religion betrifft. Es gibt wenig Konflikte zwischen Christen und Moslems. Das Leben von Männern und Frauen ist getrennt.
Mädchen werden früh verheiratet
Von Mädchen wird erwartet, dass sie früh heiraten, meist schon zwischen dem 15. und 19. Lebensjahr. Oft fädeln die Eltern die Heirat mit den zukünftigen Ehemännern ein. Zwangsheiraten kommen leider häufig vor. Die Hochzeit wird festlich gefeiert, und für die meisten Mädchen ist sie das wichtigste Ereignis in ihrem Leben. Alle hoffen, dass die Braut bald viele Kinder bekommt, denn Kinder werden immer noch als wichtigste Altersvorsorge betrachtet. Es wird schlicht von den Kindern erwartet, dass sie sich um die Eltern und alten Verwandten kümmern und sie versorgen. Leider gehört Eritrea zu den afrikanischen Ländern, in denen Mädchen genital verstümmelt werden. Laut Terre des Femmes sind 80 Prozent der Mädchen davon betroffen. Die derzeitige Regierung versucht die Bevölkerung aufzuklären und die Genitalverstümmelung zu bannen. Doch vor allem auf dem Land hält die Bevölkerung an der grausamen Tradition fest.