Die Geschichte von Burundi
Ursprünglich war das Gebiet von Ruanda und Burundi von den Twa besiedelt, einem Pygmäenvolk, das schon Jahrtausende durch die Waldgebiete zog. Sie waren Waldnomaden und noch heute leben ihre Nachkommen halbnomdisch. Die Twa wurden von Bantuvölkern verdrängt, die das Land besiedelten und Viehzucht trieben. Es war ein Volk, das sich Hutu nannte. Die Hutu gelangten ab dem 8. Jahrhundert in das Gebiet des heutigen Burundi. Sie gehörten zu den Bantu-Völkern, die sich auf einer großen Völkerwandung befanden. Die Hutu betrieben Ackerbau und fertigten landwirtschaftliches Gerät an. Ende des 13. Jahrhunderts drangen die Tutsi in ihr Gebiet ein. Die Viehzüchter kamen von Norden, aus der Gegend des heutigen Äthiopien. Sie besassen Rinder, die gewaltige Hörner hatten. Es war ein leichtes für die Viehhirten, das Bauernvolk der Hutu zu unterwerfen. Zwar befanden sich die Hutu in der Mehrzahl, aber die Tutsi besassen die besseren Waffen. In den folgenden Jahren wehrten die kriegerischen Tutsi auch die einfallenden Nachbarstämme ab. Sie waren so gefürchtet, dass selbst die arabischen Sklavenjäger einen Bogen um ihr Gebiet machten. Im 17. Jahrhundert wurde das Königreich Burundi gegründet, das Namensgeber des heutigen Burundi ist.
Das Königreich Burundi
Die Tutsi errichteten im 17. Jahrhundert ein Königreich in Burundi. Die Residenz der Könige befand sich in der heutigen Stadt Gitega. Rechts im Bild siehst du das heutige Gitega. Der Herrscher, der "Mwami", wurde mit seiner Einsetzung zur heiligen Person. Er bestimmte das Wohl des Staates. Die Tutsi Herrscher entschlossen sich zu einem ungewöhnlichen Schritt. Sie übernahmen die Sprache und Religion der Hutu. Doch an der Spitze des Reiches stand der König der Tutsi. Er herrschte über die Mehrheit der Hutu. Wahrzeichen des Tutsi Königreiches waren die königlichen Trommeln, die Karyenda. Sie befanden sich in Gitega. Wenn die königlichen Trommeln erklangen, versammelte sich die Bevölkerung vor dem Herrscherhaus. Denn dann verkündete der König einen neuen Erlass, etwa über die Erhöhung der Steuern oder die Inthronisation eines Nachfolgers. Das "Königtum Urundi" verlieh den Tutsi eine starke kulturelle Identität. Es bewahrte sie davor, von fremden Mächten vereinnahmt zu werden. Später konnten weder die europäischen Kolonialmächte noch die katholische Mission den Nationalstolz der Tutsi brechen. Im Nationalmuseum in Gitega wird das Erbe des Königreiches von Urundi bewahrt. Heute befindet sich der Regierungssitz von Burundi in Gitega wie auch alle religiösen Institutionen. In der Residenzstadt befinden sich auch alle wichtigen Bildungszentren des Landes.
Kolonialisierung und Bürgerkriege
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drangen Europäer in das Gebiet des heutigen Burundi vor. Die britischen Forscher Richard Francis Burton und Speke waren die ersten, die das Gebiet von Burundi erkundeten. 1884 wurde das Land zusammen mit Ruanda Teil des „Schutzgebietes" Deutsch-Ostafrika. Nach dem Ersten Weltkrieg gelangte es unter belgische Verwaltung. Die europäischen Kolonialmächte teilten die Bevölkerung in zwei Gruppen, in die, die viele Rinder besassen und in die, die wenige Rinder hatten. Die mit den meisten Rindern wurden Tutsi genannt. Diejenigen, die weniger als zehn Rinder besassen, wurden den Hutu zugerechnet. Die Belgier behandelten die Tutsi bevorzugt und übertrugen ihnen eingeschränkte Machtpositionen innerhalb ihres kolonialen Systems. So schürten sie die bestehenden Konflikte zwischen Hutu und Tutsi noch mehr. 1959 brachen die Konflikte zwischen den beiden verfeindeten Völkern aus. Hunderttausende kamen in den blutigen Kämpfen um. Das Land war gelähmt
Die Unabhängigkeit brachte keinen Frieden
Am 1. Juli 1962 wurde Burundi unabhängig. Das Land wurde eine konstitutionelle Monarchie unter dem König Mwambutsa IV., den du links im Bild siehst. Ein Jahr später brachen Unruhen zwischen den verfeindeten Völkern aus. Denn die Hutu, die die Mehrheit der Bevölkerung bildeten, waren auch von den Machtpositionen der neuen Monarchie ausgeschlossen. 1966 stürzten Hutu gewaltsam die Tutsi-Monarchie. Der Umsturz brachte für sie jedoch keine Verbesserung. Nach wir vor waren die Hutu wirtschaftlich benachteiligt und wurden unterdrückt. In den siebziger Jahren kam es zu Präsidentenmorden und Militärputschen. Sie kosteten Hunderttausenden das Leben. 1990 wurde eine Charta der nationalen Einheit verabschiedet. Die Mehrheit der Bevölkerung wollte nach vielen Jahren der Diktatur eine demokratische Regierung. Nach mühsamen Verhandlungen wurden 2005 erstmals freie Wahlen abgehalten.