Die Vandalen erobern die römische Provinz Africa
Die Vandalen stammten aus Germanien. Sie befanden sich auf der Flucht vor den heranrückenden Hunnen und waren von Sachsen bis nach Spanien vorgedrungen. Es war der Beginn des 5. Jahrhunderts. In Spanien gründeten die Vandalen kleine Staaten und vermischten sich mit den Völkern, die mit der Seefahrt vertraut waren. So wurden die einstigen Bauern und Viehhirten zu Seefahrern.
Die Vandalen wurden von dem listigen und weitsichtigen Geiserich angeführt. Der Name Geiserich bedeutet Speerführer, und der Vandale machte seinem Namen alle Ehre. 429 nach Christus setzte er mit etwa 80 000 Auswanderern auf hunderten von Ruderbooten, Segelschiffen und Fischerkähnen nach Nordafrika über. Es dauerte viele Wochen, bis alle an der Nordküste von Afrika landeten. In der Gegend von Tanger schlugen sie ihr Lager auf. Ihr Ziel war die römische Provinz Africa. Dort sollte es genügend fruchtbares Land für die Auswanderer geben. Und Geiserich wollte ein neues Vandalenreich gründen. Auf dem Gemälde links ist Geiserich abgebildet.
Die Eroberung der römischen Provinz Africa
Die Vandalen marschierten durch Marokko und Algerien. Sie verbündeten sich mit Berberstämmen und eroberten 439 Karthago. Die Hauptstadt der römischen Provinz Africa war damals eine blühende Metropole mit mehr als 300 000 Einwohnern. Den Karthagern ging es gut, sie wohnten in stattlichen Häusern, hatten prunkvolle Theater und Thermen und einen großen Seehafen. Die Stadt war von Befestigungen und Steinmauern umgeben. Wie gelang es Geiserich, die Stadt im Handstreich zu erobern? Zeitgenossen schrieben, dass er mit großer List vorgegangen ist. Geiserich war der erste Barbar, der ein germanisches Königreich schuf. Geiserich entsendete seinen Sohn Hunerich als Geisel nach Rom, damit er die volle Unabhängigkeit von Rom erhielt. Roms Kaiser Valentinian III. erkannte das Vandalenreich an.
Die Plünderung Roms
Karthago wurde das Zentrum des Vandalenreiches. Bei Karthago fielen ihnen römische Flotten in die Hände. Sie rüsteten die Schiffe um und überfielen Korsika, Sardinien und die Balearen. Dann nahmen sie Kurs auf Rom. Geiserich segelte mit 20 000 Kriegern nach Italien. 455 plünderten sie die Stadt und richteten enorme Zerstörungen an. Die Menschen aber verschonten sie auf Bitte des Papstes Leo II. Die Vandalen setzten sich an die Stelle der römischen Oberschicht und nahmen deren Lebensform an. Sie lebten in großzügigen Villen, gingen auf die Jagd und liessen sich ihre Häuser mit bunten Mosaiken ausschmücken. 37 Jahre nach der Besetzung von Karthago starb Geiserich. Auf ihn folgte sein Sohn Hunerich sowie mehrere Enkel. Doch sie konnten das Vandalenreich nicht nachhaltig sichern.
Das Ende des Vandalenreiches
Die Römer rächten sich später. 533 sandte der oströmische Kaiser Justinian eine Flottenexpedition nach Afrika. Die Expedition wurde von seinem Feldherrn Belisar geleitet. Belisar war ein geschickter Kriegsherr mit großer Erfahrung. Er setzte mit 15 000 Kriegern nach Afrika über. Innerhalb weniger Monate schlug Belisar den Vandalenkönig Gelimer vernichtend in zwei großen Schlachten. Gelimers Reich wurde eine byzantinische Provinz. Eine Ära war beendet: Hundert Jahre hatte es gedauert, bis das Reich der Vandalen verschwunden war. Versprengte Vandalen machten immer wieder Jagd auf römische Galeeren.
Schon gewusst? Mit der Plünderung Roms gingen die Vandalen in die Geschichte ein. Seither bezeichnet man mit Vandalismus die mutwillige Zerstörung von fremdem Eigentum.