Die Schrift der Ägypter - ein Geschenk des Nils
Die Hieroglyphen gehören zu den ältesten Schriften der Welt. Die Ägypter kannten die Schrift schon 3250 vor Christus. Das war noch vor der Vereinigung von Ober- und Unterägypten. Die Hieroglyphen entwickelten sich über viele Jahrhunderte. Zuerst bestanden sie aus kleinen Abbildungen von Pflanzen, Tieren, Personen und Himmelskörpern. Zum Beispiel diente der Kreis als Symbol für die Sonne. Dann kamen Lautzeichen hinzu, wie das "m", das Eule bedeutet. Körperteile wurden zu Maßeinheiten oder Symbolen. Das Horusauge - es kommt dreimal vor auf dem Bild rechts - ist eine Hieroglyphe, die eine magische Bedeutung hatte. Sie stand für das Auge des Gottes Horus. Das Auge wurde aber auch für die Mathematik gebraucht. Viele andere Symbole gehörten zu den Hieroglyphen. Eine einfache Schrift, das Hieratische, wurde im Alltag verwendet. Die Hieroglyphen wurden für heilige Schriften und für Grabinschriften verwendet. Die Ägypter schrieben auf Stein, Ton und Leinen, hauptsächlich aber auf Rollen aus Papyrus. Sie schmückten die Schriftstücke gelegentlich mit bunten Bildern. Das längste, erhaltene Papyrus misst übrigens 40 Meter!
Papyrus und die Entwicklung der Schrift
Die Entwicklung der Schrift und die Herstellung des Papyrus gingen vermutlich Hand in Hand. Papyrus ist eine Pflanze, die vor Jahrtausenden am Nil gewachsen ist. Die Pflanze wird bis zu 5 Meter hoch und hat einen dicken Stengel. Aus der Pflanze gewannen die Ägypter den Vorläufer des Papiers. Neben Getreide war Papyrus der wichtigste Exportartikel. Er wurde auf riesigen Feldern am Nil angepflanzt. Es gab Arbeiter, die hatten nur die Aufgabe, Papyrus zu pflanzen, andere mussten ihn ernten und wieder andere waren nur mit seiner Verarbeitung beschäftigt.
Der Schreiber
Der Beruf des Schreibers war sehr geachtet. Denn nur jeder hundertste Ägypter konnte schreiben. Viele Schreiber arbeiteten in der Verwaltung, beim Militär oder als Angestellter in reichen Familien. Der begehrteste Job aber war, als Gelehrter oder Lehrer in einem der vielen Tempel zu arbeiten. Der Schreiber rechts im Bild hält in der linken Hand eine Papyrusrolle, in der rechten hält er eine Schreibbinse. Im Alten Reich lernten Kinder das Schreiben von den Eltern oder wurden einem Schreibkundigen unterstellt, der ihnen das Schreiben beibrachte. Ab dem Mittleren Reich gibt es erste Schulen. Erst im Neuen Reich war die Schule fester Bestandteil der ägyptischen Gesellschaft. Das Schulsystem war ziemlich hart. Faule Schüler wurden geschlagen und mussten schlimmstenfalls sogar eine Strafe im Gefängnis absitzen. Wenn man die Ausbildung abgeschlossen hatte, verdiente man ziemlich gut. Die meisten Schreiber auf ägyptischen Bildern sehen nämlich wohlgenährt aus, wie der Schreiber auf der Abbildung rechts. Die Figur entstand zwischen 2 500 und 2 350 vor Christus.
Thot - der Gott der Schrift
Kaum eine Religion hat einen Gott für die Schrift, außer die Ägyptische. Die alten Ägypter glaubten, dass Gott Thot die Schrift geschaffen hat und den Menschen als Geschenk überbrachte. Thot war im Alten Reich eine bedeutende Gottheit. Er wurde, wie in der Abbildung links, mit dem Kopf eines Ibis dargestellt. Nicht zu verwechseln mit Gott Horus, der mit dem Kopf eines Falken abgebildet wurde. Die Ägypter waren sehr stolz auf ihre Schrift, denn sie bildete den Ausgangspunkt für viele aufbauende Wissenschaften.
Wie die ägyptischen Hieroglyphen entschlüsselt wurden
Jahrhundertelang waren sie ein Rätsel, die Hieroglyphen. Die Bilderschrift erschien den späteren Generationen wie ein unlösbares Geheimnis. Sie hatten einfach verlernt, Bilder zu lesen. Doch dann begann ein Wettstreit der Gelehrten. Jeder wollte als erster den Geheimcode der Ägypter knacken. Doch ein Sprachwissenschaftler, der Franzose Jean-Francois Champollion, hatte Riesenglück. Er war mit dem französischen Feldherrn Napoleon und dessen Truppen in Ägypten einmarschiert. Napoleon wollte Ägypten erobern, die Forscher die Geheimnisse der alten Pharaonen entschüsseln. Sie schleppten Kostbarkeiten, Edelsteine und Schmuck, Statuen und Münzen nach Frankreich. Der vielleicht wichtigste Fund war ein Stein, der Stein von Rosette. Er war der Schlüssel zu einem der größten Rätsel des Altertums. Der Stein ist 2200 Jahre alt und wiegt 762 Kilogramm. Auf ihm steht ein Text in drei verschiedenen Sprachen: Altgriechisch, Demotisch und in der hieroglyphen Fassung der Ägypter. Champollion war ein Sprachgenie, er konnte neben altgriechisch sieben andere Sprachen. Trotzdem brauchte er Jahre, um die Schrift zu entschlüsseln. Sie war ganz schön kompliziert! Sie bestand aus nahezu 800 Zeichen. Zeichen konnten für Laute stehen, sie konnten Dinge darstellen, und kleine Hinweisschilder konnten die Bedeutung noch einmal verändern. Deshalb war der ägyptische Text auf dem Stein viel länger als der altgriechische. Hinzu kam, dass die Ägypter kaum Laute schrieben und keine Abstände zwischen den Worten machten. Man schrieb von rechts nach links oder umgekehrt von links nach rechts. Champollion kam auf den Trick: Die Blickrichtung der Tiere im Text gibt die Richtung an, in der geschrieben wurde. Champollion forschte weiter. Er reiste nach Ägypten, studierte andere Schriftstücke. Und nach einigen Jahren hatte er den Code geknackt! Er erhielt einen Ehrenplatz unter den Ägyptenforschern. Zurzeit kann man den Stein von Rosette im "British Museum" in London besichtigen.
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