Amun und Re - Göttinnen und Götter im alten Ägypten

Horus als Falke (c) Jeff Dahl Die Religion der alten Ägypter war sehr phantasievoll und voller Geheimnisse. Die Ägypter hatten eine magische Beziehung zu den Tieren in ihrer Umgebung. Deshalb spielen Tiere eine große Rolle in ihrer Götterwelt. Fast alle Götter wurden mit einem menschlichen Körper und dem Kopf eines Falken, Löwen, Krokodils oder eines anderen Tieres dargestellt. Jedes Wesen verkörperte besondere Eigenschaften des Gottes wie Schnelligkeit, Stärke oder Mut. Es rankten sich viele Geschichten um die Götter. Jeder Lebensbereich stand in Verbindung mit einer Gottheit. Es gab Götter des Himmels, des Nils, der Wüste, der Geburt und des Todes. In den Häusern standen kleine Statuen der Lieblingsgötter der Familien. Manche Götter wurden nur an bestimmten Orten verehrt, andere galten für das ganze Reich. Für jeden Gott wurde ein prächtiger Tempel geschaffen, in dem er verehrt wurde.

Amun  und Re - die Götter des Kosmos und der Sonne

Am Anfang aller ägyptischen Götter steht Amun, der Schöpfer des Kosmos. Er wird manchmal als Widder dargestellt. Es wird erzählt, dass er auf einen Hügel stieg, der sich aus den Wassern des Chaos erhob und seinen Sohn Schu – die Luft – schuf und seine Tochter Tefnut – die Feuchtigkeit. Die Geschwister vereinigten sich und schufen Geb, die Erde und Nut, den Himmel. Amun bedeutete auch "Hauch des Lebens für alle Dinge". Er trägt als Gott aller Götter die Doppelfeder als Krone.

Amun (c) Jeff Dahl

 Re auf der Sonnenbarke (c) cropped  Sonnengott  Re (c) Kayttaja.kompak

Re ist der falkenköpfige Sonnengott. Re bedeutete im Ägyptischen Sonne, und so galt dieser Gott als Spender allen Lebens. Meist trägt Re die Sonne auf dem Kopf. Als der Kosmos erschaffen war, so sagt die Legende, gab es für ihn nichts mehr zu tun. Er liebte den Müßiggang und fuhr mit seiner Tochter Maat, der Göttin der Gerechtigkeit, in der Sonnenbarke über den Himmel. Nachts durchquerte er mit der Barke die Wasser der Unterwelt. Zu seinen Ehren wurden Sonnenheiligtümer gebaut. In der 6. Dynastie steigt Re in Heliopolis zur neuen Hauptgottheit auf. Im neuen ägyptischen Reich verschmolzen Amun und Re zu einer Gottheit, zu Amun-Re. Der Pharao Echnaton ersetzte später Amun-Re durch den Sonnengott Aton und verbannte alle alten Götter aus den Tempeln. Doch die hochbezahlten Priester des Amun fürchteten um ihre Einkünfte. Sie beseitigten Echnaton und erhoben die alten Götter wieder zu den Hauptgottheiten.

Himmelsgötter

Falke, Kuh und Skarabäus, der Pillendreher, stehen in Verbindung mit den Himmelsgöttern. Horus, der Falkenköpfige, war ein Himmelsgott und zugleich Gott der Könige. Außerdem galt er als Beschützer der Kinder. Oft wird er in Gestalt eines Falken dargestellt oder als Mensch mit Falkenkopf. Sonne und Mond galten als seine Augen. Um beide Augen ranken sich verschiedene Mythen. Seine Flügelspitzen berührten die Grenzen der Erde. Der König galt als irdische Verkörperung von Horus. Aus diesem Grund trugen die Könige Ägyptens den Falkengott Horus in ihrer Königstracht.

Horus mit Falkenkopf (c) Jeff Dahl

Hathor (c) Jeff Dahl Chepre, Gott der Morgensonne (c) Jeff DahlMaat, Göttin der Gerechtigkeit und Weltordnung (c) Jeff Dahl

Hathor ist die Himmelsgöttin. Sie wird mit Kuhgeweih und Sonnenkugel dargestellt, manchmal erscheint sie auch als Kuhgestalt. Sie wurde als Göttin der Liebe verehrt. Als Re das Urchaos verließ, bildete sich in seinen Augen eine Flüssigkeit, die zu Boden fiel und sich in eine schöne Frau verwandelte. Sie wurde  „Gold der Götter“ genannt. Die Ägypter glaubten, dass Hathor über Nacht Re in ihrem Leib  verwahrt und jeden Morgen neu gebärt.

 Chepre ist der Gott mit dem Pillendreher-Kopf. Er symbolisiert den Sonnenaufgang. Sein Name bedeutet 'der, der von selbst entstand'. Die Ägypter glaubten, dass sich der Skarabäus ähnlich wie die Sonne ohne Zeugungsakt fortpflanzt. Tatsächlich vermehrte sich der Käfer im Nilschlamm rasend schnell. Er versteckte seine Eier in einer Mistkugel, die er wie einen Ball vor sich her schob. Deshalb findet sich der Skarabäus oft auf Zeichnungen, wie er die Sonnenscheibe am Morgen über den Horizont schiebt.

Maat ist die Tochter des Sonnengottes Re, sie wird mit Feder dargestellt. Sie ist die Göttin der Gerechtigkeit und des Weltengleichgewichts. In der Unterwelt entscheidet das Gewicht ihrer Feder darüber, ob die Toten in das Jenseits gelangen.

Schöpfergötter des Nils

Widder, Krokodil und Nilpferd standen Pate für die Schöpfergötter des Nils. Diese Götter waren sehr bedeutend. Denn ohne den Nil war ein Leben im ägyptischen Reich undenkbar. Chnum ist der widderköpfige Schöpfergott. Er galt als der Spender der Nilflut. Die Ägypter glaubten, dass er sowohl Götter und Menschen als auch Tiere und Pflanzen erschuf, indem er sie mithilfe seines Zauberstabes zum Leben erweckte. Als Fruchtbarkeitsgott war er Herr über Zeugung und Geburt.
Chnum (c) Jeff DahlTaweret, ägyptische Geburtsgöttin (c) Jeff Dahl Sobek (c) Jeff Dahl 

Taweret wird oft als schwangeres Nilpferd dargestellt. Sie galt als die Geburtsgöttin. Schwangere Frauen erbaten ihren Schutz und hängten ihre Kleider um die Statue, um das Wohlwollen der Göttin zu erhalten. Ihr Abbild findet sich häufig an Betten und Kopfstützen. Taweret wurde auch in einem sehr finsteren Licht gesehen. Es hieß, sie verschlingt die Toten, die vor dem Totengericht des Orisris nicht bestehen . Sobek ist der Krokodilgott, aus dessen Schweiß der Nil entstand. Er war also ein sehr wichtiger Gott. Zahlreiche Tempel mit Teichanlagen für die heiligen Tiere waren Sobek geweiht, die wichtigsten fanden sich in Oberägypten sowie in Krokodilopolis im Fayyum-Becken. Krokodile, die in diesen heiligen Tempeln verstarben, wurden wie Menschen einbalsamiert und als Mumien begraben.

Göttinnen der Fruchtbarkeit

Nach dem Glauben der Ägypter wachten Katzen und Kühe über die Fruchtbarkeit. Nachkommen zu zeugen und Kinder zu gebären wurde als das wertvolleste Geschenk der Götter betrachtet.  

Isis (c) Jeff Dahl

Hathor in Kuhgestalt (c) Jeff Dahl

Bastet (c) Kotofeij K. Bajun

Isis ist die Geburtsgöttin, die Frau von Osiris und Mutter von Horus. Sie wird oft mit Was-Zepter und Anch-Zeichen dargestellt. Die Ägypter verehrten sie als Göttin der Liebe oder Königin des westlichen Himmels. Mütter baten sie um Segen für ihre Kinder. Sie galt als mächtige Zauberin, die alle Geheimnisse und zukünftigen Ereignisse kannte. In Inschriften wird gesagt, sie sei „klüger als alle Götter“. So hatte sie für die Ägypter auch dunkle Seiten. Sie stahl Gott Re die Magie, um die Herrschaft über die Welt zu gewinnen. Bastet ist die Katzengöttin. Die Ägypter glaubten, dass sie mit dem Mond in Verbindung steht. Sie  verehrten Bastet als Göttin der Fruchtbarkeit. Oft wird die Göttin als Katze oder Frau mit Katzenkopf dargestellt. Bastet wurde als Beschützerin der Schwangeren verehrt. Sie galt auch als Göttin der Freude, des Tanzes, der Musik und der Feste. Man glaubte, Bastet besitzt eher sanfte Eigenschaften. Ganz im Gegensatz zu ihrer zornigen Schwester Sachmet, der Göttin des Krieges.

Kriegsgötter waren auch Götter der Wüsten

Raubvögel und Löwen waren die Paten der Kriegsgötter Seth und Sachmet.

Seth (c) Jeff Dahls Ägyptischer Streitwagen (c) Chariot

Sachmet (c) Jeff Dahl

Seth ist der Gott der Gewalt und des Krieges. Er wird oft in Menschengestalt mit dem Kopf eines Vogels dargestellt, mit spitzem, langen Schnabel und aufstehenden Ohren. Er verkörpert eine sehr alte Gottheit und wurde auch als Wüstengott und Beschützer der Oasen verehrt. In Kriegszeiten ersuchte der Pharao um seinen  Schutz.  Aus diesem Grund sieht man ihn auf Wandbildern auch als Begleiter im Streitwagen. Die bekannteste Geschichte rankt sich um den Kampf gegen Osiris und Horus. Sachmet ist eine löwenköpfige Göttin, deren Feueratem die heißen Wüstenwinde waren. Sie trug den Beinamen „Herrin des Zitterns“. Bei den alten Ägyptern war sie die Göttin des Krieges, der Krankheit, aber andererseits auch der Heilung. Man fürchtete sie, da sie Streit, Epidemien und sogar den Tod bringen konnte. Sie wurde als wild und kriegerisch betrachtet. Doch man glaubte, die Priester konnten sie mit Gebeten besänftigten. 

Thot - der Gott der Schrift und der Weisheit

Thot hatte eine Sonderstellung unter den Göttern. Er war sowohl im Himmel als auch im Jenseits zu Hause. Denn er mußte die Entscheidungen der Götter niederschreiben.

Thot - ägyptischer Gott der Schrift (c) wikimediaSonnenbarke mit Seth (c) wikicommonsThoth (c) Jeff Dahl
 

Das heilige Tier von Thot ist der Ibis. Oft wird der Gott der Schrift mit dem Kopf eines Ibis abgebildet. Manchmal findet man ihn auch mit dem Kopf eines Pavians dargestellt. Die Erfindung der Hieroglyphen und der Schreibkunst war eine der größten Errungenschaften Ägyptens. Er gilt deshalb auch als einer der ältesten Götter Ägyptens. Bereits während des Alten Reiches wurde Thot auch als Mondgott verehrt. Er galt als derjenige, der über die Mondrhythmen wachte und auch den Kalender erfand.  Schreibtafel und Griffel sind seine Attribute.

Götter der Unterwelt 

Die Unterwelt war für die alten Ägypter so real wie ihr wirkliches Leben. Sie waren überzeugt davon, dass sie nach dem Tod weiterlebten. Aus diesem Grund waren die Götter des Jenseits ebenso wichtig wie die Himmelsgötter. Sie sollten die Toten vor den Feinden im Jenseits beschützen.

Anubis (c) Jeff Dahl

Anubis (c) Jeff DahlOsiris (c) Jeff Dahl

 

 

 

 

Osiris herrschte über die Unterwelt. Er ist der Gott der Toten und der Auferstehung. Vor ihm müssen sich die Toten verantworten, bevor sie in das Jenseits gelangen. Alle jenseitigen Feinde der Verstorbenen, wie die Netzfänger oder die mit den schrecklichen Gesichtern, sind Abgesandte des Osiris. Jede Sprüchesammlung, die den Toten im Grab begleitet, enthält Beschwörungen gegen diese Dämonen.
Wägen des Herzens (c) Edna R. Russmann

 

 

 

 

Anubis ist der schakalköpfige Gott der Toten und der Mumifizierung. Er teilte sich die Aufgabe mit Osiris. Anubis überwachte die richtige Einbalsamierung und führte die Seele zum „Feld der Himmlischen Opfergaben“. Er legte die Hand schützend auf die Mumie. Anubis war auch Richter. Er überwachte das Totengericht. Das Herz des Toten wurde gegen die Feder von Maat, der Göttin der Gerechtigkeit aufgewogen. Wer diese Prüfung nicht bestand, wurde verschlungen. Das Urteil von Anubis war entscheidend dafür, ob es einem im Jenseits gut ging. Deshalb wurden die Gebete für die Toten auch an ihn gerichtet. Totenpriester trugen während  der Bestattungszeremonie seine Maske.

Die Ägypter verehrten auch einen Zwergengott. Er hieß Bes und galt als Schutzgott der Familie, denn er vertrieb böse Geister. Er hielt auch Schlangen von den Häusern fern. Sein Bild wurde an Betten, Spiegeln und vor den Gebäuden angebracht, zur Abwehr des bösen Blicks. Frauen trugen ihn an einem Amulett um den Hals. Dabei war Bes ein wirklich häßlicher Geist, er grinst auf allen Bildern, streckt zu Zunge heraus und hat einen ganz verwachsenen Körper. Doch die Frauen und Kinder liebten ihn. Wenn du heute in Vorgärten Gartenzwerge siehst, dann erinnern sie dich an diesen Zwergengott und an den ältesten aller Abwehrzauber. Wer weiß, vielleicht auch an die Zwergenwelt in dem Roman Herr der Ringe.

Mehr über die Götter der Pharaonen in dem Buch: Altes Ägypten.