Die Pyramiden, Grabmäler für die Ewigkeit
Die ersten und größten Pyramiden wurden im Alten Reich gebaut. Sie waren eine heilige Grabstätte, von der aus die Seele des verstorbenen Pharaos in den Himmel gelangen sollte. Die Form der Pyramide symbolisierte den Schöpfungshügel, ihre Spitze wies zum Himmel hinauf. Vermutlich war sie vergoldet und leuchtete weithin. Über die Jahrhunderte wurden 80 Königspyramiden errichtet, eine prächtiger als die andere. Die bekannteste ist die Cheops Pyramide. Sie gilt als eines der sieben Weltwunder der Antike.
Von Gräbern zu Pyramiden
Die ersten Pharaonen liessen sich in Mastabas bestatten, unterirdischen Grabmälern, die von Sandhügeln überdeckt waren. Pharao Djoser war der erste, der nicht mehr unter der Erde ruhen wollte. Djoser regierte um 2 650 vor Christus. Während seiner 19-jährigen Herrschaft schaffte er politische Stabilität in Ägypten. Die Wirtschaft blühte, in den Wissenschaften und im Bauwesen gab es ungeheure Fortschritte. Warum sich nicht zu Lebzeiten ein Denkmal setzten, dachte Djoser. Er liess in der Totenstadt von Sakkara, südlich von Memphis, ein Grab von über 60 Metern Höhe errichten. Die Pyramide war in Stufen gebaut, dadurch war sie stabil. Das hatte sich sein genialer Baumeister, der Wesir Imhotep ausgedacht. Die Menschen seiner Zeit waren erstaunt. Niemals hatten sie ein so großes Grab gesehen.
Von der Stufenpyramide zum perfekten Grabmal
König Snofru (2670 bis 2620 v. Chr.) war der bedeutendste Pyramidenbauer, aber auch der tragischte. Er wollte eine noch mächtigere Pyramide als sein Vorgänger. Er liess tausende von riesigen Steinquadern aufeinander schichten. Doch das Bauwerk war zu schwer, der Boden brach ein, die Pyramide bekam Risse. Noch einmal begann er von neuem. Das Grabmahl sollte 109 Meter hoch werden, fast doppelt so hoch wie die von Djoser. Doch als die Hälfte der Höhe erreicht war, gab es das nächste Desaster. Wieder bekam die Pyramide Risse. Was tun? Die Pyramide war wieder zu schwer. Würde man sie bis zur geplanten Höhe errichten, würde sie unweigerlich einstürzen. Die Bauleiter beschlossen, in einem flacheren Winkel weiter zu bauen. Es entstand die Knickpyramide. Die Risse versteckte man hinter einer dicken, weißen Ummantelung. Das Ergebnis war baulich eine Meisterleistung. Optisch war es eine Katastrophe. Snofru wurde immer älter, sein baldiger Tod war absehbar. Aber er liess nicht nach. Er unternahm einen dritten Anlauf! Wieder arbeiteten zehntausende Arbeiter und Tausende Fachkräfte an dem Bauwerk. Und nun gelang es: Die "rote Pyramide" war die erste perfekte Pyramide! Snofru konnte in dem atemberaubendsten Bau seiner Zeit bestattet werden.
Die Cheops Pyramide - ein Weltwunder der Antike
Cheops, der Sohn von Snofru, wollte das Werk seines Vaters überbieten. Noch höher, noch perfekter war seine Devise. Sie sollte 146 Meter hoch werden und 230 Meter lang. 2,3 Millionen Steinquader wurden herangeschleppt. 30 Jahre wurde daran gebaut. Konnte er wissen, dass er mit seinem Grabmal eines der sieben Weltwunder der Antike schaffen wird? Neben seinem Grabmal liess Cheops drei kleine Pyramiden für seine Hauptfrauen bauen. Das Boot, das den toten König zu seinem Grab trug, wurde in einer speziellen unterirdischen Kammer neben der Pyramide begraben. Im Inneren der Cheops Pyramide gibt es zwei Grabkammern, eine für die Königin und eine für den Pharao. Ein langer Gang, Galerie genannt, führt zur Kammer des Königs. Ihre Decke ist 8 Meter hoch, fast drei mal so hoch wie ein Zimmer. Im unteren Bereich befindet sich die Grabkammer der Königin. Es gibt viele andere Gänge, Schatzkammern und noch geheime Räume. Forscher schickten zwei Roboter in die Pyramide, um diese geheimen Kammern aufzuspüren, doch jedesmal wurden die elektronischen Helfer von wundersamen Hindernissen aufgehalten.
Die Pyramiden von Gizeh
Für Cheops Sohn Chephren und seinen Enkel Mykerinos wurden an derselben Stelle ebenfalls Pyramiden nach demselben Bauplan errichtet. Ab 2 895 vor Christus prägten Vater, Sohn und Enkel die Geschichte des Alten Reiches. War einer der Könige gestorben, wurde sein Leichnam in einer Barke von Memphis zur Pyramide gebracht. Ein Kanal führte vom Nil zur Totenstadt. In einem Taltempel wurde der Leichnam mumifiziert. Dann wurde er von den Priestern zu einem Totentempel gebracht, bevor er in einen steinernen Sarkophag in der Pyramide zur letzten Ruhe gebettet wurde. Die Gemahlinnen und hohen Beamten des Königs wurden in kleinen Pyramiden in der Nähe bestattet. Zur Zeit des Alten Reichs galten diese Prachtbauten als "Thron der Sonne". Man glaubte, dass sich auf ihrer vergoldeten Spitze die Pharaonen mit dem Sonnengott Re vereinigen. Die Leichname aller Phaonen aus den Pyramiden von Gizeh wurden von Grabräubern verschleppt. Niemand weiß wohin, niemand fand mehr Reste von ihnen. Nur noch die Pyramiden erinnern an sie und ihre große Zeit. Heute liegen die Pyramiden von Gizeh etwa 13 km westlich von Kairo.
Die Bauarbeiten
Bis zu 30 000 Menschen waren über 20 Jahre am Bau der Cheops Pyramide beschäftigt. Es waren Bauern, die während der Ruhezeiten der Felder zum Bau angefordert wurden, sowie Sklaven und Kriegsgefangene. Der Pyramidenbau war eine große Schinderei. Rad und Flaschenzug waren noch nicht erfunden. Es galt, Steinquader von zweieinhalb Tonnen Gewicht mathematisch genau aufeinander zu stapeln. Rund 2,3 Millionen Kalksteinblöcke wurden verbaut. Ein Block wog 2.5 Tonnen. Über Rampen beförderte man die Steinblöcke zur Pyramide. Mit Holzschlitten und auf Rollen wurden die Steinblöcke an ihren Platz gehievt. Links im Bild sind die Pyramiden von Gizeh. Im Vordergrund befinden sich die drei kleinen Königinnenpyramiden, dahinter die Pyramide des Mykerinos, in der Mitte die Pyramide des Chephren. Rechts ragt die Cheopspyramide in den Himmel.
Der Sphinx, Hüter der Toten
Die gewaltige Steinstatue besitzt einen Löwenkörper und einen Menschenkopf. Der ungefähr 20 m hohe und 73 m lange Sphinx steht neben dem Weg, der zur Chephren Pyramide führt. Viele Forscher glauben, dass der Sphinx während der Regierungszeit von Chefren gebaut wurde und die Gesichtszüge des Pharao zeigt. Er ist der größte Sphinx, den es je gab, und eindeutig männlichen Geschlechts. Sein monumentaler Löwenleib mit dem freundlichen Pharaonenhaupt soll den Eingang zum Reich der Toten bewachen. Solche Sphingen gab es im alten Ägypten häufig. Sie hatten immer den Körper eines Löwen und den Kopf eines Königs oder auch einer Königin. Die Sphingen bewachten Tempel, Heiligtümer, Gräberfelder und Prunkhallen.
Pyramiden, vom Flugsand zugedeckt
Nach und nach wurde der Sphinx von Gizeh vom Flugsand zugedeckt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts vor Christus sah man ihn kaum mehr. Da träumten zwei Männer von vornehmer Geburt, sie würden Könige, wenn sie den Sphinx vom Sand befreien. Es waren Vater und Sohn. Sie taten es und wurden Könige. Als Amenophis II. und Thutmosis IV. herrschten sie nacheinander über das ägyptische Reich. Zum Dank stiftete jeder von ihnen eine Stele. Die von Thutmosis steht noch zwischen den Löwenpranken, die von Amenophis inzwischen im Museum in Kairo.