Die Berberreiche

Die Berber zählen zu den ursprünglichen Bewohnern Nordafrikas. Sie besiedelten seit Jahrtausenden die Küsten von Nordafrika. Die Küste wurde damals Barbary Coast genannt, die Küste der Berber. Die Bewohner bebauten das fruchtbare Hinterland und gründeten große Fürstentümer. Auf der Karte rechts siehst du die Barbary Coast zwischen Marokko und Ägypten eingezeichnet.

 Berber waren die ersten Bewohner Nordafrikas

AncientLibuIn Jahrtausende alten Felszeichnungen haben die Berber die ersten menschlichen Spuren in den Wüsten Nordafrikas hinterlassen. Die Berber hatten Siedlungen und Städte an den Küsten gebaut, sie herrschten auch über ein riesiges, fruchtbares Hinterland. Deshalb gab es immer wieder kriegerische Völker, die sie unterwerfen wollten. Anfangs wurden die Küstengebiete der Berber von den Phöniziern eingenommen. Die Berber zogen sich in das Hinterland zurück, während sich die Phönizier an den Küsten festsetzen und große Handelsstädte errichteten.

Die Berber und die Ägypter

Pharaoh Shoshenq I.Auch die Ägypter erwähnten bereits die Berber. Zeitweise herrschte sogar ein Berbervolk über Ägypten: Die Meschwesch waren ausgezeichnete Reiter und Schützen. Unter ihrem König Scheschonq I. fielen sie in Ägypten ein und begründeten die 22. Dynastie. Das war 945 v. Christus.
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Die ersten Königreiche der Berber

Nach den Phöniziern eroberten die Römer das Küstengebiet und gründeten die römische Provinz Africa. Im Hinterland schlossen sich Berberstämme zu Königreichen zusammen. Zu den größten Berberreichen zählten das Königreich von Syphax, das Reich der Numiden und das Königreich von Gala. Die Garamanten bewohnten das Fessan im heutigen Libyen. Sie trieben Handel mit den Römern. Sie besaßen eine hohe Kultur und verfolgten abenteuerliche Projekte. Dazu zählte, dass sie die trockenste Wüste der Welt fruchtbar machen wollten. Ob es ihnen gelang?

Massinissa und die Römer

Massinissa-KingofNumidiaNach den Phöniziern besetzten die Römer die fruchtbaren Gebiete der Berber. Einige Berberfürsten wehrten sich gegen die Römer, doch die meisten mussten sich in die Berge zurück ziehen. Numidien bildete eine Ausnahme. Das Reich war riesig, es erstreckte sich über weite Teile von Algerien und Tunesien. Bekannt waren die Numider für ihre schnellen Reiterheere. Die Krieger trugen keine Rüstung, sie schützten sich nur mit einem Schild und waren dadurch wendiger und schneller als die Reiterheere der Römer. Der numidische König Massinissa lebte im 2. Jahrhundert vor Christus. Er war mit Karthago im Bunde, schlug sich dann jedoch auf die Seite der Römer.  Er lieferte den Römern Getreide und Kriegselefanten und förderte damit auch ihre Feldzüge gegen die Berber. Er erkannte zu spät, dass er sich auf die falsche Seite geschlagen hatte. Rom besiegte in den punischen Kriegen die Phönizier und wurde zur beherrschenden Macht in Nordafrika. Massinissas Reich wurde unter seinen drei Söhnen aufgeteilt und stark geschwächt. Du siehst ihn auf dem Bild rechts. Im 7. Jahrhundert fielen Araber in Nordafrika ein. Die Berberstämme wehrten sich auch diesmal gegen Fremdherrschaft der Araber. Doch gegen die Übermacht der islamischen Heere waren die Berber fast chancenlos.

Kahena und ihr Kampf gegen den Islam

Statue of Dyhia in Khenchela Algeria Kahena war eine mutige Berberkönigin. Sie stellte sich mit ihren Heeren den übermächtigen islamischen Reiterheeren entgegen. Sie zählte zu jenen Berberinnen, die noch im Mittelalter viele Stämme anführten. Sie zog es vor, im Kampf zu sterben statt als Sklavin auf einer arabischen Plantage zu enden. Sie liess die Städte und Siedlungen anzünden und hinterließ den Feinden verbrannte Erde, um sie davon abzuhalten, noch tiefer in das Berberreich einzudringen. Mit dieser Taktik konnte sie den ersten Ansturm der Araber abwehren. Doch zuletzt war der Islam nicht mehr aufzuhalten. Kahena fiel in der letzten Schlacht, und der Islam eroberte Nordafrika. Die Mehrzahl der Berber übernahm die islamische Kultur. Die arabische Sprache verdrängte die alten Berberdialekte. Frauen verloren ihre gesellschaftliche Bedeutung, Männer übernahmen die Führung der Stämme. Berberfrauen besitzen heute mehr Freiheiten als Frauen in arabischen Gesellschaften. Aber ihre alte Freiheiten sind verschwunden.

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Die Berber und der Islam

Die Almohaden waren eine Berberdynastie, die im 12. Jahrhundert auf den Plan trat. Sie waren bereits islamisiert. Gemeinsam mit anderen Berberstämmen unterwarfen sie 1159 Tunesien und schlossen den gesamten Maghreb zu einer politischen Einheit zusammen. Ihre Hauptstadt war Marrakesch. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts beherrschten sie ein Großreich, das von Spanien bis nach Tripolitanien reichte.

Der Rückzug der Berber in die Berge von Nordafrika

Agadir-Imhilene-Marokko-KaktusgestrppDie meisten Berberstämme zogen sich vor den Arabern in die trockenen Gebirgsländer zurück. Sie bauten in den Bergdörfern Siedlungen, errichteten Festungen und betrieben Almwirtschaft. Sie haben sich an das Überleben unter schwierigen Bedingungen angepasst. Sie leben von Viehzucht und Ackerbau. Wasser ist knapp, nur in der Winterzeit ist der Wasserstand in den Flussoasen hoch genug, so dass sie ihre Felder bebauen können. Die Felder gehören den Großfamilien, die Rechte auf bestimmte Mengen von Wasser besitzen. Im Frühling werden die Schaf- und Kamelherden in die Berge getrieben. Einige bleiben zurück und bewachen die Felder, bis ihre Familien im Herbst wieder ins wärmere Tal zurückkehren. In den Tälern lebt man in Häusern, in den Bergen in Zelten aus Kamelhaardecken.

Die Berber heute

BerberfrautanztDie Berber sind heute verstreut über Marokko, Algerien, Libyen und  Mauretanien. Auch im Osten von Mali und im Norden von Nigeria sind Berber beheimatet. Sie leben in Großfamilien, nur in Notzeiten bilden sie Stämme. Die Familie ist sehr wichtig, ohne sie kann kaum einer in den trockenen, lebensfeindlichen Regionen überleben. Die Männer kümmern sich um das Vieh, die Frauen um die Familie. Sie stellen Schmuck her und weben bunte Stoffe mit geometrischen Mustern. Die meisten Berber sind heute sesshaft. Eine Ausnahme bilden die Tuareg, ein Berbervolk, das durch seine blaue Tracht bekannt ist. Ein Teil von ihnen zieht noch durch die Sahara wie ihre Vorfahren und ist im Salzhandel tätig. Tamazight ist die bekannteste Berbersprache. Woher der Name Berber stammt, weiß man nicht genau. Die Berber selbst bezeichnen sich als „Amzirin“, als freie Menschen. Sie gelten als freiheitsliebendes, kriegerisches Volk.