Das Königreich Kongo
Durch den Handel mit Textilien aus dem Bast der Raffiapalme gewann das Königreich Kongo ab dem 1400 Jahrhundert an Bedeutung. Das Königreich erstreckte sich über das heutige Kongogebiet und Angola. Es war so groß, dass es in sechs Provinzen unterteilt wurde. Als Gründervater gilt ein Schmied namens Ntinu Wene.
M'Banza, das Königreich am Kongo
Die Nachfolger von Ntinu Wene nannten sich Mani Kongo, König von Kongo. Ihr Hauptsitz lag in M'Banza Kongo, einer Stadt an der Grenze zum heutigen Angola. Etwa dreißigtausend Untertanen lebten in M'Banza Kongo, sie siedelten rund um den Präsidentenpalast. Der Palast lag auf einem Fels am Ufer des Kongo. Er muss riesig gewesen sein. Besucher beschrieben ihn als etwa zwei Quadratkilometer großes, ummauertes Gelände mit Palisaden, festlich geschmückten Hütten und einladenden Gärten. Nur die Könige besaßen das Recht, Eisen zu schmieden und Waffen zu fertigen. Sie waren überaus mächtig. Der Mani Kongo saß auf einem Thron aus Holz und Elfenbein. Als Zeichen seiner Macht trug er eine Peitsche aus dem Schweif eines Zebras, einen mit Fellen und Tierköpfen behängten Gurt sowie eine kleine Mütze aus dem Fell eines Leoparden. Seine Untertanen mussten sich ihm auf allen vieren nähern und durften ihm weder beim Essen noch beim Trinken zusehen. Taten sie es doch, drohte ihnen die Todesstrafe. Neben den Adligen und den „normalen“ Bürgern gab es auch Sklaven, Menschen, die durch Kriegsgefangenschaft, Verschuldung oder Bestrafung ihre Freiheit verloren hatten. Ähnlich wie im antiken Rom oder Griechenland konnten die kongolesischen Sklaven ihre Freiheit wiedergewinnen oder sich mit Freien verheiraten. Als die Europäer Arbeitskräfte brauchten, stiegen die Kongo-Könige in den Sklavenhandel ein. Kriegsgefangene konnten nicht mehr zu Freien werden. Statt dessen wurden sie wie eine Ware verkauft und als unfreie Menschen missbraucht.
Das Königreich Kongo und der Handel mit den Portugiesen
Ab 1480 erkundeten portugiesische Seefahrer die Küsten Westafrikas. Diogo Cao war der erste Portugiese, der den Boden des Kongoreiches betrat. Er knüpfte Kontakte zum Königreich Kongo, denn er wollte an der Küste Handelsposten errichten. Außerdem planten die Portugiesen, in den Sklavenhandel einzusteigen. Sie benötigten billige Arbeitskräfte für Plantagen, die sie auf afrikanischen Inseln errichteten. Die Portugiesen besiedelten die Inseln Sao Tomé und Principe und legten Zuckerrohrplantagen an. Für die Bewirtschaftung der Plantagen lieferte das Königreich Kongo Sklaven.
Der Kongo und der Sklavenhandel
Fünfzig Jahre später hatten die Portugiesen Kolonien in Südamerika erobert. Auch für die Plantagen in Südamerika benötigten sie billige Arbeitskräfte. Sie begannen, afrikanische Sklaven auch nach Brasilien zu transportieren. Warum? Sie hatten die Ureinwohner Brasiliens unterworfen und gezwungen, auf den Plantagen zu arbeiten. Doch die einheimische Bevölkerung starb unter den harten Bedingungen der Sklaverei. Deshalb brachten die Portugiesen Millionen von afrikanischen Gefangenen in die Neue Welt. Denn diese galten als widerstandsfähige Arbeiter, die weniger krankheitsanfällig waren als die brasilianischen Ureinwohner. Auf der Zeichnung siehst du Prinzessin Nzinga vom Congo. Als Sitzplatz dient ihr der Rücken einer Dienerin, die auf allen Vieren auf dem Boden kniet.
Prinzessin Nzinga, die Herrscherin im Kongo
Der Kongo wird kolonisiert
Mit den portugiesischen Seefahrern und Händlern gelangten im 16. Jahrhundert die ersten Missionare nach Afrika. Sie verbreiteten das Christentum unter den Völkern, die in Küstennähe lebten. In wenigen Jahren bekehrten sie die Küstenbewohner. Bald drangen sie entlang der Flüsse ins Landesinnere vor. Bereits 1506 wurde ein zum Christentum bekehrter Kongolese König von Kongo. Er nannte sich Afonso I. Afonso I. war von Missionaren erzogen worden, die ihn darin schulten, ganz im Sinne der europäischen Eroberer zu handeln. Er begründete eine Dynastie, die sich den Wünschen der europäischen Botschafter und Händler anpasste. Die Portugiesen halfen dem Mani von Kongo bei der Organisation des Reiches und dem Aufbau eines Heeres. Sie entsandten Missionare, die Kirchen bauten. Die Bevölkerung lehnte die neue Religion ab. Doch sie hatte nichts zu sagen. Schlimmer noch: Der König lieferte den Portugiesen Sklaven als Gegenleistung für die Modernisierung seines Reiches. Als die Portugiesen immer mehr Sklaven forderten, verwies Afonso sie des Landes. Der Kongo verfiel allmählich, denn er war wirtschaftlich von Portugal abhängig geworden. Die Portugiesen sannen auf Rache. In der Schlacht von Ambuila besiegte die portugiesische Armee 1665 das kongolesische Heer. Das einst mächtige Kongo-Reich ging unter. Portugal ergriff die Kontrolle über das Land.