Das Königreich der Aschanti
Im sanften Hügelland von Ghana begann im 17. Jahrhundert der Aufstieg des Königreiches der Aschanti. Die Herrscher waren bekannt für ihr Gold und ihre hochentwickelte Staatskunst. Sie waren gefürchtet wegen ihrer ausgefeilten, modernen Kriegsführung. Wie schaffte es ein Volk innerhalb eines Jahrhunderts, zu einer regionalen Großmacht aufzusteigen? Auf dem Foto rechts siehst du den Bosumtwi See mit den Asante Mountains im Hintergrund.
Die Akan auf der Suche nach neuem Land
Die Akanvölker waren im 13. Jahrhundert aus dem Norden in die Regenwaldgebiete Westafrikas eingewandert. Sie waren zu der Zeit noch kleine Volksgemeinschaften, die in den fruchtbaren Gebieten im Zentrum von Ghana ihr Glück suchten. In den Böden fanden sie unermessliche Goldschätze. Sie begannen mit den mächtigen Sahelreichen Handel zu treiben. Als im 15. Jahrhundert Hirse, Bananen und Kassava aus Amerika und Südostasien eingeführt wurden, zogen immer mehr Völker in das Gebiet, das Asantes genannt wurde. Nahrung war reichlich vorhanden, und Arbeit gab es genug in den Goldminen. Bald meldeten sich europäische Abnehmer für das Edelmetall. Auf dem Gemälde links siehst du Prinzessin Aquasi Boachi und Quamin Poko aus dem Volk der Akan.
Der Goldhandel mit Europa
Die Portugiesen waren die ersten, die an der Küste in den Goldhandel einstiegen. Der Ruf vom Reichtum der Ashanti weckte die Gier der übrigen europäischen Seemächte. Niederländer, Brandenburger und Briten kämpften um die Kontrolle über die Goldküste. Sie vertrieben die Portugiesen und machten den Handel unter sich aus. Mit den drei Mächten änderte sich der Warenaustausch. Waffen und Munition wurden nun gegen Gold geliefert. Bald versorgten die Akan ganz Europa mit Gold und erhielten dafür moderne Feuerwaffen. Sie verkauften aber nicht alles. Einen Teil horteten sie als Schatz, der vom Dorfobersten verwaltet und von der ältesten Frau im Dorf bewacht wurde. Der Goldhandel brachte den Dorfgemeinschaften großen Reichtum. Kleine Fürstentümer entwickelten sich. Mit den neuen Waffen waren sie den Nachbarvölkern überliegen. Sie führten regionale Kriege und zwangen die Gefangenen, in ihren Goldminen zu arbeiten. Links ein Foto von Prempeh I., 1888-1931.
Osei Tutu und der goldene Stuhl
1695 schlug die Geburtsstunde des Königreiches der Aschanti. Ein Priester erklärte, er habe von dem höchsten Gott Nyame den Auftrag erhalten, aus den Aschanti ein mächtiges Volk zu machen. Der damalige Herrscher von Kumasi, Osei Tutu, berief eine Versammlung aller Würdenträger ein. Nach der Legende soll der Priester vor den Augen der Versammelten einen goldenen Stuhl vom Himmel geholt haben. Er erklärte diesen Stuhl als heilig, denn er enthalte die Seele des ganzen Aschantivolkes. Osei Tutu einigte die Fürstentümer zu einem Königreich und bestieg den Thron und wurde der erste König der Aschanti. Der goldene Stuhl wurde zum Symbol seines Reiches. Osei Tutu hatte mehr im Sinn. Er wollte, dass sein Reich das mächtigste in ganz Westafrika wird. Er schuf eine nationale Armee. Jedem Mitgliedsstaat wies er einen Platz und eine Aufgabe in dieser Armee zu. Jeder Staat musste Waffen und Männer liefern. Die vereinigten Streitkräfte eroberten die umliegenden Reiche und gliederten sie ein.
Das Ende des Königreichs und der Beginn der Kolonisierung
Die Aschanti schalteten sich in den Sklavenhandel ein. Im Austausch für Gold, Sklaven und Elfenbein erhielten sie die neuesten Gewehre und Munition. Die Aschanti wurden dadurch so schlagkräftig, dass selbst die britische Kolonialmacht siebzig Jahre und sieben Kriege brauchte, um sie zu besiegen. Der Aschanti König wurde in die Verbannung geschickt. Ein Jahrhundert lang wurde Ghana zu einer britischen Kronkolonie. Die Briten verboten den Sklavenhandel und beuteten die Goldschätze der Aschanti aus. Mit dem Anbau von Kakao entdeckten sie eine neue Einkunftsquelle. Die Völker Ghanas wehrten sich in vielen blutigen Aufständen gegen die Ausbeutung ihrer Schätze und ihrer Arbeitskraft. Am 6. März 1957 gelang es ihnen als erste Kolonie in Afrika, unabhängig von der britischen Kolonialherrschaft zu werden. Das Gemälde links zeigt das Gefecht der Briten gegen die Aschanti im Jahr 1824.
Ein König ohne Königreich
Das Aschantireich bestand über 200 Jahre, von 1695 bis 1896. Heute sind die Aschanti ein Volk unter anderen Völkern in Ghana. Ihre Paläste wurden von den Kolonialmächten zerstört. Aber sie haben immer noch ihren König. Zehn dörfliche Tempel sind erhalten. Sie wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, eine Auszeichnung für die hohe Kultur der Ashanti. Rechts im Bild siehst du einen dieser dörflichen Tempel von Prempeh I., den letzten König der Aschanti.
Der Sankova Vogel
Die Aschanti besitzen eine Vielzahl von Symbolen und Sprichwörtern. Sie stammen aus der Zeit des Königreiches. Ein sehr bekanntes Symbol ist der Sankofa Vogel. Der Vogel schreitet vorwärts und hat dabei seinen Kopf rückwärts gewandt. Er bedeutet, dass man aus der Vergangenheit lernen muss, um eine bessere Zukunft zu schaffen.
Mehr über den Sankova Vogel erfahrt ihr in der Geschichte Kwajo und das Geheimnis des Trommelmännchens
Die traurigsten Orte der Welt - mehr über die Insel Goree und den Sklavenhandel